Mit dem Samurai bietet ATOMOS das entsprechende SDI-Pendant zu seinem Ninja-Rekorder (HDMI), der mit ProRes Aufzeichnung, Touchdisplay, SDI-In und Out sowie Einschüben für Wechselschlitten mit entweder HDDs oder SDDs bestückt ist. Wir hatten Gelegenheit zu einem Kurztest des Samurai.
Kurz vorangestellt
Externe Rekorder für HD-Formate wie der Nanoflash, der Samurai oder der HyperDeck Shuttle bringen unserer Erfahrung nach immer wieder viel Potential für große Indie-Träume mit: Den „minderwertigen“, internen Codec umgehen und ein „kristall-klares“ Bild erhalten, dass tausendmal besser farbkorrigiert und gekeyed werden kann. Also aus einem AVCHD-Camcorder eine Kamera für´s große Kino machen. Klingt zu gut um wahr zu sein? Ja, ist es leider auch.
Dabei ist das Verfahren der Umgehung der internen Codecs völlig korrekt – aber leider wird dadurch nicht Hokus-Pokus aus unserem Videoclip ein Kinofilm. Dafür verantwortlich sind ein gutes Drehbuch, gute Schauspieler, ein guter Regisseur, Kameramann/frau, Ton-Techniker, Beleuchter, Locations, Komponisten, Profis an der Farbkorrektur, im Videoschnitt, Soundesigner, Produktionsleiter etc.pp. … (und die machen auch mit einem Handy einen tollen Film.)
Auch zaubern externe Rekorder einem 8 Bit-Signal keine 10 Bit Fähigkeiten hinzu. Und auch eine Prosumer HD-Optik wird durch einen externen Rekorder nicht in brilliantes Kinoglas verwandelt.
Was wir damit sagen wollen: Externe Rekorder, die in 10 Bit 4:2:2 oder auch höherwertig aufnehmen, werden sehr häufig massiv falsch eingeschätzt – gerade in Verbindung mit Prosumer-Cams. Der qualitative Unterschied der Umgehung des Codecs ist bei sehr genauem Pixelpeeping zu sehen, aber den wird kaum ein Zuschauer wahrnehmen. Tatsächlich sind moderne AVCHD-Formate bereits ziemlich gut. Sie lassen sich im 8 Bit-Rahmen auf modernen Systemen verhältnismässig gut farbkorrigieren ohne allzu krasses Bending und auch Greenscreen-Keys können mit modernen Keyern ziemlich erfolgreich von AVCHD-Material produziert werden, wenn korrekt beleuchtet/belichtet wurde.
Wer also meint, einen externen Rekorder zu benötigen, der sollte ihn sich nicht wegen der falschen, sondern wegen der richtigen Gründe anschaffen und auch die mag es durchaus geben: Wenn man Farbkorrekturen im Grenzbereich auszuführen hat, wenn Motive soviel Informationen enthalten, dass der Codec an seine Grenzen gerät, wenn im Camcorder intern 8 Bit und extern 10 Bit verarbeitet werden, wenn am Set ein Backup-Medium zum schnellen Sichten von Dailies zum Einsatz kommen soll etc. Doch diese Anwendungsbereiche stellen Spezialfälle dar – dies sollte man unbedingt im Hinterkopf behalten.
Handling

Wer bereits mit dem ATOMOS Ninja (HDMI-Recorder) gearbeitet hat, wird sich sehr schnell bei dem SDI-Pendant Samurai zurechtfinden. Ein grosser Plus der ATOMOS Produkte ist deren einfache Handhabung. Dies gilt sowohl für die Bedienung des ATOMOS OS via Touchscreen als auch die Bestückung mit entsprechendem Speicher.
Zusammen mit dem Rekorder werden zwei Einschubrahmen (Caddies) mitgeliefert, auf denen sich entweder 2,5“ HDDs (wie in unserem Fall) oder SDDs montieren lassen: Einfach vier Kreuzschlitzschrauben lösen, Speichermedium einsetzen und wieder verschrauben. Je nach eigenem Budget kann so zwischen günstigen HDDs und SDD-Lösungen frei gewählt werden. Allerdings sollte man vor dem Kauf von Speichermedien einen Blick in die Empfehlungen von ATOMOS werfen. Nicht jede Festplatte wird empfohlen – bei SSDs sind es derzeit nur Intels X25.
