Stephan Follows ist ein Filmemacher und -wissenschaftler, der auf die Analyse von Film-Daten spezialisiert ist. Er hat seit dem Jahr 2000 für jedes Jahr die in den USA an der Kinokasse erfolgreichsten 200 Live-Action Filme daraufhin angeschaut, welche Kameras sie verwenden.
Veranschaulicht werden diese Daten anhand einiger interessanter Grafiken, die unter anderem zeigen, wie in diesem Zeitraum die Nutzung analoger Filmkameras zurückging und beinahe vollkommen durch digitale ersetzt wurde - gut zu sehen ist, wie 2013 erstmals mehr digitale als analoge Kameras verwendet wurden und die Differenz in den Folgejahren immer größer wurde.

Aber für uns noch interessanter ist die Übersicht der verwendeten (digitalen) Kameramarken - dominiert bei den Oscars ARRI total, bei den Nominierungen ebenso wie bei den Gewinnern, verrät diese größere und damit repräsentativere Analyse der 200 erfolgreichsten Filme ein differenzierteres Bild.
So ist zwar auch hier ARRI (mit der Alexa Mini, Studio, XT, SXT, Plus und 65) die unangefochtene Nummer 1, allerdings "nur" mit einem Marktanteil von rund 42-50%, an zweiter Stelle folgt RED mit 9-15%, an dritter Sony mit 4-7% - der Anteil der beiden ersten ist aber im letzten Jahr der Untersuchung (2017) deutlich zurückgegangen, bei RED hat er sich beinahe halbiert. Der erfolgreiche Herausforderer ist Panavision mit aktuell ca. 7% Marktanteil und starker Zuwachstendenz.
Das Bild ändert sich, wenn nur die 50 erfolgreichsten Filme betrachtet werden: hier dominiert wieder ARRI mit aktuell 88% und steigender Tendenz - betrachtet man jedoch die 100 erfolgreichsten Filme, so kommt ARRI nur auf 72% mit sinkender Tendenz.
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Kurz gesagt belegt die Statistik also folgendes: je besser ein Film an der (US-)Kinokasse abschneidet, umso höher ist offensichtlich die Wahrscheinlichkeit, dass er mit einer Arri-Kamera gedreht wurde. Allerdings sollte man daraus wiederum nicht folgern, dass der kommerzielle Erfolg aufgrund der verwendeten Kamera zustandekommt, denn es gibt ja noch viele andere Parameter, die bei dieser Datenstudie nicht berücksichtigt wurden. Beispielsweise die Höhe des Produktionsbudgets wäre für ein aussagekräftigeres Gesamtbild nötig (nachdem nicht aufgeführt wird, um welche Filme und Kameras es sich jeweils handelt, ist es für Außenstehende schwer, solche Informationen zu ergänzen).
Als reine Spekulation unsererseits würden wir vermuten, dass für viele der 50 erfolgreichsten Filmen mehr Budget zur Verfügung stand, als bei den Filmen, die auf Rang 150-200 stehen -- höhere Budgets bedeuten ua. mehr Geld für Stars und auch für Werbung, beides sicherlich ein Faktor, um Leute ins Kino zu locken.
Je mehr Geld im Spiel ist, umso wichtiger ist es aber auch, dass bei der Produktion nichts schief geht; vor allem möchte niemand am Ende daran Schuld sein, dass technisch etwas nicht klappt. Genau zu diesem Punkt hatten wir schon einmal Überlegungen angestellt ( Die passende Kamera - Eine Frage der Risikobewertung?): ob nun ARRI-Kameras in der Realität zuverlässiger oder besser sind als andere, sei dahin gestellt -- solange sie in aller Augen quasi den Industriestandard darstellen, sind sie oft automatisch die erste Wahl, nach dem Motto "nobody ever got fired for choosing ARRI".