RAW-Workflow
Die ProRES-Möglichkeiten der Kamera sind natürlich sicherlich für viele Anwender ebenso interessant, jedoch haben wir uns in der knappen Testzeit vor allem mit dem RAW-Workflow der Terra 6K befasst, da dies wohl in diesem Preisbereich die Kamera wirklich einzigartig macht. Nirgendwo sonst bekommt man aktuell eine 6K Sensor RAW-Aufzeichnung (5760 x 3240) unter 10.000 Euro. Zumal die Medienpreise dank normaler SATA-SSDs hierbei unschlagbar günstig ausfallen.
Der RAW-Workflow hat uns jedoch (noch??) nicht uneingeschränkt gefallen. Denn die Kamera schreibt nicht native CinemaDNG-Bildsequenzen auf die SSD, sondern nur das proprietäre KineRAW-Format (*.krw). Dieses kann aktuell einzig von Assimilate Scratch gelesen werden, dass man für ein Jahr kostenlos zur Kamera erhält. Danach werden jedoch 199 Dollar Miete pro Jahr fällig, oder man greift zur Dauerlizenz für 999 Dollar.
Als zweiter Weg steht die Konvertierung der KRW-Dateien nach CinemaDNG offen. Dies erledigt eine Softwarelösung namens Kinestation. Die Kinestation Software wurde bei uns jedoch vom Avira Virenscanner als trojanisches Pferd eingestuft, der bei uns auch zuverlässig einen Start verhinderte. Das FAQ scheint sich dessen bewusst zu sein und rät, dies einfach zu ignorieren. In unserem Fall bedeutete dies den Virenscanner abzustellen. Nachdem Windows Defender die Dateien als unverdächtig eingestuft hat, vertrauten wir da mal auf Microsoft, wobei ein misstrauisches Gefühl im Bauch bestehen bleibt.
Die Software selbst wirkt dabei eher lieblos. Man kann nur Source- und Zielverzeichnis der Clips wählen. Dabei kann man im folgenden nur entweder alle Clips der SSD konvertieren, oder einen einzigen. Eine Auswahl mehrerer Clips gelang uns unter Windows nicht.
Die extrahierten 6K Cinema DNGs sind 16 Bit und damit riesig (ca. 20MB pro Frame). Der Datenstrom in der KRW-Datei “verbraucht” stattdessen nur ca. 12,5 MB pro Frame, was eine deutliche Speicherplatz-Ersparnis bedeutet. Schade, dass man diesen Vorteil aktuell nur mit Scratch nutzen kann. Denn nur hiermit funktioniert ein direktes Grading von der SSD ohne vorherige Konvertierung. Dass Resolve in Zukunft auch KRW-Files der Kamera Konkurrenz lesen kann halten wir für eher unwahrscheinlich.
Die drastischen Größenunterschiede innerhalb der RAW Daten dürften übrigens nicht unbedingt auf eine starke RAW-Kompression bei der Aufnahme zurückzuführen sein. Vielmehr deutet einiges darauf hin, dass die Terra 6K ihre 16 Bit Sensordaten nur mit 12 Bit in die KRW-Files schreibt, die dann noch - wie bei ARRI- mit einer Log-ähnlichen Transferfunktion gespeichert werden, die für jede Blendenstufe gleich viele Werteslots bereithält. Beim Konvertieren der der DNGs werden die Werte dann korrekt auf die (fast) ursprünglichen 16 Bit Werte entzerrt.