Überhitzung
Bei unserem ca. 2-stündigen Dreh mit Caro hatten wir – erwartungsgemäß - keine Überhitzungs-Warnung bei der Sony A1 (allerdings hatten wir auch keine bei der Canon EOS R5). Im On/Off Betrieb sehen wir auch bei den aktuell maximalen 8K-Auflösungen entsprechend auch wenig Grund zur Sorge.

Um die Sony A1 in Hitzewallungen zu bringen, muss man sich etwas anstrengen. Wir hatten bei kontinuierlicher 8K 10 Bit 4:2:0 Aufnahme bei Raumtemperatur nach 40 Minuten eine erste Hitzewarnung. Nach 69 Minuten mussten wir unseren (nicht ganz zum Start vollen) Akku wechseln. Beim erneuten Start nach dem Akkuwechsel beschwerte sich dann die A1, dass sie zu heiß sei und eine weitere Aufnahme nicht möglich sei. Nach 15 Minuten Abkühlung liessen sich erneut 5 Minuten bis zur nächsten Hitzewarnung aufnehmen.

Wer also besonders lange 10 Bit 8K Aufnahmezeiten am Stück benötigt, sollte unseren Tests nach mit einer realen Aufnahmezeit um die 60 Minuten (beim Raumtemperatur) rechnen. Wer noch mehr Bedarf hat, sollte bei der Sony A1 entweder auf 4K setzen (hier stehen noch Überhitzungstests von unserer Seite aus) oder zu den mit Lüftern versehenen Sony FX3 / FX6 greifen.
Wer hingegen vor allem im On/Off Betrieb unterwegs ist, sollte in Sachen Hitzemanagement – zumindest in unseren Breiten - kaum in Probleme geraten. Eine Abschattung bei prallem Sonnenlicht im Stand-By-Modus dürfte trotzdem nicht verkehrt sein.
Verarbeitung / Handling
Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Flaggschiff Sony A1 kaum von anderen aktuellen Vollformat Sony Alphas. Und doch stellt gerade dieser Umstand eine interessante Designentscheidung Sonys dar – vor allem weil die Konkurrenz in Form von Canon und Nikon ihre „Foto-Boliden für Sportfotografen“ - denn auch hierzu zählt die Sony A1 bei 30 B/s – in vergleichsweise große Kameragehäuse mit integriertem Hochformatgriff packt.

Wir begrüßen diese Entscheidung Sonys ausdrücklich, weil die A1 damit deutlich kompakter und bei Bedarf modularer daherkommt. Schließlich lässt sich ein entsprechender Hochformatgriff bei größerem Akku-Bedarf auch noch nachträglich montieren. Im minimalen A1-Ausbau reicht bei einem System-Gewicht von Gehäuse, internem Akku und FE 24-70 mm F2,8 GM Objektiv bei schlanken 1.625 g (von uns gewogen) beispielsweise für den Gimbalbetrieb ein kompakter Gimbal wie der Ronin RSC2 völlig aus. Im Hinterkopf sollte man bei den Sony Alphas grundsätzlich haben, dass die vergleichsweise kompakten und leichten Gehäuse sich besser für eher kompakte Objektive eignen. Wer mit längere Brennweiten unterwegs ist, dürfte von dem Mehrgewicht des modularen Hochformatgriffs (Sony VG-C4EM) profitieren.

Das Verarbeitungsniveau der Sony A1 bewegt sich ingesamt auf hohem Sony-Standard. Besonders gut gefallen hat uns der 0,64 Zoll große Sucher der Sony A1 der nicht nur mit seiner Auflösung von 9,4 Mio Bildpunkten zum besten zählt was derzeit verfügbar ist, sondern auch mit einer 0,90-fach Vergrösserung eine erstklassige Bildbeurteilung zulässt.
Dem hochauflösenden 50MP-Sensor der Sony A1 hatten wir ja bereits im slashCAM Testlabor ein recht gutes Rolling Shutter Verhalten im Videobetrieb attestiert. Dank Sensorstabilisierung sind auch Shots aus der Hand bei längeren Brennweiten kein Problem – allerdings würden wir bei stärker bewegten Shots hier zu einem Gimbal greifen – zum Thema Stabilisierung ein anderes Mal mehr).
Wie bereits Sony A7S III, FX3 und andere Sony Alphas unterstützt auch die A1 den Sony XLR-Adapter via MI (Multi Interface Shoe). Für uns für den Videobetrieb eine des zentralen Argumente für ein einerseits aufgeräumtes als auch qualitativ hochwertiges Audio-Setup.

Der Monitor der Sony A1 muss tatsächlich eher als Zugeständnis für Fotografen gesehen werden. Dieser ist zwar ausziehbar aber leider nicht zur Seite schwenkbar wie bei der Sony A7S III – auch könnte er mit seinen 1.4 Mio Bildpunkten für ein Referenzsystem unserer Meinung nach etwas höher auflösen.
Wie bereits von der Sony A7S III bekannt, verfügt auch die Sony A1 über zweifach dual ausgeführte Kartenslots. Das bedeutet dass sie sowohl mit SD Karten als auch mit den neuen CFexpress Type-A Karten genutzt werden kann.

Von den diversen XAVC-Codec-Varianten der Sony A1 sollte man vor allem bei der Nutzung von XAVC S-I 4K und XAVC S-I HD mit maximal 1200 Mbit/s bzw. 890 Mbit/s die Kartengeschwindigkeit im Auge behalten. Sony empfiehlt bei maximalem Datendurchsatz mindestens eine SDXC V90 oder die von uns auch für diesen Test genutzten CFexpress Type-A Karten. Günstiger dürfte man aktuell mit den V90 Karten auskommen.

Positiv hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang Sony sicheres Gespür für praxisrelevante Datenraten und Komprimierungseffizienz. Und da wir gerade beim Thema sind: Die duale Kartenslotauslegung ist für uns - gerade für die Videoproduktion – ein recht gewichtiges Ausstattungsmerkmal pro Sony A1. (Im Highend-Vollformat DSLM-Bereich leider immer noch keine Selbstverständlichkeit).
Im A1-Praxis-Handling hat uns vor allem die Schärfebeurteilung durch den hochauflösenden Sucher gefallen. Nicht zuletzt weil auch während der Videoaufnahme die Suchervergrösserung für eine optimale Fokuskontrolle dazugeschaltet werden kann: Seit geraumer Zeit ein echtes Plus bei Sony Alphas und ebenfalls keine Selbstverständlichkeit.
In Sachen In/Outs ist die Sony A1 ebenfalls hervorragend ausgestattet: So verfügt sie vorbildlicher Weise über einen robusten HDMI Typ A Anschluß, einen PD-fähigen USB-C Anschluß, ein vollwertiges 1000 BASE-T-Ethernet Interface, integriertes 2,4-GHz- und 5-GHz-Band WLAN, sowie Kopfhörer, Bluetooth, Mikro und PC-Schnittstelle.

Nichtsdestotrotz haben wir auch bei der Sony A1 ein paar Anregungen für zukünftige Firmware-Updates – drei um genau zu sein: 1. Eine Shutterangle-Option 2. Einen Waveform-Monitor und 3. Ein optional lineares Ansprechverhalten beim manuellen Fokussieren.
Unterm Strich hinterlässt die aktuelle Sony A1 sowohl bei der Verarbeitung als auch beim Handling und der technischen Ausstattung - insbesondere auch Richtung Pro-Fotografen - einen erstklassigen Eindruck.