Mit der SanDisk Extreme Portable SSD Serie Version 2 spricht SanDisk mobile Medienschaffende und damit auch Videoanwender an. Wir haben uns die externen SanDisk SSDs auf moderner NVMe-Basis in der Standard und der Pro-Version angeschaut und mit der populären Samsung T5 mit dem älteren SATA-Standard verglichen. Für welche Videopraxis eignet sich welche externe SSD am besten und wie ist es um Transferraten, Verarbeitung, Performance im Videozusammenhang bestellt … ?
Technische Daten und Verarbeitung
Getestet haben wir die aktuellen Versionen 2 (V2) der SanDisk Extreme Portable SSD in der 2 TB Variante (UVP: 249,- Euro) sowie die PRO Version in der 1 TB Variante (UVP: 199,- Euro).
Als zusätzliche Orientierung haben wir die Samsung T5 in der 1TB Version (ältere rote Version / Straßenpreis: ca. 160,- Euro) hinzugezogen. Alle drei SSDs verfügen über einen USB-C -Anschluß – doch hier enden auch schon die Gemeinsamkeiten.
Die SanDisk Pro- unterscheidet sich von der Standard-Variante der SanDisk Extreme Portable SSD vor allem durch ihre Leistungsdaten. Wahrend SanDisk die Standard Extreme Portable SSD mit max 1.050 MB/s Lese- und 1.000 MB/s Schreibgeschwindigkeit spezifiziert, weist SanDisk für die die Pro-Variante 2.000 MB/s Schreib und Lesegeschwindigkeit aus. Entsprechend der unterschiedlichen Schreib/Lesegeschwindigkeiten finden sich hier auch unterschiedliche USB-Protokolle unterstützt.
Bei der Standard SanDisk Extreme Portable SSD ist dies USB 3.2 Gen-2 (max.10 Gb/s) und bei der SanDisk Extreme PRO Portable SSD ist es USB 3.2 Gen 2x2 (max 20 Gb/s). Siehe hierzu auch unseren Ratgeber worauf es bei der Wahl für SSDs für Video zu achten gilt.
Zwar sind die Infos hierüber eher spärlich gesät aber zusätzlich scheinen sie die beiden SanDisk SSDs auch durch ihre intern unterstützten PCIe Lanes zu unterscheiden. Während die Standard Extreme Portable SSD auf PCIe 3.0 x2, NVMe zu setzen scheint, findet sich bei der schnelleren Pro Version PCIe 3.0 x4, NVMe verbaut, was gut zur maximal doppelten Schreib/Lesegeschwindigkeit der Pro-Version passt. (In diesem Zusammenhang würden wir uns von allen SSD-Herstellern etwas transparentere technische Daten wünschen).
Mit Blick auf die techn. Spezifikationen der SanDisk Extreme PRO Portable SSD V2 dürften sich vor allem viele im Medienumfeld (und speziell Mac-User) die Frage stellen, ob eine SSD, die USB 3.2 Gen 2x2 Unterstützung benötigt, überhaupt Sinn macht – denn was viele nicht wissen:
Aktuell existiert kein Mac, der USB 3.2 Gen 2x2 von Hause aus unterstützt – auch nicht die neuen M1 Macs mit Apple Silicon.
Diese haben zwar bereits USB 4 mit an Bord, doch damit wird aktuell abwärtskompatibel lediglich USB 3.1 Gen2 mit maximal 10 Gb/s unterstützt. Und somit werden die maximal möglichen 20 Gb/s Transferraten der SanDisk Pro-Version automatisch auf 10 Gb/s gedrosselt. Und auch bei Windows PCs sind Motherboards mit nativer USB 3.2 Gen 2x2 Unterstützung noch Mangelware. Auch hier scheinen viele Hersteller lieber gleich auf eine USB 4 Unterstützung zu setzen, so dass USB 3.2 Gen 2x2 aktuell droht, im luftleeren Raum zu schweben. Ob sich die Pro-Version trotzdem auch für Videouser auszahlt, klären wir weiter unten bei unseren Real-Liife Tests...
Die für Vergleichszwecke herangezogene Samsung T5 SSD (1 TB) arbeitet noch mit dem älteren SATA Standard unter USB 3.1 Gen 2. Entsprechend wird ihre maximale Transferrate von Samsung auch mit „nur“ 540 MB/s angegeben. Dass sich die T5 trotzdem nicht bei diesem Vergleich verstecken muss, zeigen wir in der Disziplin „externe Videoaufnahme“ - doch dazu weiter unten mehr ...
Das Niveau der Gehäuseverarbeitung ist sowohl bei den SanDisks Extreme Portable SSDs als auch bei der Samsung T-Reihe hoch. Die Hersteller setzen jedoch unterschiedliche Schwerpunkte. Während SanDisk auf ein zusätzlich gummiertes Aluminiumgehäuse bei der Pro-Variante setzt, findet sich bei der Samsung „nur“ ein Aluminiumgehäuse.
