Was wären echte VR-Filme -- und wären es überhaupt Filme?

// 09:05 So, 16. Aug 2015von

Was die Verfügbarkeit von Virtual Reality Sichtgeräten für Filmemacher bedeutet, darüber haben wir ( gelegentlich schon spekuliert, und natürlich nicht nur wir. Noch vor Ende des Jahres sollen erste Modelle der HTC Vive Brille in den Handel kommen, Oculus Rift verspätet sich und wird frühestens nächstes Jahr folgen, aber schon jetzt kann man sich sein Smartphone in ein Gestell klemmen und sich dieses wie einen alten 3D-Viewer vor die Augen schnallen. (Tatsächlich ist ja VR automatisch und zugleich ein wirklich großer Einsatzbereich für s3D-Aufnahmen.)


Vor allem für Videospieler wurden die VR-Brillen ursprünglich entwickelt, doch wird längst in vielen Bereichen mit immersiven Anwendungen experimentiert (Forschung, Medizin, Kunst, Lernumgebungen, Tourismus, Werbung usw. etc.), und nicht zuletzt im Zusammenhang mit Film. Von relativ simplen 360° Bewegtbildpanoramen bis zum deutlich anspruchsvolleren Geschichten-Erzählen in in einer Surround-Umgebung reicht das Spektrum, wobei einerseits auf gerenderte Bilder aus einem Computer, andererseits auf 360° Echtbild gesetzt werden kann.



Daß bei der Aufnahme von Surround-Video anders als sonst gearbeitet werden muß, liegt auf der Hand -- alles ist potentiell im Bild (auch zB. die Crew), der Zuschauer kann sich nach Belieben umsehen (keine Kontrolle mehr über seinen Blick) und die übliche Schnitttechnik / Szenenauflösung dürfte kaum mehr funktionieren. Dafür ist der Zuschauer mittendrin und sitzt nicht mehr davor -- zusammen mit einem Surround-Ton kann dies ein beeindruckend immersives Erlebnis sein, das gemeinhin als VR-Film bezeichnet wird.



Doch wie ein interessanter Artikel auf Motionographer betont, hat dies mit virtuellen Realitäten eigentlich nur wenig zu tun, denn eine solche setzt ja voraus, daß man auch in ihr handeln kann, und außerdem sind Realitäten meist eher komplex und keine Abfolge simpler, binärer Entscheidungen. Richtiger wäre es daher, von passivem VR zu sprechen, wenn es um solche Surround-Darbietungen geht.


Und auch mit der Bezeichnung Film (movie) wird es in diesen Zusammenhängen schwierig, denn Film ist ein erzählendes Medium -- sie haben eine Handlung, innere Zusammenhänge und Entwicklungen. Doch als Erzähler braucht man Kontrolle, um die Abfolge von Informationen zu steuern, und just diese verliert man in einer (mehr oder weniger) interaktiven Umgebung. Ein Zuschauer, der ständig in die falsche Richtung schaut, würde einen solchen Film verpassen, obwohl er "mittendrin" wäre. Ein völlig neues Erzählen ist gefordert (das man als Filmemacher völlig neu lernen müsste, wie Saschka Unseld von den Oculus Story Studios erklärt).


Still aus Henry, dem neuesten VR-Short aus den Oculus Studios
Still aus Henry, dem neuesten VR-Short aus den Oculus Studios

Aber ein interaktives Setting wiederum (so es sich -- sinnvoll -- umsetzen läßt), bei welchem ein Zuschauer nicht nur dabei ist, sondern selbst teilnimmt, die Handlung vorantreibt bzw. die Erzählung sozusagen einsammelt oder selbst entdeckt, das klingt doch auch bekannt: nämlich wie ein Spiel... Ob, wo und wie sich eine Erzählkunst nach traditionellem Verständnis zwischen den passiven VR-Betrachtungen und Spielewelten finden lassen wird, wird also spannend zu sehen.



Der neueste VR-Kurzfilm von Oculus, Henry, kommt übrigens in dieser Verge-Kritik nicht besonders gut weg -- statt gerenderten Fake-Welten wünscht sich der Autor lieber dokumentarische 360° Aufnahmen mit echten Menschen, nach dem Motto "weniger ist mehr".


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