Ratgeber Monitore für den Videoschnitt -- worauf achten beim Kauf

Monitore für den Videoschnitt -- worauf achten beim Kauf

An Monitore für den Videoschnitt werden besondere Anforderungen gestellt, die sich zum Teil von solchen für Bildbearbeitung, Layout, Büroanwendungen oder Gaming unterscheiden. Wir probieren, das Thema etwas näher zu beleuchten...

// 10:46 Di, 18. Okt 2016von

An Monitore für den Videoschnitt werden besondere Anforderungen gestellt, die sich zum Teil von solchen für Bildbearbeitung, Layout, Büroanwendungen oder Gaming unterscheiden. Unser Artikel skizziert zunächst die allgemeinen Anforderungen an einen Monitor, wie Helligkeit, Kontrast, Blickwinkel, Ergonomie und Anschlüsse, und betrachtet anschließend die Eigenheiten bei der Bearbeitung von UHD/4K-Material, die 10-Bit-Farbverarbeitung sowie die grundsätzliche Eignung als Vorschaumonitor.



Wer seine Videos schneidet und nicht unbearbeitet auf dem Speicherchip der Kamera schmoren oder der Festplatte des Rechners belässt bzw. auf eine der zahlreichen Web-Plattform hochlädt, hat prinzipiell zwei Hauptanliegen: Einerseits sollte das Videomaterial beim Schnitt möglichst korrekt und komfortabel aufbereitet angezeigt werden, also hinreichend Platz für alle Fenster, eine langgestreckte Timeline sowie eine immer noch gut lesbare Schrift vorhanden sein. Anspruchsvolle Filmer wollen darüber hinaus das geschnittene Material in der Vorschau genau so sehen, wie es später ausgegeben wird. Daher unterscheiden wir im weiteren die Anforderungen für den Schnitt (Pflicht) und die Vorschau (Kür) voneinander.






Allgemeine Monitoreigenschaften

Jeder PC-Monitor sollte ungeachtet seiner speziellen Verwendung verschiedene grundlegende Anforderungen erfüllen. Er sollte zunächst ergonomisch anpassbar sein, sich also ideal an die Gegebenheiten des Arbeitsplatzes anpassen lassen. Außerdem sollte er hinreichend hell und kontrastreich sein, homogen ausgeleuchtet und mit einer farblich neutralen Graubalance aufwarten. Des weiteren sollte der Bildaufbau zügig vonstatten und der Farbraum der zu bearbeitenden Dateien quantitativ sowie qualitativ korrekt abgebildet werden. Der Bildschirm sollte sich anschlussfreudig zeigen, wenig Strom verbrauchen und vom Hersteller mit einer großzügigen Garantie inklusive Vor-Ort-Service ausgestattet sein. Soweit die Wunschliste.





Ergonomie

Damit sich ein Bildschirm an jeden x-beliebigen Arbeitsplatz anpassen lässt, sollte er in der Höhe verstellbar, neig- und schwenkbar sein. Darüber hinaus sollte die Displayoberfläche entspiegelt sein. Nur so lässt sich vermeiden, dass Lichtquellen im Rücken des Anwenders reflektiert werden und beim Arbeiten irritieren. Die Pivot-Funktion, mit der sich das Display hochkant in den Porträt-Modus drehen lässt, ist nur für spezielle Anwendungen interessant, etwa bei der Bildbearbeitung. Fast alle teureren Monitore erfüllen die meisten Punkte im Pflichtenheft. Ausnahmen sind sehr preiswerte Modelle, eine Vielzahl der explizit für Gamer angebotenen Geräte sowie das von Apple gebaute Thunderbolt-Display. Will man Geld sparen, sollte man hier genau hinsehen, ob man auf einige der genannten Punkte auch verzichten kann.






Das Bildschirm-Panel

Die drei zentralen Komponenten eines jeden Monitors sind das Panel, das Backlight und die Monitorelektronik. Das Panel wird in verschiedenen Größen (Angabe als Diagonale in Zoll) und drei unterschiedlichen Geschmacksrichtungen angeboten, als IPS-, VA- oder TN-Panel. Bei sehr großen Displays (>30 Zoll) oder von der Bildschirmmitte seitlich versetztem Blick auf das Panel, verändert sich die Darstellung von Farbe und Helligkeit zum Teil erheblich. Die Blickwinkelangaben von zum Teil bis zu 178° beziehen sich zudem grundsätzlich nur auf das Kontrastverhältnis und nie auf die Farbdarstellung Wobei wir gleich beim Thema sind. IPS-Panel zeichnen sich durch das beste Blickwinkelverhalten aus, bei dem die Farben über einen großen Blickwinkelbereich stabil bleiben.



Lediglich der Kontrast nimmt bei seitlichen Blickwinkeln ab. VA-Panel punkten durch ebenfalls gute Blickwinkeleigenschaften und im Vergleich zu IPS schnelleren Bildaufbauzeiten und liegen preislich auf dem Niveau von IPS-Paneln, verfälschen Farben bei seitlicher Draufsicht aber deutlich. Nachteil von IPS- und VA-Paneln ist, dass die Bildaufbauzeit resp. die Schaltzeiten der Flüssigkristalle mit um die 11ms vergleichsweise langsam sind. Während diese Zeiten für die Videodarstellung unkritisch sind, bevorzugen Gamer bei FPS-Games Bildaufbauzeiten von 1 ms, die aber nur die besten TN-Panel liefern. TN-Panel sind am preiswertesten und überzeugen durch sehr schnelle Response-Zeiten, sind dafür aber sehr blickwinkelabhängig.







10-Bit-Farbverarbeitung

Seit einiger Zeit können vor allem 4K-Displays unter bestimmten Voraussetzungen 1 Milliarde Farben statt der bislang üblichen 16,7 Mio. Farben darstellen, respektive 30 Bit statt 24 Bit Farbtiefe. Die Darstellung mit 10 Bit pro Farbkanal erlaubt eine Farbdarstellung mit deutlich weicheren Verläufen und ist daher vor allem im professionellen Umfeld begehrt. Damit diese jedoch auch klappt, muss die gesamte Darstellungskette auf 10 Bit (und UHD) ausgelegt sein, angefangen beim Betriebssystem, über die Anwendung bis hin zur Grafikkarte, deren Treiber, dem Monitor und -Eingang sowie dessen Kabel. Wenn sie auch noch über eine Vorschaukarte funktionieren soll, dann bitte nicht nur über DisplayPort sondern auch über HDMI.



Die meisten 4K-Bildschirme werden mittlerweile mit einem Panel angeboten, das als 10-Bit-Panel vermarktet wird. Genau genommen kann es 10-Bit-Signale von der Grafikkarte entgegen nehmen, die Zeilen- und Spaltentreiber arbeiten intern aber mit 8 Bit + FRC (Frame Rate Control). Das ist für die Monitorhersteller preiswerter als ein „echtes“ 10-Bit-Panel zu bauen, hat in der Konsequenz für den Anwender aber keine wirklich sichtbaren Nachteile. Ein Unterschied ist mit bloßem Auge nicht auszumachen.





Hintergrundbeleuchtung

Die Art der Hintergrundbeleuchtung (weiße LEDs, GBr-LEDs) entscheidet zunächst einmal über die Größe des darstellbaren Farbraums. Monitore mit Standard-Farbraum besitzen ein Farbraum-Volumen von 72 Prozent NTSC und können quantitativ einen Großteil der Arbeitfarbräume abbilden, etwa sRGB (Web), Rec.709 (PAL, HDTV), SMPTE-C (NTSC), EBU (PAL, SDTV) – hier kommen pseudoweiße LEDs zum Einsatz (Blaue LEDs mit gelbem Phosphor erzeugen weißes Licht).



Monitore mit erweitertem Farbraum (ca. 100+ Prozent NTSC) können dann zum Teil auch DCI (Digitales Kino) und AdobeRGB vollständig abbilden. Hier kommen grüne und blaue LEDs mit zusätzlichem roten Phosphor (GBr) zum Einsatz. Den Farbraum der Rec.2020, der für 4K und UHD relevant ist, besitzt ein Volumen von etwa 133 Prozent NTSC und kann derzeit von noch keinem Bildschirm vollumfänglich dargestellt werden – Ausnahmen sind professionelle Videokontrollmonitore mit OLED-Paneln im Preisbereich eines Mitteklassewagens. Mehr zu den unterschiedlichen Farbräumen in unserem Grundlagenartikel Die Rec.709/Rec.2020/sRGB/AdobeRGB/DCI P3/ACES-Farbräume und was sie für den Filmer bedeuten.



Ob ein Bildschirm den gewünschten Arbeitsfarbraum auch qualitativ abdeckt, hängt von der Genauigkeit der Werkskalibration, den einzelnen über das OSD (On Screen Display) erreichbaren Bildvoreinstellungen und der prinzipiellen Kalibrierbarkeit (per Software oder über die Monitor-Hardware) ab.



Darüber hinaus wird die Hintergrundbeleuchtung nach ihrer Bauart unterschieden. Während die direkte LED-Hintergrundbeleuchtung bei Highend-TVs zum guten Ton gehört, verwenden fast alle Monitore die sog. Edge-LED-Hintergrundbeleuchtung. Letztere befindet sich nur an den Seiten, ist preiswerter und ermöglichen sehr schlanke Bauformen. Der Vorteil einer zonenweisen Backlightanpassung zur Kontrasterhöhung bei direkten Backlights ist bei Monitoren nicht notwendig. Beide Backlightarten haben grundsätzlich mit Helligkeitsschwankungen zu kämpfen, die sich in einer zum Teil recht inhomogenen Ausleuchtung des Panels widerspiegelt. Hier spielt die Art der Lichtleiterfolien und vor allem die Fertigungsgenauigkeit eine große Rolle. Je teurer das Panel, desto besser in der Regel die Ausleuchtung.





