Der erste Eindruck der Kamera lässt sich mit zwei Worten beschreiben: Solide und leicht. Beides relativiert sich jedoch etwas, wenn man Griffe, Monitor, Akku und das mitgelieferte Kit-Objektiv 4/18-105 montiert hat.

Allgemeines / Ergonomie
Doch auch komplett ausgestattet wirkt die Kamera durch ihre zwei Griffe sehr agil. Der Drehgriff ist ergonomisch äußerst gelungen und bietet Zoomwippe, Einstellrad, Joystick, drei frei belegbare Buttons sowie einen Aufnahmeknopf. Dabei sind all diese Bedienhilfen tatsächlich mit den rechten Fingern in der Griffschlaufe auch gut zu erreichen.
Der Henkel bietet im Gegensatz zur Konkurrenz nur einen XLR-Eingang, der zweite ist praktischerweise an der Gehäuserückseite, wo er auch bei abmontierten Henkel für professionellen Audio-Anschluss sorgt.

Insgesamt hat Sony bei der Ergonomie offensichtlich starke Anleihen bei der großen Schwester FS7 gemacht und damit positiv gepunktet. Der Handgriff gehört ergonomisch zusammen mit dem der Sony FS7 zum besten, was in diesem Bereich auf dem Markt derzeit zu haben ist. Bei unserem FS7 Test war allerdings die Steuerung der Blende über das Scrollrad am Smartgrip viel zu träge gewesen. Sony hat hier erst kürzlich mit dem 3.0er Update für die FS7 Abhilfe geschaffen.
Bei der FS5 lässt sich mit der aktuellen Firmware hingegen die Blende auch am Smartgrip mit ausreichender Geschwindigkeit verändern. Das Bedeutet, dass ein längerer kompletter Zeigefingerzug am Smartgrip die Blende um einen vollen numerischen Wert verstellt.
Neben den clever versetzten XLR-Eingängen bringt die Sony auch Optionen für den Versatz des Monitors mit. So kann dieser auch deutlich weiter vorne an der FS5 montiert werden, was sowohl für den Schulter- als auch den Gimbal-Betrieb (hier dann mitt-achsig zur Kamera inkl. demontiertem Handgriff) viele sinnvolle Konfigurationen ermöglicht.

Die wichtigsten Anschlüsse finden sich bei der Sony FS5 auf der rechten hinteren Gehäuseseite, wo SDI-Out, HDMI, Wired LAN und der eine im Gehäuse integrierte XLR-Eingang zur Verfügung stehen. Auf der linken Seite befinden sich der Kopfhöreranschluss, der DC-IN sowie ein Multi/Micro USB Anschluss. Wie bei vielen aktuellen Sony-Cams ist der Blitzschuh als integrierter Multi-Interface-Schuh (MI shoe) ausgeführt, über den sich bsp. via SMAD-P3 Adapter auch eine Sony Funkstrecke direkt anschließen lässt. Beim Betrieb der Funkstrecke über den MI-Shoe fallen dann allerdings die XLR-Eingänge weg.
Das Gesamtschalterlayout der Sony FS5 ist klar und sehr gut gegliedert und gibt für User mit Sony- oder gar FS7-Erfahrung keine Rätsel auf.

Die linke Gehäuseseite bietet praktisch jede wichtige manuelle Einstellmöglichkeit um während einer Aufnahme nicht ins Menü gehen zu müssen. Besonders fällt dabei die die Einstellung für den variablen ND-Filter auf. Dieser ist auch gleich das echte Alleinstellungsmerkmal der Kamera: Denn neben den drei, über einen Drehschalter direkt zugreifbaren ND-Einstellungen findet sich darunter ein doppelt belegtes Drehrädchen, welches entweder für die Blende oder einen variablen (!!) ND-Filter zuständig ist.
