Mit der XT-3 hat Fuji eine spiegellose APS-C Kamera am Start, die über beeindruckende Specs insbesondere im Videobereich verfügt: Max. 4K 60p in 10 Bit 4:2:0 LOG intern bietet derzeit keine andere DSLM. Extern stehen max 10 Bit 4:2:2 60P zur Verfügung und mit ETERNA bietet die Fujifilm X-T3 eine sehr gefällige Filmsimulation an. Wie schlägt sich also die Fujifilm X-T3 in der Videopraxis?

Vorab unser kurzer Testclip mit der Fujifilm X-T3 und Ricarda den wir zumeist freihand sowohl mit interner als auch externer 10 Bit Aufzeichnung via Atomos Ninja V gefilmt haben. Zum Hautton- und AF-Vergleich haben wir die in beiden Disziplinen ebenfalls starke Canon EOS R herangezogen, (deren Sensorcrop in 4K sie ganz gut vergleichbar macht):
Die Fujifilm X-T3 war mit dem Kitobjektiv FUJINON XF 18-55mm F2.8-4 R LM OIS bestückt - die Canon EOS R mit dem neuen CANON RF 35MM F/1.8 IS MACRO STM.
Hauttöne, F-Log-LUT und ETERNA
Derzeit ist uns keine andere DSLM bekannt, die derart unkompliziert und ausgewogen bei der Hauttonwiedergabe vor allem im LOG-LUT Betrieb zu Werke geht wie die Fujifilm X-T3.

Verantwortlich hierfür sehen wir neben der hervorragenden Colorscience von Fujifilm in erster Linie die bemerkenswert gut auf die X-T3 abgestimmten LUTs die Fuji zum freien Download zur Verfügung stellt.
Im Ggs. zu allen anderen uns bekannten Herstellern im DSLM/DSLR-Bereich stellt Fujifilm seine 709-LUTs speziell pro Kameramodell zur Verfügung (und damit nicht eine allgemeine LUT die dann für alle Kameramodelle mit entsprechender Log-Funktion gilt). Wer also das offizielle Fujifillm F-Log 3D-LUT File herunterlädt erhält individuelle 3D-LUTs für die Fujilm X-T3, X-T2 und X-H1.

In der Praxis bedeutet dies, dass die jeweiligen LUTs quasi perfekt auf das entsprechende LOG-Material passen. Eine leichte Korrektur/Anpassung in der Postproduktion wie bei den meisten andere Log-fähigen DSLMs entfällt damit für gewöhnlich bei der X-T3. Doch damit nicht genug: Fujifilm bietet jeweils 3 clever durchdachte LUTs pro hier genanntem F-Log-fähigen Kameramodel an:
- Flog_FGamut_to_WDR_BT.709
- Flog_FGamut_to_FLog_BT.709
- Flog_FGamut_to_ETERNA_BT.709
Wer in 10 Bit Fujifilm F-Log aufzeichnet, hält sich Dank dieser LUTs bemerkenswert viele Optionen offen: Eine Konvertierung nach regulärem BT.709 für schnelle Ausspielungen, eine clevere LOG-Konvertierung von F-Log F-Gamut nach F-Log BT709 mit maximalem Dynamikumfang für die individuelle Anpassung in der weiteren Farbkorrektur und schließlich mit der offiziellen ETERNA LUT einen „stylischen“ Filmemulations-Look.

Komplettiert wird der sehr gute Fujifilm LOG-LUT-Workflow durch ein Whitepaper zu F-Log in dem sich beispielsweise auch die IRE Werte für die F-Log Belichtung finden (allerdings fehlt - zumindest derzeit noch - ein interner Waveformmonitor bei der X-T3):

