Die Verpackung des ProRes-Recorders Ninja Star fällt ziemlich bullig aus, auch um das Netzteil mit diversen Ländersteckern, dem Akku, seinem Ladeadapter und dem anderem Zubehör in der offensichtlich recht stoßsicheren Verpackung verstaut zu bekommen. Diese Packung kann und soll gleichzeitig als Transport-Case für den Ninja Star dienen, wobei sein größter Vorteil - die kompakte Größe- durch diese üppige Verpackung etwas zunichte gemacht wird. Allerdings können somit Speicherkarten und CFast-Reader auch gleich gut mitverstaut werden.
Mit oder ohne Handbuch?
Wir haben versucht erst einmal ohne vorheriges Studium des Handbuchs mit dem Atomos Ninja Star klar zu kommen. Doch schon nach dem Auspacken ist klar: In Ermangelung eines eigenen Displays wollen die mehrfach belegten Tasten und LEDs auf dem Gerät erst einmal durchschaut sein, sonst gerät die Bedienung zum Blindflug. Nach kurzer Zeit wird einem die Bedienphilosophie hinter dem Ninja Star dann jedoch schnell klar.
Wer einen ganz schnellen Durchblick haben möchte, dem dürfte das folgende Bild eigentlich schon alles sagen:

Wer mehr wissen will greift zum Quick Start Guide in der Packung, der als erstes gleich einmal zum Download des Manuals auffordert. Unter der verlinkten Seite fand sich zum Zeitpunkt unseres Tests jedoch nur der schon beigelegte Quickstart-Guide, der - Achtung Noobs-Loop! - zum Download des Manuals aufruft. Ansonsten erklärt dieses Dokument nur wenige grundsätzliche Punkte, weshalb man schon mit der Materie eines externen Recorders vertraut sein sollte, um hier gleich loslegen zu können.
Doch wenn man schon mal da ist, kann man bei dieser Gelegenheit auch gleich noch die Firmware auf den aktuellen Stand bringen, die sich ebenfalls im Support Bereich befindet. Der Vorgang ist dort gut beschrieben. Hierfür muss die CF-Karte allerdings erst einmal im Ninja Star formatiert worden sein, was durch das drei Sekunden lange Drücken von Grünem und rotem Knopf gelingt.
Blinkend informiert
Überhaupt sollte man sich daran gewöhnen, die Blink-Muster des kleinen Atomos zu deuten. 4x Grün bedeutet, die CF Karte wird gerade gemountet, Gerät ist noch nicht bereit. Und 3x Grün 1 x Rot heißt: “Flashvorgang, bitte nicht unterbrechen”.
Die LEDs auf dem Ninja Star sind dabei ansonsten äußerst informativ. So gibt es eine Tonpegel-Anzeige aus 5 Signalen (-30, -20, -12, -6, 0 dB), eine Batteriestand-Anzeige aus 4 Signalen, eine Speicherkarten-Füllstandsanzeige (mit Signalen für 60+, 45, 30, 15, 10, und 5 Minuten), sowie eine ProRes-Codec-Anzeige (HQ, 422 und LT), sowie eine eventuell erzwungene Interlaced nach Progressiv-Pulldown Wandlung, wenn die Kamera über HDMI nur i-Signale ausgeben sollte.
Anschluss gesucht
Um den Ninja Star nicht mit Gaffa-Tape befestigen zu müssen, ist eine Cheese-Plate im Lieferumfang, mit der sich dem Recorder ein Schraubgewinde verpassen lässt.

Bei den anderen Atomos-Recordern sind die Schraubgewinde dagegen fest im Gehäuse integriert.
Vor unseren ersten Gehversuchen mit der Nikon D750 mussten wir uns erst einmal ein Kabel besorgen, um von Mini-HDMI der Nikon D750 nach Micro-HDMI für den Ninja Star zu gelangen. Solche Kabel sind gar nicht so leicht aufzutreiben, weshalb Atomos sie auch ins eigene Produktprogramm aufgenommen hat.
CFast - ganz schön teuer
Auch eine CFast-Karte und einen Reader kann man gleich bei Atomos mitbestellen, denn woanders bekommt man diese wahrscheinlich kaum günstiger. So kostet die Atomos CFast Karte mit 64 GB im freien Handel ca. 150 Euro, während die nächstgünstigste CFast 64 GB-Karte online (Oktober 2014) für nicht unter 330 Euro zu haben war. Diese ist dann natürlich auch CFast 2.0, jedoch reichen die Atomos CFast 1.0 Karten für ProRes-HD-Speicherung von der Performance dicke aus.
Dennoch ist die CFast-Unterstützung auch gleich einer der größten Kritikpunkte am Ninja Star. Denn im Verhältnis zum Preis des Recorders sind die Medien einfach unverhältnismäßig teuer. So kostet der Recorder mit drei günstigen Atomos 64 GB Karten praktisch genauso viel wie der der Ninja 2 mit einer 256 GB oder zwei 128 GB SSDs. Der Ninja 2 hat mit seinem Display und seinen Kontroll-Tools jedoch einiges mehr zu bieten und braucht auch keine speziellen Micro-HDMI-Kabel zum Anschluss.
Und in der Praxis…
Ob die Aufnahme problemlos gelingt, hängt dann letztendlich von der Kamera ab. In unserem Fall funktionierte es mit einer Nikon 750D grundsätzlich ganz gut, jedoch flog diese gelegentlich aus der Live-View wenn man den Ninja Star einschaltete. Nachdem wir die Kamera wieder in die Liveview gedrückt hatten, landete die Aufnahme problemlos auf der CFast-Karte. Atomos versucht gerade viele Hersteller zu überzeugen, ein automatisches Recorder-Start/Stop-Signal über HDMI zu senden, jedoch funktionierte das mit der Kombination Nikon D750 und Ninja Star (noch?) nicht. Wir mussten also an beiden Geräten die Aufnahme von Hand starten und stoppen. Mit einigen Canon und Sony-Modellen soll die automatische Recordersteuerung jedoch möglich sein.
Und das führt uns auch schon zum letzten Kritikpunkt. Ohne Display sieht man einfach nicht, was für ein Signal auf dem Ninja Star landet. So hatten wir einmal vergessen nach dem Fokussieren die Display-Lupe zurückzustellen und deswegen landete das Video stark vergrößert auf der CFast-Karte. Oder beim Einsatz mit einer Panasonic GH2 nahmen wir versehentlich den HDMI-Output inklusive Menü-Overlay auf. Man kann diese Fehler nun eigentlich nicht dem Ninja Star ankreiden, aber gerade die günstigeren DSLR-Kameras, für die sich der Star wahrscheinlich besonders empfiehlt, sind beim HDMI-Output oft etwas unberechenbar und man verändert schon mal schnell ungewollt die Output-Einstellungen. Wenn man hier nicht mit einem zusätzlichen Display noch einmal nachkontrollieren kann, kann eine wertvolle Szene schnell unbrauchbar sein. Wer jedoch seine Kombination aus Kamera und Ninja Star gut kennt und sorgfältig arbeitet, kann damit sicherlich zu sauberen Ergebnissen kommen. Denn an den grundsätzlichen Aufzeichnungsfähigkeiten des Ninja Star gibt es nichts auszusetzen. Das Signal ist dank 10 Bit und hohen Datenraten praktisch immer artefaktfreier, als die stark komprimierten Aufnahmen aus einer Consumer-Kamera.
Fazit
Der Ninja Star tut was er soll. Nur leider machen die hohen CFast-Preise dem Konzept eines günstigen Recorders hier einen Strich durch die Gesamtrechnung. Nur in speziellen Einsatzfällen, in denen die Größe des Recorders eine wichtige Rolle spielt, kann der Ninja Star gegenüber dem Ninja 2 punkten. Sprich: Gering komprimierte Luftaufnahmen oder stark beengte Kamera-Platzierungs-Möglichkeiten. In allen anderen Fällen hat man den Aufpreis zum Ninja 2 mit den ersten Aufnahme-Medien schnell wieder reingeholt. Und bekommt dort dann auch noch solidere Anschlüsse und Befestigungs-Gewinde sowie ein gutes Kontroll-Display inklusive Vektorskop, Waveform-Monitor und Fokus-Peaking und, und, und...