Im zweiten Teil unseres Ronin-S Test schauen wir uns das Handling mit leichteren Systemkameras wir der Panasonic GH5S u.a. an. Wie unterscheidet sich das Handling hier vom EOS C200-Setup? Wie lassen sich die Kameras am Gimbal steuern und wie funktioniert das Fokus-Wheel am DJI Ronin-S? Und was sind 360° Flashlight-Roles? Inkl. Überraschung bei GH5S + Sigma 18-35 f 1.8 + Focal Reducer am Ronin-S ...

Nachdem wir uns im ersten Teil unseres Ronin-S Gimbal Tests mit der Canon EOS C200 erste Erfahrungen mit einem eher schweren Setup gesammelt haben, beschäftigen wir uns jetzt im zweiten Teil mit leichteren Systemkameras. Hier kam vor allem die Panasonic GH5S zum Einsatz (aber wir haben uns auch kurz mal das Zusammenspiel mit der Sony A7III angeschaut.)
Vorab wie stets unser kleines Testvideo bei dem wir ein Paar interessante neue Funktionen des Ronin-S an unterschiedlichen Konfigurationen ausprobiert haben
Zu den neuen von uns auch im Videoclip getesteten Ronin-S Gimbal-Funktionen zählen:
High-Low-Shots
360° Flashlight-Roles
Pole-Shots via Remote-App
Sportmodus
Ronin-S Rigging/Handling mit Systemkameras
Gewichtstechnisch bewegen wir uns jetzt in deutlich leichteren Klassen. Das schwerste Setup, dass wir bei unserem Systemkamera-Test mit dem Ronin-S zu Stande gebracht haben war die GH5S mit Focalreducer und dem massiven Sigma 18-35 f1.8 Objektiv. Hierbei sind wir auf ein Systemgewicht von 3,8 kg gekommen. Ein „normales“ Systemkamerasetup - bsp. die GH5S mit dem 15mm Leica DG Summilux F1.7 - liegt dann bei genau 3 kg - ein deutlicher Unterschied zu den knapp 5kg mit der C200 auch wenn wir es nicht unter „Leichtgewichts-Setup“ verbuchen würden.

Große DSLRs und komplexer geriggte Systemkameras - gerne auch mit schwereren, lichtstarken, auch manuellen Objektiven bzw. zusätzlichen Focal Reducern würden wir als das Haupteinsatzgebiet des Ronin-S definieren. Die hohe Traglast bedeutet nicht nur, dass man mit etwas Umsicht auch Kameras wie die C200/EVA1 auf dem Ronin-S nutzen kann, sondern auch, dass genügend Kraftreserven vorhanden sind, um auch mit komplexere geriggten DSLRs/ DSLMs klar zu kommen.
In diesem Zusammenhang ist auch der Sportmodus des Ronin-S zu sehen. Hierbei stellt der Ronin-S extra Power für schnelle Richtungswechsel mit geringer Nachführung zur Verfügung. Mehr hierzu im dazugehörigen Kapitel. Wichtig im Action/Sport Rigging-Zusammenhang dürfte auch der Einsatz von entsprechenden Zoom-Objektiven sein. Wir hatten das LumixVario Leica DG 12-60 f4 und das hochwertige aber auch recht massive Sigma 18-35 f1.8 (inkl. Focalreducer im Einsatz ) - auch hierzu mehr im eigenen Kapitel.
DSRLs und DSLMs als Haupteinsatzgebiet von den Ronin-S scheint auch DJI so zu sehen, wenn man sich die offizielle Liste der unterstützten Kameras für den Ronin-S vornimmt:

Schwerere Kameras als eine Nikon D5 bzw. die D1 Klasse von Canon findet man hier nicht aufgeführt. Auffällig hierbei die Kameras, die neben der Start/Stop Funktion auch hinsichtlich Focus-Pulls mit dem DJI Ronin-S Focus Wheel unterstützt werden (mit entsprechenden Optiken). Hierzu zählen derzeit Nikon, Panasonic und Canon. Sony Alphas bauen derzeit noch gar keine Verbindung zum Ronin-S auf. Auf Nachfrage teilte uns DJI mit, dass man mit Hochdruck an einer Unterstützung von Sony Alphas arbeite aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar ist, wann und in welchem Umfang diese erfolgen werde.