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Hauttonwiedergabe bei der Fujifilm X-T3 mit zum besten gehört, was derzeit im DSLM-Segment zu finden ist und hier insbesondere der LOG-LUT Workflow mit beeindruckender Einfachheit und Präzision punktet. Andere Hersteller dürfen sich hier gerne ein Beispiel nehmen (- wer hätte das noch vor ein Paar Jahren gedacht?).
4K 10 Bit 60p intern
Neben dem sehr guten LOG-LUT Workflow punktet die Fujifilm X-T3 als derzeit einzige DSLM am Markt mit interner 4K 10 Bit 60p Aufzeichnung. Intern erfolgt die 60p Aufzeichnung mit H.265 und 4:2:0 Subsampling, extern mit 4:2:2 und jeweilig genutztem externem Codec.
Für uns liegt der große Vorteil bei der internen 10 Bit 60P Aufzeichnung vor allem bei den konstanten Ergebnissen bei Farbabstimmung und Belichtung, die sich beim Mischen von 25/24p und 60p Material ergeben, wenn man mit F-Log aufzeichnet. Wer also entweder viel mit Zeitlupe arbeitet oder immer wieder mal schnellere Bewegungen mit höheren Bildraten aufzulösen hat, findet bei der X-T3 unkompliziert zu konstanten Ergebnissen.
Im Hinterkopf sollte man hierbei allerdings behalten, dass für internes 4K 10 Bit 60P in H.265 (HEVC) aufgezeichnet wird. So willkommen das Speicherplatz-schonende H.265 für die interne Aufzeichnung auch ist – in der Postproduktion verlangt es viel Rechenpower bzw. GPUs die mit H.265 Decoding gut klar kommen. Am performantesten ist man hier mit der Umwandlung in schnittfreundlichere Codecs wie ProRes u.a. unterwegs, was wir für längere Projekte klar empfehlen. Entsprechend sollte man auch Zeit für die Formatumwandlung einkalkulieren.

Wer schnellere und mit 4:2:2 Subsampling auch noch höherwertigeres 60p 10 Bit benötigt, sollte zum externen Monitorrecorder greifen. Beeindruckend: Die interne 10 Bit 60p 4:2:0 Aufzeichnung erfolgt parallel zur externen. Man erhält somit bei unserem hier genutzten Atomos Ninja V Setup zusätzlich zum 10 Bit 60p ProRes Encoding noch eine interne 10 Bit „Sicherungskopie“. Dank Start/Stop Erkennung via HDMI geht das Ganze zudem recht unkompliziert von Statten - eine sehr starke Performance, die gerade auch für professionelle Anwender interessant sein dürfte.
Allerdings hatten wir hierbei ein Paar Lost-Frames Warnungen auf dem Atomos Ninja V. Bei der anschließenden Kontrolle des aufgenommenen 60p ProRes Materials konnten wir jedoch keine Lücken finden, weshalb wir die Lost-Frame Warnung auf den etwas wackeligen, kleinen Micro HDMI-Port der Fuji X-T3 zurückführen. Hier würden wir uns bei zukünftigen Updates einen Standard-HDMI-Port wünschen, wie ihn bsp. die GH5 und GH5S verbaut haben (der sich in unserer Praxis auch vielfach bewährt hat.) In der Zwischenzeit empfehlen wir für HDMI-Kabel bei der X-T3 mit einer Kabelklemme oder einem entsprechenden Cage zu arbeiten.
Autofokus
Die Autofokus-Performance zählt bei der Fujifilm X-T3 zu den Stärken der Kamera. Beeindruckt waren wir vor allem von der Gesichtserkennung und hier insbesondere von der Augen/Iris-Erkennung die über eine beachtliche Distanz funktioniert. Im direkten Vergleich zum AF-Klassenprimus Canon EOS R liegt die Gesichtserkennung der X-T3 in den meisten Fällen gleich auf.

Lediglich wenn Gesichter nicht mehr erkannt werden oder sich unsere Protagonistin weggedreht hat, empfanden wir den AF der Canon EOS R besser abgestimmt weil er länger auf dem Motiv verblieb. Der AF der X-T3 hatte hier eine Tendenz auch mal ins Nirvana zu wandern. Nichtsdestotrotz ist das unterm Strich eine bemerkenswerte Leistung, auf welch hohem Niveau sich der AF der Fujifilm X-T3 im Videobetrieb bewegt. Ein weiterer Punkt der uns bei der X-T3 positiv überrascht hat.
Zum Thema Fokussierung gehört bei der X-T3 beim manuellen Fokusbetrieb auch die während der Aufnahme zuschaltbare Suchervergrösserung (die wir bei einigen anderen DSLMs: Canon EOS R, GH5, GH5S vermissen). Ebenfalls willkommen beim manuellen Fokussieren ist die Option den Fokus-by-Wire linear schalten zu können.
Einziges Manko im Betrieb mit dem FUJINON XF 18-55mm F2.8-4 R LM OIS war die kurzzeitige Unschärfe beim Bedienen des Zooms. Bei der Ausschnittveränderung wird das Suchersignal kurzzeitig unscharf. Da dies aber nicht auf der Aufnahme landet kein größeres Manko für uns.
Die Peaking Funktion bei der manuellen Schärfebestimmung geht bei der X-T3 in Ordnung - könnte für unseren Geschmack allerdings noch etwas feiner auflösen. Im Verbund mit der zuschaltbaren Suchervergrösserung, der Fokuslinearisierung und dem Peaking stehen für das manuelle Fokussieren insgesamt gelungene Monitoringfunktionen zur Verfügung.
Akkuleistung
Die Akkuleistung stellt die Achillesverse der Fujilm X-T3 dar. Im 10 Bit 4K On/Off Test-Betrieb war der Akku nach ca. 2 Stunden leer. Um über einen ganzen Tag im On/Off Betrieb zu kommen würden wir 3-4 Akkus einrechnen. Im Vergleich zu anderen DSLMs wie Canon EOS R, GH5s u.a. ist das recht viel.
Hier dürfte der mit zwei zusätzlichen Akkus bestückte vertikale Batteriegriff VG-XT3 für die Fujifilm X-T3 Abhilfe schaffen.

