Eigentlich wollten wir gar keine Dynamik-Vergleiche mehr machen, weil sich die Dynamik der aktuellen Vollformat-Kameras mit Rolling Shutter in der letzten Zeit nur noch marginal unterschieden hat. Die Wahl und Einstellung des Bildprofils oder die Noise Reduction in der Post sorgen bei der Messung mittlerweile für weitaus größere Unterschiede als der Sensor selbst. Doch nachdem die RED KOMODO uns nun so begeisternd mit ihrem Global Shutter angefixt hat, haben wir nochmal den Testkasten entstaubt und wollen zumindest sehen, in welcher Klasse der RED-Neuling agiert.
Highlight Recovery
Zuerst einmal fällt auf, dass die RED KOMODO immer mit aktivierter Highlight-Recovery arbeitet. Wer hierzu etwas mehr erfahren will, dem sei folgender Artikel von uns ans Herz gelegt.
Man erkennt dies unter anderem recht gut daran, dass die Flügel unseres Schmetterlings bei ETTR-0 noch teilweise farblos sind, obwohl das entsprechende Signal im Histogramm nicht clippt:
Erst bei ETTR-1 bekommt der linke Flügel die gewünschte Farbe:
Das ist insofern relevant, weil wir eigentlich als "Startpunkt für ETTR-0" definiert haben, dass dies der erste Clip sein soll, in dem die Hautfarbe unseres Puppenkopfes gerade noch knapp clippt. Doch wie ist nun ein Clipping mit Highlight Recovery einzuordnen? Nehmen wir als ersten Clip den Clip, in dem die Clipping Grenze strikt für alle drei Farbkanäle gilt, dann benachteiligen wir die KOMODO etwas, denn hier liegt der Startpunkt dann schon deutlich unter unserem typischen ETTR-0 Bild. Nehmen wir dagegen als Startpunkt den Punkt, bei dem die KOMODO erst offensichtlich auch mit Highlight Recovery nur noch in mindestens einem Farbkanal clippt, dann hat die KOMODO einen Vorteil in der Reihung. Vor allem gegenüber Kameras mit optionaler Highlight Recovery, da wir diese für Messungen bisher nicht aktiviert haben.
In der Praxis lag der von uns gewählte Startpunkt dann irgendwo zwischen unserer typischen ETTR-0 und ETTR-1, weshalb wir der RED hierfür letztlich eine "halbe Blende" zu ihren Gunsten aufschlagen würden. Dies ist insofern nicht "unfair", weil unsere Dynamik-Betrachtungen sowieso nur ein sehr grobes Bild in ganzen Blendenstufen Schritten abgeben. So kann hier auch schon mal eine Kamera im schlechtesten Fall durch einen ungünstigen Startpunkt bis zu einer halben Blendenstufe gewinnen oder verlieren. Für eine grobe Einschätzung reicht dies in der Regel dennoch völlig aus. Dazu wurden - wie einleitend bereits erwähnt - die Unterschiede bei modernen Kameras in letzter Zeit sowieso immer unbedeutender. Doch dazu gleich noch mehr.
Ein typischer Global Shutter Sensor sollte sich jedoch auf jeden Fall deutlich von unseren bisherigen Messreihen absetzen. RED nennt ja für fast alle eigenen Kameras einen Dynamikumfang von 16+ Blendenstufen. Dies ist ein sehr hoher Wert, den kein anderer Hersteller bisher so in den Marketing-Mund genommen hat. Die anerkannt sehr dynamischen Kameras von anderen Herstellern werden eigentlich durch die Bank mit maximal 14-15 Blendenstufen spezifiziert. Im Fall der KOMODO lässt RED die Werte mit Highlight Recovery in seine Spezifikation einfließen, was andere Hersteller unseres Wissens vermeiden. Doch für einen Global Shutter Sensor klingen selbst 16 Blendenstufen MIT Highlight Recovery sensationell. Also wollen wir mal sehen, wie sich die KOMODO gegenüber typischen Vertretern aus unseren alten Testreihen schlägt: