Wir haben bereits erste Testaufnahmen mit der finalen 2.0 Firmware der Panasonic GH5 machen können. Hier unsere ersten Praxiserfahrungen und Einschätzungen zu den zentralen neuen Funktionen der Panasonic GH5 2.0: AF-Tracking, Hyper Log Gamma vs V-Log L, I-Frame vs LongGOP …

Wir waren gestern kurz mit Ricarda unterwegs und haben das verbesserte AF-Tracking (im Gimbal-Betrieb), den neuen 10 Bit 400 Mbit/s ALL-I Intraframe Codec im Vergleich zur bisherigen LongGOP Variante und die neue HLG Log-Funktion (Hybrid Log Gamma) in der finalen 2.0 Firmware der Panasonic GH5 laufen lassen:
Verbessertes AF Objekt-Tracking
Bei unserem Testshot mit Ricarda haben wir bei der 2.0er Firmware diverse AF-Modi bei unterschiedlichen FPS durchprobiert. In unserem Testclip, bei dem das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 12-60 mm F2.8-4 (mit der aktuellen 1.1 Firmware) zum Einsatz kam, haben wir die maximale Teleinstellung (60mm = ca. 135,6 mm Kleinbildequivalent) bei komplett geöffneter Blende genommen, um die AF-Performance bestmöglich beurteilen zu können.

Wie man am Bildausschnitt sehen kann, verändert sich die Entfernung von Kamera zu Ricarda kontinuierlich. Das AF-Tracking leistet hierbei relativ gute Arbeit. Zwar sieht man, wenn man genau hinschaut, hier und da leichte Unschärfen, die der AF wieder einholen muss, aber das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Grundsätzlich raten wir bei Gimbal-Shots stets zu hyperfokalem Arbeiten mit fixem Fokus. Wer jedoch eine höhere Freistellung des Motivs benötigt oder über maximale hyperfokale Entfernungen hinaus muss, der erhält hier eine neue Option hinzu.

Für die bestmögliche AF-Performance raten wir bei kontinuierlichem Autofocus (AFC) zum Modus „Verfolgung“ (Object Tracking) – auch bei Personen-Shots. Der Gesichts/Augenerkennungs Modus der GH5 erkennt zwar hervorragend Gesichter, seine AF-Performance bleibt jedoch hinter dem Modus „Verfolgung“ zurück. Zusätzlich empfehlen wir bei den „Individual AF Einstellungen“ an der „AF Geschwindigkeit“ sowie an der „AF-Empfindlichkeit“ zu schrauben. Wir hatten hier maximale +5 bzw. +3 eingestellt und sind beim Gimbal Shot ganz zufrieden damit. Wenn man ganz genau hinschaut, ist noch ein minimales AF-Pumpen im Bild zu sehen. Hier ist also noch etwas Luft für Feintuning bei der AF-Empfindlichkeit ...
Wer mit 50/60p unterwegs ist, sollte bei den Individual-Funktionen für den AF nochmal deutlich niedrigere Werte nehmen, weil sonst ein Mikro-Pumpen beim AF deutscher zu sehen ist.
Unterm Strich bietet die Panasonic GH5 beim AF-Tracking jetzt solidere Ergebnisse. Auf Augenhöhe mit dem Dual Pixel AF von Canon ist Panasonic zwar noch nicht ganz, aber auch dem Dual Pixel AF würden wir bei kritischen Shots nicht blind trauen wollen (s. hierzu auch unseren Canon EOS C200 Test.
400 Mbit/s ALL-I vs LongGOP
Um die max. 400 Mbit/s (= 50 MB/s) des neuen ALL-I Codecs auf SD-karten wegschrieben zu können, bedarf es mindestens einer V60 (= mind. 60 MB/s Writespeed) spezifizierten SD-Karte. Das Problem derzeit ist, dass die Videospezifiaktionen für SD Karten nicht auf allen SD-Karten stehen. So kann also durchaus eine nicht V60 spezifizierte SD Karte problemlos mit den 400 Mbit/s umgehen.

