Sony A7S

Die Sony A7S schafft bislang kaum für möglich Gehaltenes: Ein Fullframe-Sensor in einem Kameragehäuse, das die Abmessungen eines M43-Kameragehäuses besitzt. Wer die hier ebenfalls besprochene GH4 Seite an Seite mir der A7S sieht, würde kaum vermuten, dass der M43-Sensor der GH4 lediglich rund 25% der Fläche des Fullframe Sony A7S Sensors darstellt. Sony ist damit ein Meisterwerk der Miniaturisierung gelungen und allein dafür gebührt schon Respekt.
Sony bietet seine A7 Vollformat-Systemkameras in drei verschiedenen Varianten an. Die A7r (36,4M), die A7 (24,3 MP) sowie die hier vorgestellte A7S (12 MP). Der geringe MP-Count der A7S mag für Pixelpeeper im Fotobereich eher weniger attraktiv erscheinen (für gute A4-Prints braucht es jedoch auch in der Fotografie kaum mehr als 6 MP) – für den Videobereich sind sie jedoch hochwillkommen, weil der Full-Sensor-Readout der Sony Alpha 7S die beste Video-Bildqualität aller uns bekannten Video-DSLRs produziert. Folglich findet sich die Sony A7S in unserer Video-DSLR-Bestenliste auf Platz 1 wenn man nach „Videoqualität“ sortiert. Das Bild der Sony A7S zeichnet sich durch viel natürliche Schärfe und hohe Artefaktfreiheit aus.
Hinzu kommt mit die beste Lowlightperformance, SLOG2, XAVC S Recording und ein gut durchdachtes Bedienkonzept, was sich mindestens auf Augenhöhe mit dem der Panasonic GH4 befindet. Hier die einzelnen Stärken der Sony A7S im Detail.
Dank SLOG-2 bietet die Sony A7S das größte Potential aller hier vorgestellten Kameras für die Farbkorrektur in der Postproduktion. Auch das Matchen mit anderen SLOG-2 fähigen Kameras wie der Sony F5 oder F55 dürfte mit der Sony A7S am besten gelingen. Hinzu kommen bei der Sony A7S die weitreichendsten Eingriffmöglichkeiten in die Farbabstimmung aller hier vorgestellten Kameras. Wer also gewillt ist, Zeit in die A7S sowohl beim Kamera-Setup als auch bei der Postproduktion (Finetunen von LUTs, Farbkorrektur, Shadow-Denoisng etc.pp.) seines SLOG-2 XAVC-S Materials zu investieren, erhält als Belohnung auch das beste, cinematischste Bild aller hier vorgestellten Video-DSLRs.
Wer hingegen schnelle Turnover-Zeiten bei minimalem Postproduktionsaufwand sucht, ist zumindest bei den Hauptargumenten für die Sony A7S eher falsch. Wer jedoch einen Einstieg in die Bedienung von Broadcast- und Cinekameras wie die Sony FS7, F5 oder F55 sucht, ist bei der Sony A7S wiederum genau richtig.
Wer trotzdem gelegentliche Ausflüge ins schwachbeleuchtete Event oder Reportage Milieu macht, wird sich über die starke Lowlight-Performance der Sony A7S freuen. Allerdings steht hier einer eindeutigen Empfehlung ihre etwas zu schwach ausgelegte Batterie entgegen. Hier heisst es zusätzliche Akkus einpacken, wo hingegen die Nikon D810 und Panasonic GH4 (je nach Einsatz) eher auch mal einen gesamten Drehtag durchhalten.
Bei der Sony A7S lässt sich als einzige der hier besprochenen Kameras die Liveview-Ausschnittsvergrösserung während der laufenden Filmaufnahme hinzuaktivieren - inklusive farbigem Peaking – im Handling unserer Meinung nach ein ziemlich großes Plus.