Auch die Standard-Variante der SanDisk Extreme Portable SSD kommt mit einem gummiertem Schutz, besteht jedoch darunter aus einem Kunststoffgehäuse. Während die Samsung T5 damit die leichteste SSD bei unserem Test darstellt (51g), liegen die SanDisks bei je 79g, verfügen dafür jedoch auch über eine IP55 Zertifizierung, die sie besser vor Staub und Wasser schützt.
Darüber hinaus verfügen die SanDisk SSDs beide über eine große Öse im Gehäuse, so dass sie sich an einem Karabiner- oder Rucksack/Schlüsselhaken befestigen lassen können. Die Samsung T5 bietet noch eine Status-LED an der Seite.
Für mobile Einsätze empfinden wir die SanDisks auf Grund ihrer Gummierung und etwas höheren Schutzes vor Witterungseinflüssen besser geeignet. Wer die SSDs zusammen mit Videoequipment transportiert, muss sich darüber hinaus bei den SanDisks keine Sorgen über Kratzer an anderem Equipment machen – auch wenn die Tasche mal einen Schlag abbekommt. Die T5 würden wir auf Grund ihres Teils scharfkantigen Aluminiumgehäuses hingegen extra verpacken.
Ebenfalls im Hinterkopf zu behalten: Für beide Extreme Portable SSDs gewährt SanDisk eine 5-jährige Garantie - bei der T5 gibt Samsung 3 Jahre Garantie.
Nutzungsszenarien
Für die Kategorie der hochportabelen, externen SSDs sehen wir vor allem drei Nutzungsszenarien im Videozusammenhang:
1.Mobiles Backup vor Ort
An erster Stelle steht hier die zeitlich begrenzte mobile Backup-Lösung bei Drehs vor Ort. Vor allem für Soloshooter und kleine Produktionsteams, die vor Ort unkomplizierte Backups benötigen, eignen sich die mobilen SSDs gut. Wir selbst nutzen sie gerne für Kameratests bei denen vor Ort Backups erstellt werden sowie für Messeberichterstattung, wo noch auf der Messe vor Ort oder im Hotelzimmer Interviews geschnitten und direkt auf YouTube hochgeladen werden. Und auch beim dezentralen/remote Arbeiten mit Videodaten haben wir sie aktuell häufig im Einsatz.
2. Externe Festplatte für den Videoschnitt vor Ort
Zusätzlich zum Backup lassen sich die externen SSDs via USB-C als schnelles, kompaktes Speichermedium für den mobilen Videoschnitt vor Ort nutzen. Wer möglichst leicht und mobil unterwegs sein muss und zusätzlich zur internen SSD des Laptops noch schnell angebundenen Speicher für den Videoschnitt benötigt, erhält mit den externen SSDs eine performante Alternative, die kein eigenes Netzteil benötigt.
3. Aufnahmemedium für Kameras
Darüber hinaus lassen sich die SSDs als externes Aufnahmemedium für Kameras nutzen, die externes USB-C Recording unterstützen (bsp. für Blackmagic Pocket Kameras oder Sigma fp). Vor allem wer mit großen Bandbreiten für eine bestmögliche Qualität hantiert, kommt bei einigen Format/Kamera-Kombinationen kaum an einer Aufzeichnung via externer SSD vorbei.
Real Live Transferraten
Entlang der soeben skizzierten Nutzungsszenarien haben wir dann auch unsere drei SSDs getestet - mit Teils interessanten Ergebnissen. Als Testmaschine diente ein Redaktions-Macbook Pro mit Thunderbolt 3 / USB-C Schnittstellen. Als „virtuelle“ videorelevante Benchmarks haben wir den AJA System Test sowie den Blackmagic Disk Speed Test mit den SSDs laufen lassen. Für die realen Tests wurde eine 512 GB Cfexpress Karte mit Canon 8K Raw Material via SanDisk USB-C-Reader auf die SSDs kopiert und schließlich haben wir mit der Sigma fp 4K 12 Bit Cinema DNG Material extern auf die SSDs aufgenommen.
Reale Transferraten: Backup
Die schnellsten Transferraten hatte (trotz fehlender Unterstützung von USB 3.2 Gen 2x2 an unserem Mac s.o.) die Pro-Variante der SanDisk Extreme Portable SSD. Hier lagen wir – je nach Benchmarktool – bei guten 940 - 990 MB/s sowohl bei der Schreib- als auch bei der Lesegeschwindigkeit.
Kurz dahinter folgte die Standard Version der SanDisk Extreme Portable SSD mit um die 800 MB/s Schreib und gemittelter ca. 935 MB/s Lesegeschwindigkeit.
Das ältere SATA Protokoll der Samsung T5 ermöglichte ihr erwartungsgemäß Schreib- und Lesegeschwindigkeiten um die 500 MB/s.
Auch beim Überspielen unserer komplett gefüllten 512 GB SanDisk Cfexpress Karte mit Canon RAW Material (via USB-C Cfexpress SanDisk Reader) lag die SanDisk Extreme Pro Portable SSD mit 11 Min 34 Sekunden vorne. Die Standard- SanDisk Variante benötigte 13 Min 46 Sekunden und die Samsung T5 war mit 19 Minuten 36 Sekunden rund 8 Minuten später am Ziel als die schnellste SSD in diesem Test.
