Mit der Mavo LF bedient Kinefinity den noch relativ jungen Markt der Large Format Cinema Cameras. Darunter versteht man Kameras mit primär cinemtischem Einsatzzweck und einer Sensorbreite weit über den typischen 24mm von S35/APS-C. In der MAVO LF ist ist hierfür ein 6K-Fullframe-Sensor mit "normalen" Kleinbild-Vollformat 3:2-Abmessungen von 36 x 24mm verbaut. Ähnliche Sensoren findet man heutzutage auch in spiegellosen Vollformat-Fotoapparaten, jedoch bieten diese im Videomodus noch keine hohen Frameraten bei voller Sensorauflösung.
Dank den hohen Frameraten darf die Kamera - die in einer drehfertigen MInimalausstattung mindestens 16.000 Euro (inkl. MwSt.) kostet - dennoch aktuell als Preisschlager gelten. Denn selbst weitaus teurere 6K Large-Format Kameras wie die Sony Venice können ihren Sensor nicht mit so hohen Frameraten auslesen wie die MAVO LF:
In 6K Wide (6016x2520 Pixel) sind dies maximal 75 fps, in 5K Wide (5120x2160) 80fps und in 4K Wide (4096 x 1720) 100fps. In 2K wide werden sogar Frameraten bis zu 200 FPs möglich. Alle Formate können als 1:1 Auslesungen in CDNG-RAW (3:1, 5:1 oder 7:1) gespeichert werden. Analog dazu sind die meisten Auflösungen auch in diversen ProRES Dialekten möglich. ProRES bietet sogar optionales Oversampling, um die volle Sensorfläche mit geringerer Auflösungen abzuspeichern.
Aber auch native 6K-Auflösungen kann ProRES aufzeichnen. Das bietet beispielsweise die neue Blackmagic Pocket 6K nicht. Allerdings muss man bei der Kinefinity selber die Geschwindigkeit der eingesetzten SSD im Auge behalten. So kommt bei sehr hohen Auflösungen selbst die Hauseigene SSD (KInemag 500GB) manchmal nicht mehr mit. In diesem Fall muss man in der Kompression eben einen oder zwei Stufen runter schalten. Leider warnt die Kamera im Vorfeld nicht, dass eine SSD für ein Format zu langsam sein könnte.
Ein weiteres zur Zeit noch fast exklusives Alleinsstellungsmerkmal für eine Kamera mit einem einem FullFrame-Sensor stellt die Größe der MAVO LF dar. Der Body selber ist wirklich ein kleiner ziemlich kleiner Block (115x110x95 mm). Allerdings muss man an dieses Gehäuse so praktisch alles hinzuriggen, was bei größeren Kameras eben schon eingebaut sein kann. Also Monitor, Akku, Griff oder auch die XLR-Audio-Einheit mit Video Signal-Ausgängen (KineBACK-W). In "Summe" wird die Kamera dann wieder relativ groß, wenn man alle Anschlüsse und Funktionen braucht, die andere Hersteller schon in das Kameragehäuse packen:
Das letzte Alleinstellungsmerkmal der Kinefinity ist die wohl flexibelste Mount aller verfügbaren Cine-Kameras. So gibt es neben der "normalen" EF-, PL- und Nikon-Mount auch Mounts mit eingebautem Focal Reducer oder mit elektronischem VariND-Filter. Sogar eine Sony E-Mount ist verfügbar, allerdings ist diese nur passiv ausgeführt, was viele E-Mount Objektive nur eingeschränkt nutzbar macht. Mit den neuen spiegellosen Vollformat-Kameras von Canon, Nikon und (schon länger) Sony, ist diese Flexibilität jedoch keineswegs mehr einzigartig. Es gibt nur eben nicht alle Optionen für jede Mount. Aber elektronische Vari ND gab es schon für die E-Mount zu sehen. Oder ganz neu gibt es sogar aktive E-Mount nach Z-Mount Konverter.
Das Seitendisplay ist mittlerweile gegenüber unserem letzten MAVO Test durch die aktuelle Firmware in Betrieb gesetzt worden und erleichtert die Bedienung der Kamera tatsächlich deutlich. Durch die dedizierten Tasten darunter lassen sich hier fernab vom Hauptdisplay Shutter, FPS, Blende, ISO und Kelvin/Weißabgleich einstellen.
Allerdings muss man aufpassen, die Tasten nicht versehentlich zweimal zu drücken, weil diese dann in den meisten Fällen auf eine doppelt belegte, zweite Funktion springen, die nicht mehr die eben genannten Einstellungsparameter beeinflussen.