Um 45° versetzte Motor/Gelenke für die Roll-Achse wie beim Ronin-S scheinen sich bei mittelschweren Gimbals immer mehr durchzusetzen und dies macht vor allem für DSLRs und Systemkameras (bsp. Sony Alphas) Sinn, die über keinen seitlich klappbaren Kameramonitor verfügen. Wer mit seinem Gimbal-Setup möglichst kompakt bleiben möchte und entsprechend keinen externen Monitor nutzt, hat beim Ronin-S damit beste Sicht auch auf fest verbaute Monitore an Kameragehäuserückseiten. Persönlich würden wir zwar immer einen mind. 5“ Monitor für die Fokusbeurteilung und Kadrage empfehlen aber zumindest gut zu wissen, dass es zur Not auch ohne geht.
Gleiches gilt für links zur Seite schwenkbare Monitore wie für die Panasonic GH-Reihe u.a. Der Ronin-S bietet ausreichend Tarierraum nach rechts um entsprechend ausgeklappte Monitore samt an der Seite geführten Kabeln auszubalancieren.
Und damit wären wir auch schon beim Zusammenspiel der Panasonic GH5 / GH5S mit dem Ronin-S, das bemerkenswert problemlos funktioniert hat:
GH5S via USB-C am Ronin-S / Fokus-Wheel
DJI legt dem Ronin-S 3 Kamerasteuerkabel bei: 1x RSS-IR-Steuerungskabel, 1 x USB Typ B und 1x USB Typ C. Die Schnittstelle auf der Gimbal-Seite befindet sich betriebstechnisch sinnvoll am Ende der X-Tarierachse integriert, so dass ein möglichst kurzer Weg zu linken Kameraseite überbrückt werden muss und die Achsmotoren kabelfrei bleiben.

Mit verbundenem USB-C Kabel und aktiviertem Ronin-S erkennt die Panasonic GH5S automatisch den Host und fragt nach der Verbindungsart. Hier muss dann nur noch Tether/PC ausgewählt werden und die Verbindung zur GH5S steht.
Mit dieser unkompliziert etablierten Verbindung lassen sich nun direkt am Gimbal-Griff REC Start/Stop und - ziemlich beeindruckend für den Preis – via Fokus-Wheel an der linken Griffseite des Ronin-S auch der Fokus bei unterstützten Objektiven ziehen. Bei dem von uns genutzten Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 12-60 mm F2.8 klappte die Fokussierung auf Anhieb.
§FokusWheel
Zwar gibt es etwas Latenz bei der Fokussierung aber dafür halten sich Fokus-By-Wire Effekte wie der zur Rotationsgeschwindigkeit exponentiell steigende Fokussierweg in Grenzen. Die feine Auflösung von manuellen Objektiven mit separaten Funkfernsteuerungen darf man hier zwar nicht erwarten aber für gelegentliche manuelle Eingriffe funktioniert das System erstaunlich gut. Auch hier empfehlen wir für optimale Kontrolle einen zusätzlichen, externen Monitor.
Bemerkenswert fanden wir bei der Kombination auch wie gut der Ronin-S mit Up-Side-Down bzw. Underslung-Shots klar kommt. Wir sind mit Caro auf gleicher Höhe mit dem Gimbal und der GH5S einmal über die volle Länge des Basketballfeldes gerannt (der Shot ist komplett auch im Testclip enthalten) und die Kamera bewegt sich wie auf Schienen. Ziemlich cool.
GH5S, Focalreducer und Sigma 18-35 F1.8 am Ronin-S?
Besonders gespannt waren wir auf das Handling des Ronin-S im Systemkamera-Setup mit Focal Reducer. Hierfür haben wir das lichtstarke Vollformat Sigma ART 18-35mm F1.8 zusammen mit der Speedbooster-Alternative Viltrox EF-M2 - hier unser Viltrox EF-M2 Focal Reducer Test.

Das Sigma ART 18-35mm F1.8 wiegt zusammen mit dem Viltrox Focal Reducer knapp doppelt so viel wie die GH5S – und zwar ca. 1kg. Damit liegt der Kameraschwerpunkt relativ weit vorne und stellt damit eine besondere Herausforderung an den Gimbal dar - insbesondere, wenn man schnelle Bewegungen, bzw. High-Low- und Flashlight 360°- Shots mit dem Ronin-S filmen möchte. Hierbei haben die Gimbal-Motoren einiges zu tun und in dieser Gimbal-Klasse ist es nicht selbstverständlich, dass solche Shots problemlos funktionieren.
Der Ronin-S bringt jedoch so viel Power und Solidität mit, dass entsprechende Shots auch mit solchen Setups kein Problem darstellen. Im Hinterkopf sollte man hierbei trotzdem immer auch die zu haltenden Systemgewichte haben.
Positiv überrascht waren wir über das funktionierende Ronin-S Fokuswheel in diesem „Speedbooster“-Setup mit der GH5S: Dies funktioniert allerdings nur, wenn man das Signa ART 18-35mm f1.8 auf AF stellt. Der Viltrox EF-M2 Focal Reducer leitet die Steuerimpulse vom Ronin-S Fokuswheel und der GH5S weiter. Zwar hört man ein leichtes Rastern beim Fokusbetrieb aber wir haben keine visuelle Rasterug bei unserem Schärfezug-Test feststellen können:

