Canon zeigte auf der IFA gleich drei neue HD-Cams mit Festplatte, internem Festspeicher und Speicherkarte. Wir hatten im Vorfeld bereits die Gelegenheit die ersten serienreifen Kameras kurz anzutesten.
Die neue HG21 konnten wir dabei schon für ein paar Tage in unserer Redaktion in die Mangel nehmen, wobei alle drei Modelle mit der gleichen Optikkonstruktion und mit identischer Signalelektronik arbeiten. Daher sollten sich (wie auch schon in der Vergangenheit) die Modelle in Bezug auf Bildqualität nicht unterscheiden, weshalb die meisten Testeindrücke für alle drei Modelle gleichzeitig gelten sollten.

Die Unterschiede
Alle neuen Modelle basieren auf der selben Basishardware und besitzen die Fähigkeit AVCHD auf SDHC-Karte aufzunehmen, wobei die HG20 und die HG21 eine zusätzliche Festplatte für die hybride Aufnahme mitbringen. Mit 60 GB (HG20) und 120 GB (HG21) steht hier satter Speicherplatz zur Verfügung. Wer es kompakter mag, findet in der HF11 32GB eingebauten Flashspeicher, der im höchsten Qualitätsmodus immer noch fast 3 Stunden Video fassen kann. Grund für diese relativ kurze Aufnahmezeit ist der neue Aufzeichnungsmodus MXP, der nun mit einer Datenrate von 24 Mbps arbeitet. Dies entspricht dem offiziellen Maximum der AVCHD-Spezifikation und liegt vom Datenverbrauch damit ungefähr mit HDV gleichauf. Da AVCHD jedoch effizienter als HDV komprimiert, weisen Videos mit einem hohen Bewegtbildanteil durch die größeren Reserven theoretisch auch geringere Artefakte auf.
Die neuen Flagschiffe aus der HG-Serie haben zusätzlich eine optimierte Menüstruktur verpasst bekommen, die tatsächlich noch einmal mehr Übersicht in den üppigen Parameter-Dschungel bringt. Die Konkurrenz hinkt in dieser Hinsicht deutlich hinterher. Dafür findet man dort nun vereinzelt wieder externe Bedienelemente wie Multifunktionsringe, die man bei den neuen Canaon Modellen nun immer schmerzlicher vermisst.

Im Gegenzug ist die Audio-Sektion für diese Preisklasse wieder vorbildlich bestückt: Zusätzlich zum Mikrofoneingang bieten die Kameras einen Kopfhörereingang zur Kontrolle des Audiopegels während der Aufzeichnung, der auch im Display dargestellt werden kann. Die manuelle Audiosteuerung erlaubt mit Mikrofondämpfung, Audiopegelmesser und Tonaussteuerung die gezielte Anpassung der Tonqualität.
Problemzonen
Neben dem fast nicht mehr vorhandenen Weitwinkel fiel uns vor allem negativ auf, dass auch die neuen Modelle keine Zebra-Funktion mehr unterstützen. Warum diese immens wichtige Funktion nicht implementiert ist, bleibt ein Rätsel.
Und so schön auch der spezielle Cinema-Modus ist, leider sind bei ihm die die Belichtungszeiten nicht einstellbar. Gerade eine andere Einstellung als die ansonsten üblichen 1/25 Sekunde würde neben verbesserter Lichtempfindlichkeit auch für „Schmierer statt Ruckler“ im progessiven Modus sorgen. Dies geht durchaus als Filmlook für Arme durch, doch gerade das lässt sich leider nicht einstellen.
Messergebnisse
Ein Kurzdurchlauf durch unser Testlabor konnte auch den neuen Modellen wieder eine knackige Schärfe bescheinigen.

Auch der direkte Bilck auf das Testchart zeigt eine makellose Schärfe.

Die Farbauflösung geht ebenfalls bis an die Systemgrenze von AVCHD, hier also ebenfalls kein Anlass für Kritik:

Allerdings konnten wir auf die Schnelle keinen messbaren Testfall konstruieren, um die Bildverbesserung durch die erhöhte Datenrate nachzuweisen. Wir werden uns jedoch für die Zukunft mal einen validen Testaufbau überlegen.
Bei 1200Lux erzeugte unsere HG21 sehr neutrale, natürliche Farben.

Dafür gab es im Low-Light Bereich (wie zu erwarten) auch keine Verbesserungen:

Sonstiges
Die Displays sind ebenfalls praktisch unverändert geblieben, wobei Canon immerhin sein Spitzenmodell (HG21) mit einem Sucher ausgestattet hat. Beide Vorschaumöglichkeiten reichen jedoch nicht immer zur sicheren Schärfebeurteilung aus, da es für HD an Auflösung fehlt.
Grünes Licht dagegen bei der Nachbearbeitung. Die neuen 24-Mbit-Files waren für aktuelle AVCHD-taugliche Schnittprogramme wie Vegas oder Edius keine erneute Hürde, sondern wurden problemlos gelesen und verarbeitet.
Fazit
So gesehen stellen die neuen HG-Festplattenmodelle eine nette Evolutionsstufe gegenüber dem Vorgängermodell HG10 dar, die jedoch wenig echte Revolution in sich haben. Die HF11 löst übrigens die Modelle HF10/100 nicht ab, sondern wird die HF-Serie nach oben hin ergänzen. Wie schon alle Vorgänger glänzen die Canon-Kameras durch tadellose Bildschärfe und gute manuelle Einstellmöglichkeiten. Kritisieren muss man vor allem den geringen Weitwinkel und die fehlende Zebra-Funktion. Die Konkurrenz besitzt im Vergleich mittlerweile teilweise deutlich bessere Displays (Sony SR11/12) und mehr manuelle Steuerung von außen (Sony SR11/12, CX11, Panasonic HS100, SD100).
Hier die technischen Daten und Testbilder der Canon HF11, HG20 und HG21 im Vergleich.