Zusammen mit dem in der Kamera befindlichen Akku ist man hier dann mit 3 Akkus unterwegs, die während der Videoaufnahme „intelligent“ nacheinander dazugeschaltet werden. Aufgeladen sollen die beiden Akkus im Vertikalgriff bereits nach 2 Stunden sein.
Was darüber hinaus für den Batteriegriff spricht ist dessen zusätzliche Handausformung. Gerade für grössere Hände bietet die Fujifilm X-T3 einen etwa zu knappen Handknauf. Mit dem spritzwassergesschützten Batteriegriff löst man also sowohl ein ergonomisches wie auch ein Energie-Problem der X-T3. Beides dürfte für den Videobetrieb von Vorteil sein. Allerdings ist der VG-XT3 mit einer UVP. von 329,- nicht gerade ein Schnäppchen.
Wer seine X-T3 mit Batteriegriff und zusätzlichem Zubehör im Cage betreiben möchte sollte sich vorab über Cages informieren die auch Platz für den Batteriegriff bieten. (Uns ist derzeit nur der 2229 Grip von smallrig bekannt. Bemerkenswert, dass es überhaupt für diese Kombination eine entsprechende Cage Lösung gibt.
Verarbeitung / Bedienung / Ergonomie
Beim ersten in die Hand nehmen fallen bei der Fujifilm X-T3 drei Dinge auf: Eine angenehm hochwertige, präzise Verarbeitung, eine Drehrad-basierte, klassische Anmutung und eine recht schlanke Bauweise was die Tiefe des Kamerabodys anbelangt.

Die wertige Verarbeitung basiert einerseits auf dem robusten Metall-Gehäuse aus Magnesiumlegierung und andererseits auf den präzise gearbeiteten Drehrädern und Schaltern. Vor allem die Drehräder auf der Gehäuseoberseite prägen das klassische Erscheinungsbild der Fujifilm X-T3. Links das Drehrad für ISO und rechts zwei Drehräder einmal für Verschlußzeiten und Belichtungskorrektur.

Die hier genannten Belichtungsparameter lassen sich jedoch für eine schnellere Bedienung auch via Zeigefinger und Daumenrad einstellen. Optional lassen sich auch andere Funktionen hier hinterlegen.

Für Videoanwender von Interesse dürfe die Feinjustierung der Verschlusszeiten via Daumenrad sein. Hat man bsp. auf dem oberen Rad im manuellen Betrieb 1/60 Sekunde eingestellt, lässt sich über das Daumenrad nochmal feinjustieren und bsp, auch eine videoafine 1/48s aufrufen – schöner Blick hier für Details seitens der Fujifilm-Ingenieure. Verschlußwinkel lassen sich ebenfalls einstellen und wer mit vielen unterschiedlichen Bildraten hantiert, dürfte hiermit auf der sichereren Seite sein.
Der Sucher der Fujifilm X-T3 zählt mit seinen 3,69 MP Bildpunkten ebenfalls zum derzeitigen Top-Klassenstandard. Die während der Videoaufnahme zuschaltbare Fokusvergrösserung stellt für uns hier das Highlight dar. Etwas gewöhnungsbedürftig empfanden wir - wie ebenfalls im AF-Kapitel bereits erwähnt – die kurzzeitige Auflösungsverschlechterung beim Zoomen.

Ergonomisch gibt es bei der allgemeinen Anordnung der Bedienschalter bei der Fujifilm X-T3 keine Ausrutscher: Joystick für die AF-Feld Navigation, Auslöser, Daumen- und Zeigefinger (klickbar!) sind gut erreichbar und bieten gutes haptisches Feedback und erstklassige Verarbeitung.

