Blackmagic Design hat seiner erfolgreichen Pocket Cinema Camera 6K ein Update spendiert. Zu den wichtigsten Neuerungen zählen ein optionaler OLED-Viewfinder, integrierte ND-Filter, ein jetzt klappbares Display und ein neuer Batterie-Griff. Wir haben uns die neue Pocket Cinema Camera 6K Pro in der Praxis angeschaut und wollen die Frage klären: Lohnt sich das Update auf die 6K Pro?
Vorab unsere Test-Aufnahmen mit der Blackmagic Pockt Cinema Camera 6K Pro und Caro an einem windigen, kalten Wintertag in Berlin.
Zum Einsatz kamen neben der 6K Pro inkl. OLED Viewfinder unsere Zeiss CP.2s, der DJI Ronin RS2 inkl. Fokusmotor und der Manfrotto GimBoom. Als Stativ hatten wir das Sachtler Flowtech 75 mit FSB8 Kopf dabei.
Ergonomie / Handling
Im Vergleich zur Blackmagic Pocket Cinema Camera 4 und 6K hat die 6K Pro nochmal deutlich an Volumen und auch an Gewicht zugelegt.

Mit ihren jetzt 1.238g bei einer Breite von 18 cm und einer Höhe von 12,3 cm erinnern uns die Maße der Pocket 6K Pro stark an jene der Canon EOS C70 (160 x 130 x 116 mm bei 1.190 kg). Damit stellt die neue Pocket 6K Pro die aktuell größte Kamera im Blackmagic Pocket Line-Up dar.
Die neue 6K Pro ist jedoch nicht nur die gewichtigste Pocket, sondern auch die ergonomisch am gelungensten. Zumindest dürften all diejenigen, die – wie wir – mit eher großen Händen unterwegs sind, sich vor allem im Handbetrieb an der deutlich besser konturierten Daumenausformung und der breiteren Bodenplatte erfreuen.

Die wichtigste Neuerung bei der Ergonomie stellt jedoch für uns neben dem optionalen Sucher der jetzt schwenkbare Monitor dar. Für alle Aufnahmen bei denen man die Kamera zwischen Boden- und Brusthöhe positioniert, bietet das schwenkbare Display eine spürbare Ergonomieverbesserung. Auch bei unseren Fake Kran-Shots am GimBoom (dazu ein anderes Mal mehr) erleichterte das schwenkbare Display klar die Aufnahme.
Dem neuen OLED widmen wir weiter unten ein eigenes Kapitel aber auch beim Thema Ergonomie spielt der optionale Sucher für uns eine wichtige Rolle und dies nicht nur bei hellem Umgebungslicht. Wer die Pocket Cinema Camera 6K Pro vor allem als Handkamera nutzt, erhält mit dem Sucher eine weiteren Kontaktpunkt am Körper für optimal kontrollierte Kamerabewegungen. Da die Blackmagic Pockets (leider) über keine Sensorstabilisierung verfügen, sind solche zusätzlichen Kontaktpunkte umso wichtiger.

Das Schalterlayout der neuen Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K Pro orientiert sich am bekannten Design der Pocket 4K / 6K. Neu hinzugekommen sind die via Daumen auf der Rückseite zu bedienenden Plus-/Minus Tasten für die ND-Filter. Viel von uns genutzt werden zudem die drei bekannten Funktionstasten auf der Oberseite der 6K Pro. Defaultmäßig finden sich hier False Color, LUT und Marker. Andere Funktionen lassen sich hier ebenfalls zuweisen – allerdings darf Blackmagic hier gerne noch etwas mehr wählbare Funktionen anbieten. Vor allem auch die freie Belegung der übrigen Schalter würden wir sehr begrüßen. In Sachen frei belegbare Schalter bietet die DSLM-Konkurrenz teilweise deutlich mehr - dafür findet sich dort vielfach kein False Color (Ausnahme C70), worauf wir nur ungerne bei kritischen Belichtungssituationen verzichten.
Als vorbildlich empfinden wir die IN/Out Optionen der Blackmagic Pocket Cinema 6K Pro.

Neben Fullsize HDMI finden sich hier Miniklinken für Kopfhörer und Mikro, USB-C sowie 2 Mini-XLR-Anschlüsse und ein 2-poliger 12V Anschluss, der ebenfalls gegen Zug gesichert ist. Highlights für uns sind hier die beiden Mini-XLRs, die in dieser Preisklasse bei der DSLM-Konkurrenz schlicht nicht vorkommen, bzw. via extra-Adapter dazugekauft werden müssen.
Hauttöne
Die Hauttonreproduktion der Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K Pro bewegt sich auch gewohnt hohem Niveau. Wer in RAW aufnimmt und auf schnelle Turnovers angewiesen ist, erhält unserer Erfahrung nach einen guten Startpunkt mit der entsprechenden Blackmagic 709-LUT.

Im Hinterkopf sollte man bei der Blackmagic 709 LUT für das Pocket 6K Material behalten, dass zusätzlich vor allem noch etwas Luma- und Sättigungs-Anpassung notwendig sind. Das bedeutet, dass die Blackmagic 709 LUT hier eher moderat zu Werke geht.