Alleinstellungsmerkmal integrierter ND-Filter
Sony hat hier erstmals einen Flüssigkristallfilter eingebaut, der je nach angelegter Spannung unterschiedlich viel Licht durchlassen kann. Und daher macht auch die Doppelbelegung mit der Blende durchaus Sinn. Denn entweder will man die Helligkeit über die Blende steuern und verändert damit die Tiefenschärfe. Oder man will konstante Tiefenschärfe erreichen und regelt die Helligkeit über einen variablen ND-Filter. Dass dies nun in einem Gehäuse möglich ist, ist tatsächlich (noch) einzigartig und man wünscht sich diese Funktion fortan an jeder Kamera. Kurz betrachtet wirkte der ND Filter hochqualitativ und verfälschte in einem kurzen Test weder Auflösung noch Farben.
Wichtig finden wir zu erwähnen, dass der ND-Filter komplett aus dem Strahlengang entfernt werden kann (Schalter-Stellung[CLEAR]). Sitzt er dagegen zwischen Objektiv und Sensor so liegt seine kleinstmögliche Einstellung bei 1/4 ND. Maximal kann der Filter 1/128ND erreichen. Im Regelweg sind zwar nur 21 Werte einstellbar (1/128, 108, 91, 76, 64, 54, 45, 38, 32, 27, 23, 19, 16, 13, 11, 10, 8, 7, 6, 5, 4), jedoch vollzieht sich der Übergang zwischen den Werten dennoch absolut fließend ohne Sprünge.
Wir fragen uns hier natürlich gleich, ob man hiermit auch eine Film-Shutter-Simulation ermöglichen könnte. Andere Firmen bieten ja so etwas auf Basis von Flüssigkristallgattern an. Eine solche Funktion könnte die Kamera noch einmal in eine komplett andere Liga hieven und sollte nicht sonderlich schwer zu realisieren sein.
Aufzeichnung(s)-Formate
Andere Funktionen der Kamera hinterlassen dagegen einen ambivalenten Eindruck. Da wäre einmal die Aufzeichnung auf Dual-Slot SDXC-Karten mit maximal 100 Mbit in XAVC-L QFHD (mit 3.840 x 2.160 Pixel). Auch wenn es sich um ein Long-GOP-Format handelt, sind nach unserer Erfahrung die maximal 100 Mbit/s je nach Bewegung im Bildmotiv etwas knapp bemessen. Auch die 8 Bit 4:2:0-Aufzeichnung in 4K Bit wirken bei einem Listenpreis von etwa 6.000 Euro im Jahr 2016 etwas schwachbrüstig. Zumal sich auch kein 10 Bit-Signal für einen externen Recorder nach Außen führen lässt.
Die angekündigte RAW Option könnte die Kamera in dieser Hinsicht noch viel interessanter machen, jedoch hat Sony hierzu noch wichtige Details nicht preisgegeben. Eine kurzzeitig gemutmaßte, interne RAW-Aufzeichnung wäre zwar ein saftiges Zeichen in Richtung Blackmagic, ist jedoch höchst unwahrscheinlich. Zumal sich Sony bei den Datenraten auf SD-Kartenslots nicht über 100 Mbit/s wagen wird. Bei externem RAW bleibt die Frage, ob es nur ausschließlich über einen (wahrscheinlich eher teuren) Sony-RAW-Recorder gehen wird, oder ob auch günstigere externe Lösungen wie beispielsweise Atomos oder Odyssey unterstützt werden sollen.
Auf der Haben-Seite kann man aktuell auf einer sehr günstigen 64 GB Speicherkarte bereits rund eine Stunde 4K Material unterbringen und kann sogar eine zweite, ebenso günstige Backup-Aufnahme realisieren. In FullHD beherrscht die Kamera sogar eine echte 10 Bit 4:2:2 Aufnahme, die dank kluger 2x2 Sensorauslesung in diesem Modus wirklich Sinn macht. Die Aufnahme erfolgt dabei in H.264 Container (High Level 4.1 Profile mit 422:10Bit). Die Datenrate liegt in diesem FullHD-Fall bei maximal 50 Mbit/s. Diese Datenrate war leider noch kein Garant für absolute Artefaktfreiheit, aber lag nochmal deutlich vor gängigen h.264-8Bit Implementierungen im Bereich 25-35 Mbit/s.
Der Sensor wird in HD sowohl mit 25p als auch mit 50p (sowie als 50p-SlowMotion im 25p-Container) offensichtlich noch voll ausgelesen und ziemlich sauber skaliert: Bei 100p erscheinen dagegen Artefakte, die wohl auf LineSkipping zurückzuführen sein dürften. Mit steigenden SlowMo Raten (bis zu 800/960 fps) nehmen diese Artefakte weiter zu und die interne Auflösung ab.