Bestes Beispiel hierfür ist die von uns für unsere Testaufnahmen genutzte Karte: Eine Toshiba Exceria Pro SDXC 64GB / 260 MB/s. Wir hatten hier keine Dropped Frames bei unseren 400 Mbit/s All-I Aufnahmen - ähnliches dürfte für eine ganze Reihe anderer schneller SDXC-Karten gelten. Hier gilt es entweder Erfahrungen zu sammeln oder auf Nr. sicher zu gehen und sich V60 oder V90 spezifizierte Karten zu besorgen.
Bei unserem kurzen Vergleichsshot zwischen ALL-I und LongGOP Material wird es spannend, wenn man genauer auf die Wasseroberfläche schaut nach der Fokusverlagerung. Wir meinen hier bereits auf der Wasseroberfläche mehr hinzugerechnete artifizielle Anteile bei LongGOP erkennen zu können – zoomen wir jedoch stärker in das Material hinein, wird die Blockstruktur von LongGOP deutlich sichtbar während das ALL-I Material noch ganz gut zusammenhält.
Hier zwei vergrösserte Bildausschnitte im Vergleich:

und

Für YouTube Anwendungen dürfte dieser Unterschied kaum eine Rolle spielen – hier würden wir auf jeden Fall zu den kleineren File-Größen von LongGOP raten. Wer jedoch sein Material stärker graden und auch projezieren möchte, der dürfte bei ALL-I besser aufgehoben sein.
Viele, die auf der Jagd nach dem bestmöglichen Filmlook sind, sehen zudem in Intraframe- basierten Codecs die „filmischere“ Bewegungsauflösung gegenüber LongGOP Varianten.
Deutlich spürbare Unterschiede lassen sich beim Vergleich zwischen dem Panasonic ALL-I und dem LongGOP Material bei der Bearbeitung beim Schnitt feststellen. Wer viel in seinem Material vor- und zurückshuttlet – gerade auch bei schwächeren Systemen, wird beim ALL-I Codec ein reaktiveres Verhalten der Timeline feststellen. Auch wer komplexere Timelines baut und in Sachen Compositing unterwegs ist, profitiert vom ALL-I Codec – nicht zuletzt bei den meist kürzeren Export-Zeiten.
Hybrid Log Gamma vs V-Log L
Was beim direkten Vergleich des Log-Materials bei HLG und V-Log L auffällt ist die deutlich flachere Kurve bei V-Log L. Wer HLG graden will oder muss hat damit erstmal weniger Aufwand. Wir hatten bei unserem Testshot trotz manuellen Weißabgleichs einen leichten Grün-Tint dabei, der sich jedoch leicht auskorrigieren liess.
§ricardaHLGNeu_1.6.2_comp§:Hybrid Log Gamma nach schneller Farbkorrektur
Schaut man auf die Clipping-Level der beiden Log-Funktionen fällt auf, dass V-Log L bei 80% IRE die Highlights kappt und HLG erst bei 95%. Wer also auf der Suche nach möglichst wenig Rauschen im Bild ist und eher zu ETTR-Belichtungen tendiert, hat bei der Hybrid Log Gamma Implementierung in der GH5 etwas mehrr Spielraum nach oben zur Verfügung. Wir waren bei unseren HLG Gimbal-Aufnahmen ca. 1/2-1/4 Blende unterhalb des Clippings unterwegs und sind damit recht gut gefahren.

Passend zur neuen Hybrid Log Gamma Funktion hat die GH5 jetzt auch eine HLG Preview-LUT („HLG-Ansichthilfe“) mitbekommen, die aus zwei REC 709 Farbraumkonvertierungs-Modi besteht: Einmal mit einem Schwerpunkt auf die Anzeige von Highlights und einmal mit einem Schwerpunkt auf die Anzeige der Mitten: Ein Workaround weil das Display der GH5 nicht HDR-fähig ist.
Achtung wenn ihr das Firmware Update 2.0 neu aufspielt und HLG ausprobieren wollt! Beim Bildstil Untermenü zu Hybrid Log Gamma sind alle Werte inkl. Farbton defaultmässig auf -5 eingestellt. Wer keine Überraschung erleben will sollte den Farbton wieder auf Null drehen.
Zum neuen Hybrid Log Gamma gibt es noch viel zu sagen und noch viel mehr zu testen aber das heben wir uns für einen Extra-Artikel rund um LOG-Fuktionen auf.
Soweit unsere ersten Praxiserfahrungen mit der 2.0 Firmware der Panasonic GH5.



















