Handling (Video)
Die Alpha 55 von Sony orientiert sich vom Gehäuse-Design an einer klassischen Spielgelreflexkamera – wenn auch mit recht kompakten Baumaßen (B: 124,4, H: 92, T: 84,7) bei lediglich ca. 441g Gewicht. Das Gehäuse ist aus Polycarbonat und vermittelt ein dieser Kameraklasse entsprechendes, robustes wenn auch recht plastmäßiges Gefühl. Die Handaufnahme ist ergonomisch gut geraten, was dem deutlich ausgeformten Handwulst zugeschrieben werden darf, der sich auch von größeren Händen noch halbwegs passabel greifen lässt. Gefehlt hat uns hingegen ein Daumenrad, mit dem man bei manueller Belichtung (leider nur bei der Fotografie) schnell mal die Blende wählen könnte. So muss man den AV-Button gedrückt lassen und mit dem Zeigefinder-Rad wählen: Wir brechen hier klar eine Lanze für die Zweiradbedienung. Gut gelungen hingegen ist der dezidierte Videoaufnahme-Button, der mit dem Daumen auf der Rückseite leicht zu erreichen ist und die Kamera in Videoaufnahmebereitschaft schaltet.

Das LCD Display glänzt mit hoher Schärfe und Auflösung und gehört mit seiner 3“ Breite und einer Auflösung von 921.600 Pixeln zu den besten derzeit verfügbaren. Dass es sich ausklappen lässt ist ein weiterer Pluspunkt, wenn wir uns auch aus Videosicht einen Klappmechanismus gewünscht hätten, mit dem sich das Display nach links ausklappen liesse. Doch auch der hier verbaute Klappmechanismus stellt für Videoaufnahmen bereits eine spürbare Erleichterung gegenüber einem starren Display dar.
Der elektronische Sucher bietet ein 100% Sichtfeld und wurde bei der Alpha 55 im Gegensatz zu anderen DSLR-Layouts deutlich nach hinten verlängert. Dies ermöglicht eine Sicht durch den Sucher ohne die untere Gesichtshälfte auf das Display zu drücken, welches dessen Putz-Intervall deutlich absenkt. Hier dürfen andere Hersteller sich gerne eine Scheibe bei Sony abschneiden. Auch die automatische Aktivierung des Suchers, sobald sich das Auge dem Sucher nähert, funktionierte völlig reibungslos und dürfte dem Stromhaushalt der Alpha 55 sehr zu gute kommen.
Während der Videoaufnahme lässt sich ein digitale Wasserwaage einblenden, die Verschwenkungen auf der X- und Z-Achse anzeigt – ein sehr willkommenes Feature.
Für manuelles Scharfstellen bietet die Alpha 55 eine zuschaltbare Suchervergrösserung, die in mehreren Stufen eine sehr gute Beurteilung der Schärfe zulässt. Leider ist diese nicht während der Videoaufnahme aktivierbar. Manuelle Schärfe muss also vor der Aufnahme bestimmt werden. Der Autofokus funktioniert hingegen während der Videoaufnahme ausgesprochen reaktiv, was auf das innovative Spiegeldesign zurückgeführt werden darf. Allerdings landet dessen Fokussiergeräusch ebenso wie das Schalten der Belichtungskorrektur am Gehäuse auf der Tonspur der Videoaufnahme. Wir raten für ungetrübten Videogenuss zur Verwendung eines externen Mikros an der 3,5mm Stereo Mini-Klinke.

Womit wir beim Thema manuelle Belichtung bei der Videoaufnahme wären. Leider bietet die Sony Alpha 55 keine komplett manuelle Kontrolle. Es lässt sich lediglich eine Belichtungskorrektur bei der Videoaufnahme dazuschalten – hier würden wir uns komplett manuelle Funktionen für Blende, Belichtungszeit und ISO wünschen. Allerdings könnte Abhilfe hier bereits in Form einer aktualisierten Firmware zur Photokina in Aussicht stehen. Warten wir also mal die Photokina ab ...
Die Sony Alpha 55 bietet einen HDMI Video-Output der zwar ein HD-Signal nach außen gibt – allerdings mit einem gewichtigen Manko: Wir waren nicht in der Lage, die Display-Info-Anzeigen komplett auszublenden. Damit mag zwar etwas eingeschränkt eine Schärfebestimmung auf einem externen Display möglich sein, eine Aufzeichnen des HMDI-Signals macht durch die permanente Einblendung jedoch wenig Sinn: Also zumindest derzeit keine Möglichkeit, das HDMI-Signal am AVCHD-Codec vorbei abzugreifen.