Die Sony A7S lässt sich gut mit individuellen Funktionen belegen. Wir empfehlen die Fokusassistfunktion (Vergrösserung) für einen schnellen Aufruf ohne größeres Umgreifen auf eine rückseitige Taste zu legen (bsp. Center-Klick auf dem Rad oder C2). Andere videorelevante Parameter wie Zebra, zuschaltbares Peaking etc. lassen sich komfortabel auf eine der 11 frei programmierbaren Tasten oder in die 12 frei programmierbaren Slots der Funktionstaste legen. Hier finden sich bei uns Funktionen wie Spotbelichtungsmessung, Bildprofile, Shoot-Mode, Peaking Level, Audio Rec Level etc., die ebenfalls vorbildlicher Weise während der Aufnahme zur Verfügung stehen. Die Sony A7S verfügt damit über die weitreichendsten Individualisierungsfunktionen für den Videobetrieb aller uns bekannten Video-DSLRs.
Wir empfinden die Sony A7S ergonomisch als kompakteste aller hier vorgestellten Video-DSLRs. Sie lässt sich ohne Probleme stundenlang in der Hand halten ohne Ermüdungserscheinung, gefolgt von der minimal größeren GH4 und dem im Vergleich eher schweren aber auch extrem robusten „Klopper“ Nikon D810 .
Wer den kompakten Formfaktor der Sony A7S auch bei der Audiobestückung aufrecht erhalten will, bekommt mit dem XLR-K2M Adapter eine schlanke zweifach XLR-Lösung geboten, die ohne weitere Kabel direkt über den Blitzschuhkontakt mit der Sony A7S angeschlossen wird (Mit knapp 600,- Euro UVP zählt er allerdings nicht gerade zu den günstigsten Gadgets für die A7S).
In Sachen Objektivauswahl präsentiert sich die Sony A7S hingegen etwas zwiespältig. Eindeutig kann sie derzeit nicht mit dem Objektivrepertoire einer Nikon oder dem M43-Angebot einer Panasonic GH4 mithalten. Wer bsp. die sehr gute Bildstabilisierung der Sony (Zeiss) Optiken für die Sony A7S nutzen will, kommt also um eine genaue Einschätzung des eigenen Brennweitenbedarfs bei der Sony A7s nicht herum. Auf der anderen Seite lässt sich der Sony E-Mount hervorragend für andere Objektive adaptieren und wer bereits über Canon oder Nikon Optiken verfügt, sollte diese mit einem entsprechenden Adapter ohne Probleme an der A7S betreiben können.

Aber auch hochwertige Zeiss Compact Primes haben wir ohne Probleme mit dem Zeiss-Wechselmount an die Sony A7S adaptiert und in Sachen Zeiss stehen demnächst ja auch die speziell für die Sony Alpha Serie entworfenen, decklickbaren Loxia Optiken ins Haus.
Darüber hinaus verfügt die Sony A7s von allen hier vorgestellten Video-DSLRs über das beste APS-C HD-Bild ihrer Klasse. Es ist kaum vom Fullframe HD-Bild zu unterscheiden und löst ebenfalls hervorragend auf: Das bedeutet, dass sich bsp. eine Fullframe 35mm Optik per Menüklick und ohne Abstriche bei der Bildqualität via APS-C Bildkreisauslesung in eine 50mm (53,55mm) Optik verwandeln lässt. Bei Fullframe-Optiken hat man bei der Sony A7S somit stets zwei Optiken dabei. In gewisser Weise also das umgekehrte Szenario wie bei der Panasonic GH4 in Verbindung mit dem Speedbooster.
Wer höhere Auflösungen als HD mit der Sony A7s aufnehmen möchte, muss auf externe Videoaufzeichnung via HDMI setzen. Anders als die GH4 zeichnet die A7S kein 4K intern auf. Wer 4K bei der A7S benötigt, muss via HDMI externe 4K Recorder nutzen. Hier warten viele derzeit auf den wohl bald verfügbaren Atomos Shogun, der u.a. 4K ProRes über HDMI aufzeichnen kann und zeitgleich dem ersten Anschein nach auch einen recht brauchbaren Monitor abgeben könnte.
Das externe 4K Signal der Sony A7S bleibt bei 8Bit Farbtiefe – das externe 4K Signal der GH4 soll bei 10 Bit liegen. Wieviel hier für die Farbkorrektur letztlich brauchbar ist, müssen noch mehr Tests zeigen. Hier sind wir auch schon ziemlich gespannt – auch was dies dann wiederum für ein auf HD herunterskaliertes 10 Bit 4k Bild bedeutet …
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Sony A7S die Kamera für ambitionierte Filmprojekte darstellt. Wer ihre Stärken nutzen will, braucht einerseits Zeit, um sich mit den komplexen Bildeinstellungsoptionen vertraut zu machen und andererseits Zeit in der Postproduktion, um aus dem SLOG-2 Bild das bestmögliche herauszuholen. Hinzu kommt eine Investition in möglichst hochwertige ND-Filter, um beim SLOG-2 Base-ISO von 3200 auch mal die Blende weiter öffnen zu können. Wer gewillt ist, diesen Mehraufwand einzugehen, wird mit dem besten HD-Bild dieser Kameraklasse belohnt und erhält gleichzeitig eine hochkompakte Vollformat-Kamera.
Sony A7S PRO:
+ Fullframe Sensor mit 12 MP
+ SLOG-2 Bildprofil für größeren Dynamikumfang
+ exzellentes APS-C HD Videobild
+ komplexe Bildparameter
+ sehr gute Lowlightperformance
+ sehr kompakte Bauform
+ weitreichende Individualisierungsmöglichkeiten (nahezu alle Schalter frei belegbar)
+ sehr kompakte 2-fach XLR-Option von Sony aufrüstbar
+ externes 4K Recording via HDMI
Sony A7S CONTRA:
- kein internes 4K Recording
- mäßige Batterielaufzeit bei klein dimensioniertem Akku (1080mAh)
- überschaubares Objektivrepertoire
- Rolling Shutter bei Fullframe-Auslesung (reduziert bei APS-C)
Clipkanal Sony A7S: