Hier unsere ersten Aufnahmen mit der neuen Canon EOS C70 inklusive Gimal-Shots auf einem Einhand-Gimbal. Darüber hinaus haben wir uns Hauttöne im LOG-LUT-Workflow, die Stabilisierung, den Dual Pixel AF, Zeitlupen, Farbprofile und anderes angeschaut …

Canon EOS C70
Zum Einsatz kamen die Canon EOS C70 (Vorserie) zusammen mit dem kompakten BP-A30 Akku, das Canon RF 24-70mm F2.8L IS USM, der TH-G3 Gimbal von Libec und als Stativ/Stativkopf-Kombo hatten wir das neue Manfrotto Fast Twin inkl. 504X Fluidkopf dabei, das sich gerade ebenfalls zum Test in der slashCAM Redaktion befindet:
Die Farbkorrektur und der Schnitt erfolgten unter DaVinci Resolve 16. Als Speicher diente erneut das via Thunderbolt 3 angeschlossene 1Big Dock SSD Pro von LaCie.
Den ersten Teil unseres Hands-On mit der Canon EOS C70 mit den Themen Ergonomie und Bedienung sowie Gimbal-Montage findet ihr hier.
Hauttöne
Der LOG-LUT-Worfklow mit der Canon EOS C70 funktioniert vorbildlich und generierte bei unserem Testvideo die derzeit schnellsten Turnovers aller von uns in den letzten Wochen getesteten DSLMs. Zusammen mit der großen Auswahl an offiziellen Canon LUTs bietet Canon hier ein bemerkenswert rundes Gesamtpaket.

Wir haben bei unseren Aufnahmen mit Caro vor allem in 10 Bit 4:2:2 mit Canon Log2 aufgenommen und damit auch das LOG-Profil mit dem höchsten verfügbaren Dynamikumfang der C70 genutzt. Wie gut die Kombination Canon LOG2 und die offizielle Canon 709 WideDR LUT „out of the Box“ passen ,sieht man ganz gut beim Close-Up Beauty Shot von Caro.

Hier haben wir lediglich minimal das Luma korrigiert. Hilfreich bei der Belichtung des Canon C70 Log-Materials empfinden wir das volle Besteck an Belichtungstools vor allem den verfügbaren Waveformmonitor und das FalseColor Display - zwei Werkzeuge, die sich nicht bei den Canon DSLMs finden (die dafür jedoch über einen Sucher verfügen).

Und da wir gerade bei den Unterschieden zu den Canon DSLMs sind: Wir haben bei allen Aufnahmen auf den eingebauten ND zurückgegriffen, der mit bis zu vollen 10 ND Stops (im erweiterten Modus) recht potent ausgestattet ist und auch für den künftigen Canon „Speedbooster“ die eine Blende mehr Licht noch gut kompensieren dürfte.

Für uns bedeutet der eingebaute ND gegenüber Vario-NDs am Objektiv vor allem ein unkompliziertes/schnelleres und sichereres Arbeiten, da zum einen fixe und damit reproduzierbare Blendenstufen zur Verfügung stehen und zum anderen der Umbau von Vario NDs beim Objektivwechsel wegfällt (Step-Down Adapter Ring-Wechsel nicht zu vergessen).
Fokus
Die aktuelle Version des Dual Pixel AF Systems von Canon gehört für uns zum besten Autofokussystem am Markt. Dessen Stärke besteht für uns weniger in einer bestimmten Einzeldisziplin sondern vielmehr in der praxisnahen Umsetzung als Gesamtsystem und dies beinhaltet sowohl das manuelle wie das automatische Fokussieren – insbesondere mit aktivierter Gesichtserkennung.