Leider werden die Sony Alphas nocht nicht vom Ronin-S unterstützt. Wir hatten die Sony Alpha 7 III auch mal kurz auf dem Gimbal aber für schnelle Bewegungen ziehen wir das deutlich bessere Rolling-Shutter Verhalten der GH5S vor. Zusammen mit der REC Start/Stop- sowie der umfassenden Remote Fokus-Unterstützung an der GH5S ist das unserer Meinung nach derzeit eine ziemliche Killer-Kombination.
High-Low Shots
Der Charme von Kameras in der Gewichtsklasse aktueller DSLRs/DSLMs liegt im Zusammenspiel mit dem Ronin-S u.a. darin, dass man eine hohe Bandbreite an Kamerapositionen in Bewegung bedienen kann: Von Frosch- bis Vogelperspektive hält der Ronin-S entsprechende Funktionen parat.

Via Zeigefinger-Klick auf den Trigger-Button hält der Ronin-S seine horizontale Kameraposition: Ideal für schnelle Höhenverlagerungen oder gefakte, kleine Jib-Shots wie wir es beim Introshot in unserem Testclip demonstrieren. Hier hat DJI gut mitgedacht.

Darüber hinaus haben wir den Ronin-S auch für Shots aus der Vogelperspektive genutzt. Hierfür haben wir den Standfuss abgeschraubt und das 3/8 Zoll Gewinde für die Montage eines Monopods genutzt.

Via Remote-App lasst sich der Ronin-S dann bequem ausrichten und die Motoren halten ihn dann auch „aus der Hand“ stabil. Ziemlich coole Sache.
360° Flashlight Roles
Eine Spezialdisziplin des Ronin-S stellen sog. 360° Roles im Flashlight-Modus dar. Hierbei werden die Roationsachsen für die Motoren anders gemappt und ermöglichen mit nach vorne zeigender Kamera.

Für entsprechende 360° Rotationen muss Channel 3 via DJI Remote App in den Controll Settings auf „Roll“ gemappt werden und Channel 1 und 2 – die defaultmässig auf Tilt und Roll eingestellt sind - deaktiviert werden.
Wir haben uns das 360 Grad Channel-Mapping dann auf den Mode 3 gelegt und konnten es so beim Testdreh ohne weiteres Abtauchen in Menüs schnell aktivieren. An der Bezeichnung des Motoren-Mappings darf DJI unserer Meinung nach gerne noch etwas arbeiten aber wenn man weiss, wie es funktioniert auf jeden Fall eine kreative Erweiterung im Repertoire der zur Verfügung stehenden Gimbal-Moves.
Sportmodus
Auch den Sportmodus des Ronin-S haben wir uns kurz angeschaut. Hierbei muss die „M“ Taste, mit der normaler Weise die einzelnen Bewegungspresets abgerufen werden kontinuierlich gehalten werden.
Der Ronin-S verkürzt hierbei den Nachlauf der einzelnen Stellmotoren auf ein Minimum und stellt darüber hinaus etwas mehr Power für die Motoren zur Verfügung.

Im Sportmodus sind dann auch schnell Richtungsänderungen möglich. Tatsächlich macht der Ronin-S im Sportmodus dann auch Glidecam-Systemen Konkurrenz. Wir sind hier schon gespannt auf erste direkte Vergleiche. Unserer Einschätzung nach könnte der Ronin-S tatsächlich der erste uns bekannte Einhandgimbal sein, der es bei Action-Shots mit Glidcams aufnehmen kann.
Fazit
DJI präsentiert mit dem Ronin-S einen High-Power Einhand-Gimbal der Referenzklasse. Die hier gebotene Kombination aus hochwertiger Verarbeitung, Leistung und Funktionsumfang dürften derzeit kaum woanders zu finden sein. In seinem Element ist der Ronin-S mit Kameras der DSLRs/DSLM-Klasse die gerne auch mit lichtstarken Standard-Zooms, ND-Filtern oder wie bei uns mit Focal Reducern bestückt werden können.
Selbst Kameras wie die Canon EOS C200 wie wir hier gezeigt haben kann der Ronin-S mit leichten Einschränkungen handlen.
Limitiert wird die Leistungsfähigkeit des Ronin-S einzig durch das jeweilige Systemgewicht. Hier sollte man vorab wissen, welche Gewichte man wie lange bedienen kann bzw. welche Art von zusätzlichem Support man benötigt.