Interessant für uns: Der Unterschied bei größeren Card-Backups liegt bei der Pro-Version und der Standard-Version der beiden NVMe-basierten SanDisk SSDs bei rund 2 Minuten – wer regelmäßig möglichst schnelle Backups benötigt, kann also durchaus von der höheren Geschwindigkeit der SanDisk Extreme Pro profitieren – selbst bei fehlender USB 3.2 Gen 2x2 Unterstützung. Wer hingegen mit ein Paar Minuten mehr Wartezeit auskommt, ist mit der SanDisk Extreme Portable Standard-Version ebenfalls flott dabei.
Die SATA-basierte Samsung T5 lässt sich deutlich mehr Zeit, kommt aber mit Beharrlichkeit ebenfalls an´s Ziel. Wer mehrere große Cardbackups bei der Samsung T5 am Stück ausführen möchte, sollte allerdings die Betriebstemperatur im Auge behalten. Wir hatten bei einem Kopiervorgang einen starken Einbruch in der Performance nachdem zuvor bereits größere Videodaten kopiert worden waren. Hier hat vermutlich ein Überhitzungsschutz bei der Samsung T5 zugeschlagen, den wir bei den SanDisks im Testbetrieb nicht hatten (obwohl diese ebenfalls bei großen Kopiervorgängen am Stück recht warm wurden).
Reale Transferraten: Externes SSD-Recording
Um die Konstanz der Datenrate bei der Videoaufnahme zu testen, haben wir mit der Sigma fp 4K RAW 12 Bit Videomaterial extern auf die SSDs aufgenommen. Hierbei gilt es für die SSDs also über einen längeren Zeitraum (15 Min) eine konstant hohe Datenrate zu halten. Bekanntlich generiert die Signalverarbeitung des Vollformat-Sensors der Sigma fp in 4K RAW eine Datenrate von 2.980 Mbit/s – also ca. 372,5 MB/s.
Für diesen Test mussten wir die SanDisk SSDs allerdings erstmal an der Sigma fp zum Laufen bekommen, denn zunächst quittierte die Sigma fp das Verbinden der SanDisk SSDs via USB-C mit einer Fehlermeldung. Auch eine erneute ExFat Formatierung sowohl am Mac als auch am PC-System brachte keine Besserung. Lösen konnten wir das Problem erst, als wir herausfanden, dass trotz Fehlermeldung die SSD an der Sigma fp von der Kamera aus formatiert werden konnte. Nach der ExFat Formatierung durch die Sigma fp wurden beide SanDisk SSDs problemlos von der Kamera erkannt.
Fehlerfrei über die volle Distanz unseres 15-minütigen 4K 12 Bit Raw Aufnahme-Tests schafften es die SanDisk Extreme Pro Portable SSD und die Samsung T5. Die Standard-Variante der SanDisk Extreme Portable SSD produzierte hingegen nach 6 und dann nochmal nach 13 Minuten Dropped Frames was zu automatischen Aufnahmestops seitens der Sigma fp führte. Hier gitl es also aufzupassen: Obwohl die Standard Variante der SanDisk Extreme SSD mit fast doppelt so schnelle Transferraten beim Datenbackup im Vergleich zur Samsung T5 glänzt, liegt die Konstanz unterhalb der T5.
Zum Schluß haben wir uns auch noch kurz die Videoschnittperformance mit Videomaterial von der SSD in unterschiedlichen Schnittprogrammen angeschaut. Hier waren alle SSDs mehr als performant genug. Die limitierenden Faktoren bei mobilen Schnittsystemen sind aktuell nicht die externem SSDs sondern die Gesamt-Performance von CPU, GPU und RAM.
Fazit
Die SanDisk Extreme Pro Portable SSD konnte in allen Disziplinen souverän punkten. Wer eine performante SSD sowohl für Video-Daten Backup, mobilen Schnitt als auch externes 4K Video-Recording benötigt, wird hier gut bedient. Hinzu kommen die IP-55 Zertifizierung, das robuste Gehäuse und die 5-jährige Garantie als weitere Pluspunkte. Wer die von SanDisk spezifizierten maximalen Datenraten benötigt, sollte bei seinem mobilen Schnittrechner sicherstellen, dass die genutzten USB-C Schnittstellen den USB 3.2 Gen 2x2 Standard unterstützen.
Wer auf der Suche nach einer mobilen Backup-Lösung oder einfachen, externen Speicherlösung für seine Videodaten ist, findet mit der Standard-Variante der SanDisk Extreme Portabel SSD eine performante SSD, die ebenfalls IP-55 Zertifizierung sowie eine 5-jährige Garantie mitbringt.
Wer vor allem eine günstige SSD für hochwertiges, externes 4K Videorecording benötigt und mit im Vergleich eher gemächlichen Transferraten bei Videobackups klarkommt, kann auch mit der SATA-basierten Samsung T5 glücklich werden. Allerdings gilt es hier bei besonders langen externen Aufnahmen zu prüfen, ob der Standard-Temperaturbereich der SSD eingehalten wird.