Das Dual Pixel Facetracking funktioniert bei der aktuellen Cinema EOS Implementierung sowohl im AF als auch MF Betrieb. Darüber hinaus lässt es sich in beiden Modi sowohl vor als auch während der Aufnahme via Magnify-Funktion vergrössern. Der Clou hierbei ist, dass beim aktivierten Facetracking automatisch stets der Gesichtsausschnitt vergrössert wird - ganz gleich wo im Frame sich gerade das Gesicht befindet.. Und wie gesagt: Im Gegensatz zu den Canon DSLMs auch WÄHREND der Aufnahme – für uns ein kleiner aber ziemlich wichtiger Unterschied zwischen dem Cinema EOS und dem EOS R Dual Pixel AF.
Im manuellen Betrieb kommen noch (sowohl bei EOS R als auch bei Cinema EOS) die Canon Fokus-Guides sowie das sehr gute Peaking hinzu. In der Summe damit für uns die beste am Markt befindliche Fokus-Implementierung.
Von der Abstimmung Out-of-the-Box scheint uns der Canon Dual Pixel AF bei den Canon DSMLs noch etwas aggressiver zu tracken als bei den Cinema EOS Modellen. Wer eine entsprechende Performance bei den Cinema EOS Pendants haben möchte, dürfte vermutlich die Sensitivitäts- und Geschwindigkeitsparameter bei der C70 noch etwas nach oben setzen – hier gilt es je nach Aufnahmesituation die perfekte Kombination individuell zu finden.
Gespannt sind wir schon sehr auf die AF-Performance des angekündigten „Canon-Speedboosters“, mit dem sich Vollformat-EF-Objektive an den RF Mount der C70 „speedboostern“ lassen unter Beibehaltung aller AF-Objektiv-Metadaten …
Stabilisierung
Wie die Canon EOS C300 Mark III verfügt die C70 über eine elektronische Stabilisierung die, wenn vorhanden, mit der optischen Stabilisierung des jeweiligen RF-Objektivs zusammenspielt.

Die Hauptstabilisierungsleistung sehen wir grundsätzlich bei der Objektiv-Stabilisierung. Die Canon Objektive sind traditionell sehr stark beim Thema OIS und die aktuellen RF-Objektive bilden da keine Ausnahme. Unsere Empfehlung für all diejenigen, die auf eine gute Stabilisierungsleistung wert legen lautet demnach in erster Linie auf entsprechend stabilisierte Optiken im Verbund mit der C70 zu achten.
Bei unseren Aufnahmen mit maximaler Tele-Brennweite (70mm) beim Standardzoom mit der C70 leistet die Stabilisierung für ruhige Shots aus der Hand gute Arbeit. Auch bei der bewegten Aufnahme mit Caro am Wasser sitzend bei der die Kamera hinter der Säule hervorkommt, hat die Stabilisierung einwandfrei funktioniert.
Wer hingegen maximale Stabilisierungsleistung für stark Run&Gun geprägte Projekte benötigt, kann bei den sensorstabilisierten DSLMs von Canon noch etwas mehr Stabilisierungspower abrufen - einen Gimbal können R5/R6 jedoch auch nicht ersetzen.
Fazit
Unsere für dieses erste Hands-On zur Verfügung stehende Canon EOS C70 stellte noch ein Vorserien Modell dar – von daher steht dieses Fazit wie gewohnt noch unter Vorbehalt.
Wir sehen die Canon EOS C70 als starkes Angebot für all diejenigen, die von einer videoafinen DSLM/DSLR upgraden möchten, um ND-Filter, Timecode IN/Out, XLR, 4-Kanal-Audio, Backup-Recording, etc. aus einem Guss ohne Gebastel nutzen zu können (– und für die eine C300 Mark III preislich noch einen zu großen Schritt darstellt).
Neben dem qualitativ hochwertigen 10 Bit Log Output und der sehr guten Canon ColorScience bringt die Canon EOS C70 darüber hinaus noch eine ganze Reihe eigener Stärken mit:
Gute (Einhand-)Gimbalfähigkeit, kompakter Formfaktor, hervorragende Akku-Laufzeit und das Ganze im Verbund mit Canons Dual Pixel AF, modernen RF-Objektiven und Speedbooster-Fähigkeit bilden eine starke Ansage.
Persönlich hätten wir zwar gerne noch eine Sucher-Upgrade-Option für die C70 wie bei der C300 Mark III gesehen, doch auch so hat die Canon EOS C70 für uns klar das Zeug zum professionellen Arbeitspferd im Sub-10.000 Euro Segment.