Die für unseren Geschmack etwas zu flach geratene Handausformung scheint Fujifilm ebenfalls aufgefallen zu sein und bietet entsprechend für die X-T3 eine ganze Reihe an Lösungen/Ausbauoptionen an. Den Dual-Batteriegriff VG-XT3 mit kräftigerer Handaufnahme hatten wir ja bereits erwähnt. Wer keine Extra-Batterien benötigt, kann auch mit dem MHG-XT3 Handgriff von Fujifilm die Handaufnahme deutlich vergrössern: Ein cleveres modulares Konzept, das uns gut gefällt.

In Sachen Monitor verbaut Fujifilm bei der X-T3 einen 3“ Touchscreen Monitor mit 1.04 Millionen Bildpunkten. Hier hätten wir uns statt des nach oben und unten schwenkbaren und via Scharnier auch winkelbaren Monitor einen komplett ausklappbaren und damit etwas videofreundlicheren Monitor gewünscht. Auch bei der Reaktivität des Touchscreens darf Fuji noch etwas nachlegen.
Das Menüsystem der Fujifilm X-T3 gehört hingegen zu den Stärken der Kamera. Übersichtlich und vor allem logisch klar strukturiert wird in photo- und videorelevanten Funktionen unterschieden. Vor allem die komplexe Auswahl von Video-Codec, Bildgröße und Datenrate empfinden wir bei der X-T3 als sehr gelungen.
Was uns bei der Fujifilm X-T3 zum kompletten Filmerglück noch fehlt ist ein XLR-Adapter am Blitzschuh wie ihn Sony für seine Alphas und Panasonic für seine GH-Serie anbietet. Hiermit liessen sich XLR-Mikros und Funkstrecken platzsparend und qualitativ bestmöglich an der X-T3 betreiben. Ein entsprechender XLR-Adapter stünde bei uns auf jeden Fall recht weit oben auf der Wunschliste für zukünftiges Zubehör.
In diesem Zusammenhang eine clevere Lösung bietet die X-T3 mit ihrer abnehmbaren, linken Portabdeckung an. Wer hier bei der Videoaufnahme mit Miniklinken-Steckern für Audio und Kopfhörer sowie HDMI-Kabel und vlt. auch noch mit einer angeschlossenen Powerbank via USB-C hantiert, dürfte sich freuen, die Kunststoffabdeckung komplett abnehmen zu können. Auch für Cage Setups dürfte dies eine willkommene Lösung darstellen.

Ein wenig ein Fragezeichen hat die recht starke Wärmeentwicklung der Fujifilm X-T3 im 4K 10 Bit Videobetrieb bei uns hinterlassen. Wir hatten zwar keine Ausfälle aber die starke Wärmeentwicklung wirft bei uns Fragen nach der Langzeitstabilität der Fujifilm XT-3 im Videobetrieb aus. Hier heisst es erste Langzeittests der X-T3 abwarten.
Was wir – gerade für den Videobetrieb relevant – bei der X-T3 ebenfalls gerne gesehen hätten ist eine Sensorstabilisierung. Bei der Fujifilm X-H1 findet sie sich bereits verbaut. Entsprechend raten wir bei der Objektivauswahl zu Objektiven mit OIS wie das von uns hier genutzte Kitobjektiv FUJINON XF 18-55mm F2.8-4 R LM OIS wenn verstärkt freihand aufgenommen werden soll. Ansonsten empfiehlt sich die Fujifilm X-T3 mit ihrem bemerkenswert guten Autofokussystem auch für Gimbal-Setups womit die fehlende Sensorstabilisierung kein Problem mehr darstellt.
Fazit
Wer 4K 10 Bit 60p interne Aufzeichnung im APS-C / S35 Format sucht, wird im aktuellen Kamerasegment neben der Fujifilm X-T3 erst wieder bei Ursa Mini und FS7 fündig und damit bei ausgewachsenen Schultercamcordern die in einer völlig anderen Kamera- (und Preis-) Klasse unterwegs sind. Allein das stellt bereits eine kleine Sensation bei der Fujifilm X-T3 dar.
Hinzu kommen ein clever durchdachter und vorbildlich implementierter 10 Bit LOG-LUT Workflow inkl. bemerkenswert guter Hauttonwiedergabe und eine sehr solide Autofokus-Performance.
Nachlegen darf Fujifilm bei der X-T3 noch bei der Akkuleistung und auch eine Sensorstabilisierung, großen HDMI-Port und einen Waveformmonitor hätten wir gerne implementiert gesehen.
Für eine UVP. von knapp 1.500,- Euro stellt die Fujifilm X-T3 unterm Strich ein beeindruckend starkes 10 Bit Powerhouse für Filmer dar und landet damit völlig zurecht in unserer Highlights 2018 Liste.