Die größte Überraschung der kommenden C400 ist definitiv ihr Preis. Obwohl sie über der C300 Mark III angesiedelt ist, kostet sie als Vollformatkamera kaum mehr. Bei dem verbauten Sensor handelt es sich um ein neu entwickeltes Back-Side-Illuminated (BSI-)Modell, welches gegenüber früheren Sensoren deutlich aufgewertet worden sein soll. Laut Canon kann der Sensor bis zu 16 Blendenstufen Dynamik abliefern.

Einzigartig ist die Triple Base ISO, die drei unterschiedliche Base ISO Stufen zur Verfügung stellt (800, 3200 sowie 12.800 - in RAW und Log). Dies soll vor allem in Low Light Situationen für mehr als ausreichende Belichtungsreserven sorgen. Doch natürlich müssen bei einer Kamera in dieser Preisklasse auch die normalen "Rahmenbedingungen" stimmen, was wir wir uns im Anschluss näher ansehen wollen...
Die Rolling Shutter Zeiten der Canon EOS C400
Die Base ISO Einstellung hat schonmal keine Auswirkung auf die Rolling Shutter Zeiten, die sich grundsätzlich in einem guten Rahmen bewegen. Bei vollem 16/17:9 Sensor-Readout liegen die Zeiten zwischen 9,6 und 10 Millisekunden (bei 24-60 fps). Bei digitaler Stabilisierung fällt diese Zahl auf ca. 9 Millisekunden, was durch die verringerte Sensorhöhe im Crop erklärt werden kann. Auch bei Slow Motion von 75 bis 120 Bildern pro Sekunde verändert sich das Ausleseverhalten - was eine verringerte Auslesezeit von 7,6 Millisekunden deutlich belegt.
4K Debayering - Canon EOS C400
Der Sensor besitzt ein natives 6K Bayer Pattern, welches durch Oversampling besonders sauberes 4K-Debayering verspricht. Grundsätzlich lässt sich im Auflösungs-Verhältnis 1,5 : 1 (also 6K zu 4K Breite) theoretisch eine nahezu perfekte 4K 4:2:2 Unterabtastung erzielen. Und tatsächlich fällt diese auch tadellos aus:

Solange man also mit 24 bis 60 fps ohne Stabilisator filmt, gibt es beim 4K Debayering rein gar nichts zu beanstanden.
Da der Sensor der Kamera nicht beweglich gelagert ist, muss man für eine zusätzliche Stabilisierung entweder passende, stabilisierte Objektive einsetzen und/oder auf die interne digitale Stabilisierung zurückgreifen, für die im Gegenzug viele Randpixel des Sensors geopfert werden müssen - was mit RAW jedoch nicht funktioniert und in XAVC indirekt die Auflösung vor dem Herunterskalieren auf 4K reduziert.
In der höchsten Stabiliserungsstufe ("hoch") wird der Bildausschnitt schon deutlich beschnitten (gecroppt) und im Debayering werden dann auch typische Aliasing-Artefakte sichtbar:

Auch wenn man mit Frameraten über 60 fps aufzeichnet, scheint der Sensor beim Auslesen etwas unsauberer zu arbeiten und nicht mehr jeden Sensel "mitzunehmen". Dies deutete bereits die verkürzte Rolling Shutter Zeit (7,6 ms) an und zeigt sich unter anderem in den Ringen unseres Testbildes. Allerdings sind die Bildfehler auch hier nicht sonderlich ausgeprägt:

Die Dynamik der Canon EOS C400
Um die Dynamik diverser Kameras vergleichbar zu testen, filmen wir eine statische Testkasten-Szene mit festem Weißabgleich 3200K und suchen als "Startszene" eine Belichtung, bei der die Haut unseres Puppenkopfes gerade nicht mehr clippt. Diese Belichtungseinstellung definieren wir als ETTR-0. Anschließend filmen wir mehrere Clips, bei denen wir jeweils um eine Blendenstufe abblenden (ETTR -1, -2, -3 usw.).
Diese kontrolliert unterbelichteten Aufnahmen korrigieren wir in Blackmagic DaVinci Resolve wieder zurück auf die Helligkeitsverteilung der ETTR-0 Referenz. Je besser die Darstellung des Auges in den tiefen ETTR-Einstellungen, desto besser ist die Dynamik der getesteten Kamera. Da Standbildaufnahmen gerade beim Rauschen stark trügen, setzen wir auf eine vergleichende Darstellung mit bewegtem Rauschen.
Die Ausspielung der Augen erfolgt um ein vielfaches vergrößert, damit die anschließende Youtube Kompression nicht sonderlich stark in die Bewertung einfließen kann. Den unverfälschtesten Eindruck der Qualität bekommt man übrigens beim Betrachten des Videos als 4K Stream - selbst auf Displays mit geringerer Auflösung.
Für unseren Vergleich haben wir in diesem Fall die C400 in ihren drei Base ISOs aufgenommen und der C70 gegenübergestellt. Letztere besitzt aufgrund ihres DGO-Sensors eine besonders hohe Dynamik und darf darum als S35-Referenz im eigenen Hause gelten. Vorhang auf:
Folgende Erkenntnisse lassen sich aus den Videos gewinnen:
- Die zwei zusätzlichen Base-ISOs springen in der Kameraeinstellung um jeweils zwei Blendenstufen, während sich die Bildqualität dabei nur um ca. einen Blendenstufe verschlechtert. Tatsächlich bietet die C400 damit bei ISO 12800 noch eine Dynamik, die man mit einer fixen Base ISO800 ungefähr bei ISO3200 erwarten würde. Dies dürfte in einem bemerkenswerten Low-Light Verhalten resultieren, was wir uns noch einmal in einem separaten Artikel ansehen werden.
- In der BaseISO 800 liegt die Dynamik der C400 noch leicht unter der hauseigenen C70 mit DGO-Sensor. Und somit zugleich auf dem Niveau sehr guter Vollformat-Großsensorkameras. An die aktuelle Dynamik Spitzenreiterin (ARRIs ALEXA 35) kommt die C400 (wie auch bislang die gesamte Konkurrenz) somit nicht heran.
Fazit
Canon bringt mit der C400 einen interessanten Neuzugang ins Cine Kamera-Spiel, der auch qualitativ auf der Höhe der Zeit ist. Die Rolling Shutter Zeiten liegen mit 7,6 - 10 Millisekunden im grünen Bereich und auch die Frameraten und Formatoptionen sind in dieser Preisklasse gut aufgehoben. Bis 60 fps bleibt die Bildqualität dabei tadellos, bei der digitalen Stabilisierung und zwischen 75 und 120 fps sind dann leichte Abstriche zu machen. Auch die Dynamik liegt im Bereich sehr guter Vollformat-Kleinbild-Kameras. Die C400 ist somit eine Cine-Kamera mit zeitgemäßer Bildqualität - die allerdings auch keine neuen qualitativen Maßstäbe setzt. Außer vielleicht bei der Low-Light Aufzeichnung, die wir demnächst noch einmal in unserem kommenden Praxistest gesondert betrachten werden.