Die SDI-Verbindung wird über Mini-BNC zu BNC Adapter Kabel sichergestellt, die in unserem Test ohne Probleme funktioniert haben. Wir haben bei einem Kameratest den Samurai mitlaufen lassen und so ca. 40 Shots (maximale Shotlänge = 2,5 Minuten) mit dem Samurai ohne Probleme aufgenommen. Die Start/Stop Erkennung via SDI funktionierte ebenfalls ohne Fehler.
Auch beim Test von diversen Videoformaten am Decklink- SDI-Out am Schnittplatz wurden alle von uns getesteten Formate korrekt erkannt. Hierzu zählen: HD 1080i60, 1080i59.94, 1080i50, 1080p30, 1080p25, 1080p24, 1080p23.98 und 1080pSF23.98. Laut technischen Daten unterstützt der Samurai darüber hinaus auch: 1080pSF24, 1080pSF25, 1080pSF30, 720p60, 720p59.94, 720p50, SD 480i, 486i sowie 576i.
Als Codec nutzt der ATOMOS Samurai Apple ProRes HD Codec, der via Touchscreen einfach zwischen ProRes LT (100 Mbit/s), 4:2:2 (150 Mbit/s) und HQ (220 Mbit/s) gewählt werden kann. Zusätzlich lässt sich ab Q1/2012 für 99,- Dollar Avid DNxHD Encoding dazuschalten, welches dann in einer 145 oder 220 Mbit/s Variante ausgewählt werden kann.
Der mit 800x480 Pixel auflösende Touchschreen-Monitor ist für eine Bewertung von Schärfe oder Farbe nicht wirklich zu gebrauchen. Hier empfehlen wir etwas höher Auflösendes mit Fokussierhilfen. Gerne gesehen hätten wir eine Vergrösserungsfunktion. Allerdings arbeitet ATOMOS derzeit wohl an Peakingfunktionen …
Der Monitor des Samurai bietet jedoch andere handfeste Vorteile: Auf ihm lässt sich kontrollieren, ob Menü-Overlays von der Kamera aufgezeichnet werden, gezielte Shots für das Playback vor Ort lassen sich auswählen (und über SDI oder einen SDI>HDMI Adapter an einem hochauflösenden Display kontrollieren) und Take- und Shot-Nummern können vergeben werden.
Gut gefallen haben uns auch die beiden 1/4“ Schraubgewinde an der Ober- und Unterseite des ATOMOS Samurai, an denen sich der Rekorder selbst, bzw. auch Zubehör befestigen lässt.

Für die Übertragung der Videodaten auf den Schnittrechner liefert ATOMOS eine kleine Drive-Bay mit, in die sich die Festplattengehäuse schieben lassen. Als Schnittstellen zum Rechner stehen zwei Firewire 800 und ein USB 3.0 Interface zur Verfügung.
Erwähnenswert ebenfalls der SDI-Out, Remote In/Out (LANC), Kopfhörer In/Out und die S/W (Blue-Schaltung) des Samurai.
Einzig der Entriegelungsmechanismus für die Festplatten-Caddies machte keinen sonderlich langlebigen Eindruck - auch wirkt die Touchscreen-Folie über dem Display in Zeiten von hochqualitativen Smartphone-Displays etwas antiquiert – funktional gab es jedoch mit beiden Bauteilen keine Probleme.
Fazit
Die große Stärke der ATOMOS Rekorder liegt in einem vergleichsweise moderaten Preis in Verbindung mit durchdacht zusammengestellten Funktionen. Sicherlich sollte man hier nicht die High-End Qualität eines Gemini erwarten, aber dafür sind wir hier auch nur zu einem Bruchteil des Preises unterwegs.
Wer eine 4:2:2 Aufzeichnung in schnittfreundlichem ProRes oder DNxHD am SDI-Out seines HD Camcorder benötigt, dürfte mit dem ATOMOS Samurai eine brauchbare Lösung bei moderaten Investitionen finden.
Die UVP. des ATOMOS Samurai liegt bei (Netto) 1.145,- Euro.