Auch erwähnenswert: Slow-Motions ab 100p gibt es nur als 8 Sekunden-Burst. Andere Hersteller überlassen es jedoch dem Anwender, ob er einer schnelleren SD-Karte vertrauen schenken darf.
Wer in HD arbeitet, darf sich auch noch über eine Center Scan-Möglichkeit freuen, die nur den inneren Sensor-Bereich zur Aufnahme nutzt und somit die Brennweite künstlich verlängert.
Bildkontrolle
Zur Bildkontrolle stehen Histogramm, Zebra und Peaking bereit, jedoch leider kein Waveformmonitor, den wir bei einer Kamera über 5.000 Euro eigentlich schon erwarten. Das Display ist für 2016er-Verhältnisse nur durchschnittlich scharf. Zusammen mit der Fokus Magnifikation (Ratio zwischen 4x und 8x umschaltbar) lässt sich der Fokus zwar grundsätzlich finden, jedoch macht in 4K die digitale Vergrößerung einen Strich durch die Rechnung. Das feinen Schärfedetails unseres Testbildes waren im Display und dem Sucher nur noch als undefinierbarer Matsch zu sehen. In der 4K-Aufnahme selbst war die Schärfe jedoch in Ordnung. Ebenso an einem externen Atomos Assassin.

Die interne Fokus-Lupe führt die Idee einer vergrößerten Fokus-Ansicht irgendwie ad Absurdum. Eine nähere Analyse brachte zutage, dass die vertikale Auflösung der elektronischen Lupe um ein vielfaches gegenüber der horizontalen Auflösung abfällt. Da auch das Peaking auf der Display/Suchervorschau basiert, kommt es in den relevanten vermatschten Bereichen zu überhaupt keiner zuverlässigen Peaking-Anzeige.
Schmale Signalwege?
Und beim Anschluss eines externen Monitors gerät man in die nächste Problemzone der Kamera. Denn die Kamera kann in 4K das Signal nicht gleichzeitig an mehreren Ausgängen bereitstellen, wenn sie intern 4K aufzeichnet. So stoppt die externe 4K-Vorschau, sobald man die interne 4K-Aufnahme startet, was auch den Einsatz eines externen Vorschaumonitors nicht sinnvoll macht. Selbst wenn man die externe Kontrollausgabe auf 1080p herunterregelt stellt sich der Monitor bei interner 4K Aufnhame ab. Nur mit einem externen 4K-Recorder - der dann gleichzeitig der Vorschau-Monitor ist- lässt sich eine 4K Aufnahme daher auch zuverlässig in der Schärfe kontrollieren. In diesem Fall muss man aber komplett auf einer interne 4K-Aufnahme in der Kamera verzichten.
UPDATE vom 25.2.2016:
Wie Sony mitteilt soll dieses Problem mit der Firmware Version 1.10 mittlerweile behoben sein.
In FullHD agiert die FS5 dagegen wie erwartet. Auch bei interner Aufnahme steht extern ein echtes FullHD-Vorschaubild bereit. Die Ausgabe erfolgt allerdings nur in 8 Bit, weshalb viele Anwender hier die internen 10 Bit 4:2:2 jedem externen Recorder mit 8 Bit vorziehen werden.
Der Sucher löst übrigens noch etwas feiner als das Display auf, leidet aber unter dem selben Vergrößerungs-Problem wie das Display. Dafür bildet er sehr gleichmäßig und fast ohne Regenbogeneffekte ab, was man nicht von jedem Sucher behaupten kann.