Wir persönlich schätzen dieses Verhalten, weil so vergleichsweise viel Spielraum für eine optimale Bildanpassung zur Verfügung steht.

Wer jedoch möglichst schnell zu optimalen Ergebnissen kommen muss, sollte sich die „Extended Video“ oder „Video“ Gammas genauer anschauen. Hier gilt es dann unserer Erfahrung nach nur noch minimal via Tint oder Weissabgleich von tendenziell kühleren Tönen hin zu wärmeren Tönen zu verschieben. Etwas Anpassung ist hier auf jeden Fall gefragt.
Neuer OLED-Sucher
Mit eine der wichtigsten Neuerungen der Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K Pro stellt der optional verfügbare OLED-Sucher (Blackmagic Pocket Cinema Camera Pro EVF) dar.

Dieser wird unkompliziert mit seinem fixen Multikontaktstecker in die dafür vorbereitete Aufnahme auf der Oberseite der Pocket 6K Pro gesteckt und mit einer kleinen Schraube fixiert.
Der Sucher ist mit einem Neigescharnier ausgestattet, das einen Neigebereich bis zu 70 Grad abdeckt – eine Funktion die bei allen uns bekannten DSLMs leider fehlt und die nochmal deutlich zu einem ergonomischeren Handling beiträgt.
Apropos DSLM-Konkurrenz: Bei der Auflösung kann der Blackmagic OLED Sucher leider nicht mit den Suchern aktueller DSLMs mithalten. Mit seinen 1,2 Mio Bildpunkten liegt er deutlich unter den 3-9 Mio. Bildpunkten gegenwärtiger DSLMs. Für Ausschnitte mit schwierig zu beurteilender Schärfe empfehlen wir dann auch eher das rückseitige Display.
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Doch wenn man den Sucher zusammen mit der Vergrösserungsfunktion und Fokus-Assist/Peaking nutzt, kommt man auch hier recht weit – zumal die eher mittelmäßige Sucher-Auflösung in der Praxis durch die auch während der Aufnahme zuschaltbaren Hilfsfunktionen in unseren Augen ausgeglichen wird.
Clever empfanden wir hierbei die Multifunktion des Zeigefinger-Rads bei der Fokuskontrolle: Mit einem Klick lässt sich hier zwischen dem Vergrösserungsfaktor und der Navigation über das Sucherbild wählen.
Und schließlich seien noch der ebenfalls im Blackmagic Viewfinder enthaltene Näherungssensor sowie der vierteilige Diopter mit Stärken von -4 bis +4 Dioptrien positiv erwähnt.
Obwohl das rückseitige Klappdisplay mit seinen max. 1.500 Nits jetzt deutlich heller ausfällt, empfehlen wir für Aufnahmen bei hellem Umgebungslicht klar den neuen EVF. Dieser bietet mit seiner gut ausgeformten Augenmuschel nicht nur einen guten Lichtschutz, sondern hat konstruktionsbedingt auch nicht mit Spiegelungen (wie das rückseitige Display) zu kämpfen.
Integrierte ND-Filter
Für uns die wichtigste Neuerung bei der Pocket Cinema Reihe von Blackmagic stellen die jetzt bei der Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K Pro integrierten ND-Filter dar. Diese sind motorisiert und in den Abstufungen 2, 4 und 6 Stops in die 6 K Pro integriert.

Schön hier zu sehen, dass Blackmagic die NDs der Pocket Cinema Camera 6K Pro auch mit IR-Cuts versehen hat. Die ND-Filter fügen sich zusammen mit dem winkelbaren rückseitigen Monitor und dem optionalen EVF zu einer schneller zu bedienenden Kamera.
Das BMD-Gesamt-System: DaVinci Resolve, ATEM, Streaming...
Zwar hat sich im Vergleich zur Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K bei der neuen 6K Pro nichts bei der Bildqualität verändert, da hier der gleiche Sensor zum Einsatz kommt, doch die neue 6K Pro ohne das Blackmagic Gesamtsystem in Form des mächtigen DaVinci Resolve und integrierten Komponenten wie die ATEM Mini Switcher zu sehen fallt uns schwer. Zumal man mit der Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K Pro nicht nur die Kamera sondern auch eine Volllizenz von DaVinci Resolve 17 erhält.

Erst mit Resolve und seinen umfassenden RAW- und Log-Bearbeitungsfunktionen entfaltet sich dann auch erst die gesamte Power der Blackmagic Cinema Kameras. Das bedeutet für Neueinsteiger zwar auch eine recht steile Lernkurve - doch der Aufwand lohnt unserer Erfahrung nach durchaus.

