Nachdem die Topmodelle der Panasonic-Consumer-Sparte (HC-X800/900) auch dieses Jahr wieder durch ihren runden Funktionsumfang glänzen konnten, fragen sich viele Anwender wie es denn um die Mittelklasse, sprich HC-V707 bestellt ist. Das fragten wir uns auch...

Die Panasonic HC-V707 wirkt ausgesprochen kompakt und glänzt im Testumfeld vor allem mit ihren manuellen Funktionen. So bietet sie die besten manuellen Eingriffsmöglichkeiten. Als einzige Kamera im Testfeld lassen sich bei der HC-V707 Shutter und Blende separat einstellen. Dazu gefällt auch die Menübedienung, die über virtuelle Buttons einen schnellen Zugriff auf diese Parameter (dazu noch Weißabgleich und Fokus) erlaubt. Diese virtuellen Buttons sind im Gegensatz zur Konkurrenz ausreichend groß dimensioniert, um sie beim Filmen zuverlässig zu treffen.
Auch die Bildcharakteristik lässt sich in Schärfe, Farbe, Belichtung und Weißabgleichs-Verschiebung justieren, und zwar nicht nur in homeopathischen Dosen wie bei Canons HF-M-Konkurrenten.
Keine Artefakte trotz Skalierung
Der Weitwinkel ist extrem praxistauglich, allerdings gelingt Sony die optische Verzeichnungskorrektur hier noch etwas besser. Dafür schlägt der optische Zoombereich mit 21facher Vergrößerung die Konkurrenten deutlich. Hinzu kommt, dass die zusätzliche digitale Zoomfunktion auf 46fach durch eine kleinere Auslesefläche des Sensors bemerkenswert gut funktioniert, weil der Sensor durch die hohe Pixelanzahl noch genügend Auflösungs-Reserven bereithält. Wie auch bei GH2 aus dem Fotobereich scheint Panasonic hier nicht auf das Line-Skipping beim Sensor-Auslesen angewiesen zu sein. Dies dürfte auch erklären, warum die Bildschärfe der Kamera trotz hoher Megapixel-Anzahl ohne Skalierungsartefakte in der Oberklasse der AVCHD-Camcorder mitspielt.
Ausstattung
Die übrige Ausstattung hält ein paar Überraschungen bereit: So bietet nur Panasonic in dieser Preisklasse einen “normalen” Zubehörschuh, der sich praktischerweise optional separat zustecken lässt. Sony und Canon haben dagegen nur ihren proprietären, dafür aber aktiven Sockel, z.B. für zusätzliche Mikrofone. Letztere lassen sich an der Panasonic über Miniklinke an einen externen Mikrofonanschluss andocken uns sogar manuell aussteuern. Ein Kopfhöreranschluss zur Tonkontrolle fehlt leider.
An Formaten beherrscht die HC-V707 zwar FullHD in 50i und 50p, einen 24 oder 25p-Modus fanden wir jedoch nicht vor. Zusätzlich unterstützt die Kamera als einzige von den großen Camcorder-Herstellern das von Apple direkt unterstütze iFrame-Format.
Das 3-Zoll-Touch-Display ist für die Preisklasse angemessen scharf, kommt jedoch nicht an die Auflösung der aktuellen Topmodelle mit fast einer Million Subpixeln heran. Beim Scharfstellen hilft einzig eine blaue Kantenaufsteilung (Peaking), einen vergrößerten Bildausschnitt wie bei Canon gibt es nicht und der Touchfokus mit Objektverfolgung steht weiterhin leider nur im Automatik-Modus zur Verfügung.
Objektivringe, Rädchen oder ein paar (womöglich noch frei belegbare) Knöpfe sind (wie bei Kameras in diesem Preisbereich kaum anders zu erwarten) praktisch nicht vorhanden. Jedoch gibt es zwei externe Bedientasten: Eine für den optischen Bildstabilisator und eine für die Umschaltung zwischen automatischem und dem manuellen Modus. Besser als nichts ist das allemal.
3D optional
Wer auch in die Welt des 3D-Filmens schnüffeln will, kann dies mit der HC-V707 ebenfalls tun. Denn auch für diese Kamera ist ein optionaler 3D-Display-Adapter VW-CLT2 von Panasonic erhältlich und andockbar. Die Aufzeichnung erfolgt (im Gegensatz zu den großen Modellen) nur im SideBySide-Verfahren, das heißt die Bilder für das linke und rechte Auge werden „nur“ mit jeweils 960 x 1080 Pixeln aufgenommen. Die Qualität kommt dabei erfahrungsgemäß nicht an echte „Doppelaugen“-Modelle heran, aber als preiswerte Option für erste Gehversuche ist das ganze vielleicht dennoch für den einen oder anderen Käufer eine Überlegung wert.
Praktisch fanden wir zudem das LED-Licht, welches sich automatisch zuschalten kann, wenn die Aufnahmen zu dunkel geraten. Natürlich lässt sich diese Option auch auf Dauerlicht stellen, oder ganz abschalten. Ein separater Blitz wertet dazu die Fotofunktionen der Kamera auf.
Bei wenig Licht kommt die HC-V707 nicht ganz an die direkten Konkurrenten heran. Allerdings ist der Abstand auch nicht weltbewegend groß. Hier haben in den letzten Jahren alle Hersteller extreme Fortschritte gemacht, die in erster Linie auf digitale Rauschunterdrückung zurückzuführen sind.
Aus dem Messlabor
Die HC-V707 besitzt zwar einen komplett anderen Bildwandler als ihre großen Geschwister, legt aber ebenfalls einen sehr guten Schärfeverlauf an den Tag.
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Obwohl sie einen Bildwandler besitzt, der skaliert ausgelesen werden muss zeigen sich auf dem ISO-Testbild praktisch keine Aliasing-Artefakte. Die starke Nachschärfung in der Werkseinstellung lässt sich nachträglich reduzieren.
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Auch die sehr sauberen Farbtrennung der großen Modelle erbt die kleine Schwester. Für AVCHD-Modelle kann man sich kaum mehr wünschen.
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Die Verzeichnungen bei der geringsten Brennweite sind gering, jedoch deutlicher zu sehen, als bei der Konkurrenz von Sony, die besser digital nachkorrigiert.
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Die Farbwiedergabe ist ist in der Werkseinstellung einen Tick wärmer, als bei den Konkurrenten. Praktischerweise lässt sich dies in der Kamera nach eigenem Geschmack noch weiter abstimmen.
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Preisähnliche Sonys mit kleinerem Chip kann Panasonic in Schärfe und Rauschen überholen, aber der Canon HF-M5-Serie muss sie sich geschlagen geben.
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Mit 1/25 Sekunde und manuellem Weißabgleich lässt sich noch etwas mehr aus der HC-X707 herauskitzeln.
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Der Störgeräuschpegel der HC-V707 ist durchschnittlich und klassentypisch. Sony rauscht noch etwas lauter, Canon einen Tick leiser.
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Fazit
Wer volle manuelle Kontrolle beim Filmen sucht, ist bei Panasonic in diesem Camcorder-Preisbereich am besten aufgehoben. Dazu macht die Kamera auch sonst einen runden Eindruck fürs Geld. Die sehr gute Schärfeleistung gepaart mit gutem Weitwinkel lassen wenig Raum für echte zur Kritik. Am ehesten stört da noch der fehlende Kopfhörerausgang. Für die Konkurrenz spricht die etwas bessere Nachtsichtfähigkeit von Canon (HF-M5x) oder das extrascharfe Display, das Sony beispielsweise in der HDR-CX570 verbaut.