Die Auslieferung der RED KOMODO verzögerte sich ja unter anderem durch Corona um einige Monate und auch ihre folgende Verfügbarkeit wurde nicht gerade mit einem großen Tamtam im Netz gefeiert. Dabei hat die Kamera gerade für ein RED-Modell doch einige höchst interessante Merkmale:
Sie besitzt einen 6K S-35-Sensor aus 6144 x 3240 Senseln, der mit ca. 27 mm Breite sogar noch etwas über typischen APS-C Sensorgröße liegt. Als Objektivanschluss wurde -offensichtlich mit Canons Zustimmung- exklusiv eine aktive RF-Mount verbaut, die man sonst nur an neuen, spiegellosen Canon Vollformat-Kameras finden kann. Für unseren Test lag zusätzlich der originale Canon EF- auf RF-Mount Adapter bei, welcher den Einsatz von weitverbreiteten Canon-EF-Objektiven ermöglicht.

Im Gegensatz zu den größeren RED Kameras, ist die KOMODO weitaus weniger proprietär. So können statt REDMAGs herkömmliche CFExpress-Karten zur Aufzeichnung genutzt werden. Als System-Akkus können zudem zwei herkömmliche Canon BP-Akkus angedockt werden. Typische Zusatzkosten für Akkus und Karten bleiben hier also deutlich im Rahmen. Und das bei einem Brutto-Body Preis von ca. 6.500 Euro inkl. MwSt. So viel RED für so wenig Geld gab es gefühlt noch nie.
Natürlich ist der Markt der Cine-Kameras in den letzten Jahren nicht stehen geblieben und eine Kamera mit ähnlicher Ausstattung kostet von Blackmagic Design mittlerweile noch weniger als die Hälfte (beispielsweise die Pocket Cinema Camera 6K Pro).
Doch die RED kann interessanterweise mit einem exklusiven Feature glänzen, dass man nicht unterschätzen sollte. Die KOMODO besitzt einen Global Shutter Sensor. Dass RED damit sogar einen Dynamikumfang von 16+ Blenden schaffen will, wollen wir in einem Folgeartikel noch näher untersuchen.
Auf jeden Fall bekommt man mit der KOMODO den berühmten RED-RAW Workflow zum Einstiegspreis. Die Auflösungen betragen dabei 6K (17:9, 6144 x 3240) bis 40p, 6K 2,4:1 mit bis zu 50p, 4K bis 60p und 2K bis 120p. Es handelt sich bei RED RAW immer um einen 1:1 Sensor Readout, was uns nun direkt zu einem Blick auf die Sensorqualität führt:
6K RAW Sensor-Readout
Der 1:1 Sensor Readout bleibt in allen Frameraten und Auflösungen auf der gleichen Qualität und legt einen sehr guten Debayering-Algorithmus an den Tag:

Zipper und Aliasing-Artefakte bleiben verhältnismäßig gut im Griff - auch wenn man den Kontrast der Log-Aufzeichnung verstärkt:

4K RAW Downscaling
Wählt man für das Debayering einen 4K-Ausschnitt und skaliert in der Post von 6K- auf 4K-Auflösung herunter, so wird das Debayering -wie zu erwarten- nahezu perfekt:

Auch dies lässt sich noch deutlicher nach einer LUT-Kontrast-Korrektur erkennen:

Vom Debayering-Standpunkt gibt es an der KOMODO also nichts zu kritisieren. Darum gleich weiter zum ...
Rolling Shutter
Wir waren besonders gespannt auf unsere Rolling Shutter Messungen und RED liefert auch hier wirklich wie versprochen ab. Für uns gab es schlichtweg nichts zu messen. Unser Messaufbau zeigt keine Zeiten unter 1 ms an, weshalb die RED KOMODO definitiv unter diesem Wert liegen muss. Damit ist das Thema Rolling Shutter mit REDs kleinem Sproß Geschichte: Schwenks zeigen keine schiefen Kanten und beim Filmen aus der Hand gibt es keinen Wobble. Auch nicht zu vernachlässigen: Wer seine Shots in die VFX-Post schickt, bekommt hier (beispielsweise beim Tracken) deutlich zuverlässigere Ergebnisse, weil das Ausgangsmaterial einfach eine perfekte Grundlage bietet. Das ist definitiv cool.
Übrigens sogar noch cooler als das ewige Vorbild einer analogen Filmkamera. Denn selbst dort gab es durch den Umlaufverschluss einen -wenn auch geringen, aber ebenso unerwünschten- Rolling Shutter Effekt. Somit ist in dieser Hinsicht die KOMODO sogar jeder noch so teuren klassischen analogen Filmkamera überlegen.
Allerdings haben Global Shutter bekanntermaßen meistens auch ihren Preis. Und der heißt Dynamikverlust. Wie stark sich die RED KOMODO letztlich bei der Dynamik mit anderen Kameras schlägt, wollen (und werden) wir sehr bald in einem Follow Up Artikel klären ... und auch ein ausführlicher Handling- und Praxistest der Komodo ist bereits in Arbeit …