Ebenfalls nicht außer Acht lassen sollte man in Zeiten mit erhöhtem Home-Office und Streamingbedarf die von Blackmagic clever mitgedachte Integrationsoptionen der Pocket-Cameras in Live Streaming-Workflows via ATEM Mini Mischer:
Auch die Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K lässt sich via HDMI Kabel remote mit allen wesentlichen Videoaufnahme-Parametern an den ATEM Minis betreiben.
Handbetrieb mit Einschränkungen
Wir haben es bereits erwähnt: Zusammen mit den integrierten ND-Filtern, dem Viewfinder und dem neigbaren Display stellt die Pocket Cinema Camera 6K Pro bei unseren Handlingtests die derzeit am schnellsten zu bedienende Kamera im Blackmagic Pocket Lineup dar.

Mit ihren neuen Funktionen empfiehlt sie sich gleichzeitig auch als Handkamera - doch hierbei gilt es gerade im Vergleich zur DSLM-Konkurrenz ein Paar Sachen zu beachten:
Mit den von uns gemessenen Rolling Shutter Werten von 19,8 ms im 6K Betrieb liegt die Pocket 6K Pro spürbar oberhalb der Werte aktueller DSLMs. Hinzu kommt, dass die Pocket 6K Pro keine Sensorstabilisierung oder kontinuierliche AF-Funktionen mitbringt.
Ohne Stabilisierungs-Hilfen fühlt sich die Pocket Cinema Camera 6K Pro in unseren Augen bei szenischen Arbeiten auf dem Stativ am wohlsten. Hier sehen wir klar ihr Haupteinsatzgebiet. Das bedeutet jedoch nicht, dass man die Pocket 6K Pro nicht auch mobil betreiben könnte. Doch hierfür raten wir auf jeden Fall zum Gimbalbetrieb.

Wir hatten die Pocket 6K Pro bei unserem Praxistest erfolgreich mit dem DJI Ronin RS2 im Einsatz. Neben der allgemeinen Stabilisierungshilfe hat sich hierbei auch der DJI-Fokusmotor bewährt, mit dem wir dann auch gleich den fehlenden Video-AF zumindest teilweise kompensieren konnten. Sicherlich mit 2.5kg Kameragewicht (inkl CP2. Objektiv ohne RS2 Gimbal) kein Leichtgewichtssetup – aber für kürzere Sequenzen durchaus machbar.
(Zum optimalen Setup der Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K Pro am DJI RS2 demnächst mehr auf slashCAM.)
Strom
Mit der neuen 6K Pro harmonisiert Blackmagic Design das Akkukonzept mit seinen aktuellen Video Assist 12G HDR Monitorrekordern – will heissen: Sowohl die Video Assists als auch die Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K Pro setzen nun auf Sony Akkus der weit verbreiteten L-Serie. In unseren Augen ein durchaus sinnvoller Schritt.
§np-f570-battery@2x§:Sony Lithium Ionen Akku NP-F750
Bei der Pocket 6K Pro kommen damit jetzt die Sony Lithium Ionen Akkus NP-F750 mit 2.600 mAh zum Einsatz. Im Nonstop 6K Aufnahme-Betrieb mit 50% Displayhelligkeit kamen wir mit einer vollen Akkuladung auf 67 Minuten. Das ist im Vergleich zur Vollformat-DSLM-Konkurrenz eher wenig.
Dessen ist sich auch Blackmagic Design durchaus bewußt und hat zusammen mit der Pocket 6K Pro auch einen neuen Akkugriff optional zur Verfügung gestellt. Dieser nimmt zusätzlich zwei Sony-Akkus auf, so dass man damit jetzt auf insgesamt über drei Stunden Aufnahmezeit kommt.

Wer entsprechend längere Aufnahmezeiten benötigt, kann jedoch statt des neuen Handgriffs auch auf eine Powerbank zwischen den Aufnahmen setzen, mit der sich die ausgeschaltete 6K Pro zwischen einzelnen Shots via USB-C nachladen lässt.
Fazit
Mit der Pocket Cinema Camera 6K Pro bringt Blackmagic Design gut überlegte Updates zum erfolgreichen Pocket Cinema Lineup: Mit integrierten ND-Filtern, optionalem Sucher und integriertem Klapp-Display stellt die Pocket Cinema Camera 6K Pro die zugleich am schnellsten als auch am komfortabelsten zu bedienende „Cinema Pocket“ dar. Gerade für Indie-Filmer bleibt die Pocket 6K Pro damit eine hochinteressante Option.
Doch die Luft für den bisherigen Erfolg der Pocket Cinema Reihe wird mit erstarkter Konkurrenz aus dem etablierten DSLM-Lager zunehmend dünner: Stabilisierte Sensoren, sehr gute AF-Funktionen, integrierte 10- und 12 Bit Logformate, lange Akkulaufzeiten, hochwertige EVFs etc. stellen ebenfalls starke Argumente dar.
Und trotzdem: Betrachtet man ausschließlich, wieviel (cinematische) Bewegt-Bildqualität man für das gebotene Geld bei der Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K Pro erhält und rechnet dann auch noch die Voll-Lizenz von DaVinci Resolve 17 dazu, bleibt auch die neue 6K Pro Pocket ein extrem attraktives Angebot – insbesondere für szenische Projekte.