Bildprofile
Bei den Bildprofilen geizt die Kamera nicht. Neben Standard, Still, CINE1-4, ITU709 (+800%) sind natürlich auch Sonys S-Log 2 und 3 mit an Bord. Interessant ist dass alle S-Gamuts (Standard, 3 und 3 Cine) nun für drei separate Weißpunkte einstellbar sind (3200K, 4300K, 5500K). Damit rückt die Log-Aufzeichnung noch näher an RAW heran, wenn man schon vor der Aufzeichnung das ungefähre Weißpunkt-Mapping auf die 8 oder 10 Bit bestimmt. Da hat jemand bei Sony also tatsächlich mitgedacht, wie man die wenigen Bits noch effektiver nutzen kann. Allerdings wurden diese nützlichen Parameter nicht ganz zu Ende gedacht, denn nachdem die äußeren Weißabgleich-Preset-Schalter bei S-Log mit fixer Kelvin-S-Gamut nicht mehr benutzbar sind, wäre es ja naheliegend diese gleich zum Umschalten der Kelvin Zahlen der S-Gamuts zu benutzen. Doch das funktioniert leider nicht und so muss man im Falle eines Lichtwechsels den langen Weg ins entsprechende Unter-Menü antreten. Schade.
Eine REC2020 Gamut findet sich übrigens noch nicht, aber dafür die anderen üblichen Verdächtigen aktueller BIONZ X-Modelle, Namentlich: Standard, Still, Cinema, Pro, ITU709, und schwarz/weiß.
Nur für die Bildprofile S-Log 2 und S-Log 3 finden sich auch noch Gamma Display Assistenten. Also integrierte LUTs, die man zur Display-Vorschau schon beim Filmen dazuschalten kann.
Kit-Optik 4/18-105
Mit dem optional im Kit erhältlichen E-Mount-Objektiv 4/18-105 ist einerseits eine Nutzung der Motor-Zoomwippe möglich und auch der Steadyshot funktioniert hiermit. Allerdings nur im “Standard”-, und nicht im “Active”-Modus. Ansonsten ist zur Kit-Optik vor allem zu sagen, dass sie ziemlich stark verzeichnet. Die Kamera hat allerdings eine -defaultmäßig aktivierte- Entzerrungskorrektur, die für entsprechend gerade Linien sorgt. Wir haben sie jedoch auch im Verdacht für den einen oder anderen Bildfehler verantwortlich zu sein, die manche Pixelpeeper im Netz entdecken. Wir haben zumindest kaum mir der Kit-Optik gefilmt und haben auch nicht so drastische Bildfehler zu Gesicht bekommen, wie manch andere.
Das Problem, das unter anderem hier beschrieben ist, liegt übrigens unserer Ansicht nach, ganz klar bei der internen Signalverarbeitung von Sony. Ab 9dB Gain und der entsprechenden ISO-Äquivalenz, greift bei 4K Aufnahmen automatisch und nicht abschaltbar eine digitale Noise Reduction ins Bild ein, die bei Objekt-Bewegung passen muss. In HD fällt das Rauschen dagegen nicht auf, weil ein Pixel aus 4 Senseln erzeugt wird, deren Rauschen sich schon durch die Zusammenlegung zu einem guten Teil herausfiltert.
Das ist besonders unerfreulich, weil sich in S-Log 2 und 3 nicht unter ISO 3200 aufzeichnen lässt. Das bedeutet, die Noise Reduction arbeitet in diesen Profilen immer ungefragt am Bild. Da bei 4K die Sensel eines Sensors immer kleiner sind als bei FullHD und das Rauschen nicht durch Pixelzusammenlegung gefiltert werden kann, hat der Hersteller 2 Möglichkeiten: Entweder ungefiltert aufzeichnen (was bei LOG wohl meistens gewünscht sein dürfte) oder schon in der Kamera filtern. Bei zweiterem Weg gewinnt die Kamera auf dem Papier ein paar Blendenstufen, die jedoch mit dem Originalmotiv wenig zu tun haben. Außerdem hat der Codec hier weniger zu tun. Dafür handelt man sich bewegende Macroblöcke in Flächen ein (auch ein bei der FS5 öfters gesichtetes Phänomen).
Canon hat bei seiner C300 Mk2 gerade den ungefilterten Weg per Default beschritten, und dafür einige Kritik einstecken müssen. Für ein hochqualitatives Ergebnis halten wir jedoch ein echtes aufgezeichnetes Rauschen (das sich in der Postproduktion mit größerer Effektivität filtern lässt) für den besseren Weg.
Im zweiten Teil dann unsere Meßlaborergebnisse, Tageslichtaufnahmen und unser Fazit zur Sony FS5.