Der ACE Stativkopf
Mit dem ACE Stativkopf geht Sachtler ungewohnt neue Wege. Wenn wir zuvor etwas flapsig von „Plastik“ gesprochen haben, sollte man hier dann doch etwas genauer hinschauen, denn Plastik ist nicht gleich Plastik. Beim Sachtler ACE Stativkopf kommt glasfaserverstärkter Kunststoff zum Einsatz, eine erprobte, wertige Technologie, die für hohe Stabilität bei geringem Gewicht sorgt, sofern sie sorgfältig verarbeitet wurde. Der ACE Stativkopf wiegt lediglich 1,7 KG.

Wenn man nun den ACE Stativkopf das erste Mal in der 75er Schale montiert und die Dämpfungsstufen der Reihe nach durchschaltet, wird man vom vergleichsweise satten Einrasten der Dämpfung angenehm überrascht. Trotz des Kunststoffes vermitteln sowohl die Mechanik als auch das Finish eine hochwertige Verarbeitung. Die Rasterung ist für Kunststoff erstaunlich präzise und greift in fast schon gewohnt satter und verlässlicher Sachtler-Manier. Sicherlich kann ein Metallkopf im Zweifelsfall härtere Stöße aushalten aber die bisherigen Sachtler Stativköpfe sind in der Regel auch für sehr groben Profialltag, Verleih und deutlich schwerere Kamerasysteme gebaut …
Sachtler tut sehr gut daran, das Bedienkonzept mit den beiden großen Dämpfungsrädern für horizontale und vertikale Dämpfung, die den gesamten Durchmesser des Stativkopfes belegen, sowie die Platzierung des Counterbalance-Kontrollrads oberhalb der horizontalen Dämpfung beizubehalten. Viele andere Hersteller schaffen es regelmäßig eine dieser drei zentralen Einstellungen zu klein, zu versteckt oder zu schwergängig zu fertigen. Das Sachtler Bedienkonzept stellt unserer Meinung nach das ergonomisch sinnvollste dar, was der Markt derzeit zu bieten hat und das ACE macht da keine Ausnahme.
Abgesehen von der Ergonomie ist die Dämpfung(seigenschaft) das eigentliche Herzstück eines jeden Stativkopfes. Sachtler verwendet genau das gleiche Fluid (Ziehfett) in den Zylindern des ACE Stativkopfes wie in den schweren Profisystemen. Dies garantiert eine gleiche Viskosität und damit gleichförmige Dämpfung in einem Temperaturbereich von -30 bis +60 Grad Celsius.
Wir konnten einen direkten Vergleich zum Sachtler DV 6 SB (bis 9 kg) machen und haben dabei keinen Unterschied im Dämpfungsverhalten festgestellt. Klasse von Sachtler gemacht. Die Dämpfung des ACE ist verlässlich und sehr konstant und damit insgesamt sehr gut - dies gilt sowohl für das horizontale als auch das vertikale Dämpfungsverhalten. Zwar hätten wir gerne noch eine horizontale Dämpfungsstufe mehr gesehen, weil wir lieber mit etwas mehr als etwas weniger Dämpfung schwenken, aber dies fällt wohl in der Bereich persönliche Vorlieben und hätte das System deutlich teurer gemacht – am besten einfach selbst ausprobieren. Das ACE bietet 3 horizontale und 3 vertikale Dämpfungsstufen sowie jeweils eine Nullstellung (keine Dämpfung).
Vermisst haben wir beim Sachtler ACE eine beleuchtete Libelle. Wer bei Dunkelheit arbeitet, muss eine Taschenlampe mitführen oder sein Handy als Lichtquelle herauskramen, was einfach umständlich ist. Die beleuchteten „Touch Bubbles“ von Sachtler an den größeren Köpfen sind extrem nützlich für alle Lowlight-Filmer.
Wir haben das ACE mit Camcordern und DSLRs in der Gewichtsklasse von 270g, 1,2 kg und 3,5 kg Gesamtgewicht bestückt. Die fünfstufige Counterbalance hat hierbei stets zu optimal tarierten Systemen geführt. Hilfreich für die Feinjustage ist hierbei die sehr lange Kameraplatte (Verschiebebereich 104mm), auf der sich selbst auch noch einmal die Kamera verschieben lässt, je nachdem, welchen Befestigungspunkt man im Schraubschlitz wählt.
Im Hinterkopf sollte man bei dem ACE Stativplattenverschluss behalten, dass Filterkompendien, die im Durchmesser über den Kameraboden hinausragen, erst nach dem Einsetzen der Kamera in den Stativkopf montiert werden können, weil die Kameraplatte von hinten eingefädelt wird. Wer also mit einer entsprechend aufgeriggten Kamera arbeiten möchte, sollte lieber zu Stativköpfen mit Sideload Mechanismus greifen.

Den Arretierungsmechanismus mit dem Einschub von hinten und der automatischen Feder-Sperre kannten wir bislang vor allem von Manfrotto Videoneigern. Hier hat sich das System durchaus bewährt. Auch ist es einfacher in der Herstellung, weil es keinen extra Verschiebeschlitten wie beispielsweise die Touch&Go Platten benötigt.
Erwähnenswert sicherlich auch der Neigebereich des Stativkopfes, der von +90 bis -75 Grad reicht und damit komplett senkrechtes Filmen nach unten gestattet.
Komplettiert wird der ACE Stativkopf mit zwei zusätzlich unterhalb der Stativplattenaufnahme angebrachten Reserve-Schrauben (1/4 Zoll und 3/8 Zoll) für unterschiedliche Gewindedurchmesser – sehr praktisch.
Unterm Strich bietet der Sachtler ACE Stativkopf für seinen Preis sehr gute Eigenschaften – vor allem bei den Kernaufgaben: Horizontale und vertikale Dämpfung, Counterbalance und Ergonomie.