Bildschirmgröße und Pixeldichte

Bei der Wahl der Bildschirmgröße sollte man meinen, dass diese nur vom Pegel der Gezeiten im Portemonnaie abhängig wäre. Doch je größer die Anzahl der dargestellten Pixel ist, desto höher wird die Auflösung (Angabe in dpi), was die Darstellung von Schrift mitunter so verkleinert, dass man sie kaum noch lesen kann. Moderne Betriebssysteme (Windows 10, Mac OS X ab 10.10) können die Schriftdarstellung zwar auch unterhalb der Standardauflösung glätten und die Schrift so wieder lesbarer machen. Doch das gelingt nicht in jeder Anwendung zufriedenstellend.



Die beste Bildqualität hat man nach wie vor in der sog. Standardauflösung. Als gut lesbar gelten Displays mit einer Auflösung zwischen 90 und 100 dpi. Derzeit werden vor allem Panel mit Diagonalen von 27 Zoll und 32 Zoll angeboten. Die Pixelanzahl reicht von 5K (5.120 x 2.880 Pixel) über Cine4K (4096x2160 Pixel), UHD-4K (3840x2160 Pixel), WQHD (2560x1440) bis hin zu Full HD (1920x1080 Pixel). Dazwischen tummeln sich noch für die Filmer ausgesprochen interessanten 21:9-Displays mit Diagonalen von 34 Zoll (3.440 x 1.440 Pixel) und 29 Zoll (2560 x 1080 Pixel). Wie die Übersicht über die verschiedenen Monitorauflösungen zeigt, reicht die Auflösung von engen 218 dpi (5K-Displays) bis hin luftigen 70 dpi (Full HD, 32 Zoll):



Monitore für den Videoschnitt -- worauf achten beim Kauf : Bildschirmaufloesungen






Ausstattung

Bei der Ausstattung sollten die einzelnen Anschlüsse sowie die Garantie inklusive Vor-Ort-Service betrachtet werden. Gängige Schnittstellen zum PC sind DisplayPort, HDMI und DVI. Wer einen UHD- und 4K-Bildschirm mit 60 Hz betreiben möchte, benötigt einen DisplayPort-Anschluss in der Spezifikation 1.2. Mit DP 1.1 sind in 3840x2160 Pixel nur Bildraten von 30 Hz möglich. Alternativ ginge auch HDMI 2.0a, ist derzeit bei Monitoren aber noch nicht sehr verbreitet. Filmer, die eine 10-Bit-Farbverarbeitung anstreben, benötigen einen DisplayPort in 1.2-Ausführung . DVI spielt kaum noch eine Rolle und eignet sich nur noch als Schnittstelle für Displays mit Full HD-Auflösung.



Hilfreich ist ein USB-Port zum Anschluss von Peripherie, wie Maus, Tastatur oder Messsensor. Sollen schnelle Peripheriegeräte wie Kameras oder Massenspeicher Anschluss finden, sollte der USB-Port in der Geschmacksrichtung USB 3.0 oder USB-C vorliegen.



Die meisten Geräte haben nur einen USB-Upstream, jener USB-Port, der mit dem Rechner verbunden wird. Einige wenige Monitore besitzen aber auch zwei Upstream-Ports, sodass zwei Rechner, etwa ein PC und ein Mac, über einen Bildschirm betrieben werden können. Gerade bei hochwertigen Arbeitsplätzen kann das Platz und Geld sparen.



Lange Zeit war eine Garantie von drei Jahren mit einer ebenso langen Vor-Ort-Austausch-Garantie Standard. Das hat sich seit knapp zwei Jahren geändert. Nunmehr sind nur noch zwei Jahre Standard. Eizo und NEC bieten bei ausgewählten Modellen allerdings auch 5 Jahre Garantie. Premium-Anbieter Apple hingegen gibt auf sein Thunderbolt-Display gerade einmal ein Jahr Garantie.





Vorschau

Monitore sollten ursprünglich nur statische Inhalte anzeigen, den digitalen Schreibtisch etwa oder ein weißes Blatt Papier in einer digitalen Schreibmaschine. TFT-Displays können heute zwar auch bewegte Bilder anzeigen, müssen dabei aber zum Teil tricksen. Das eigentliche Panel kann in den meisten Fällen nur Bildraten von 60 fps ruckelfrei wiedergeben. Bei anderen Bildraten, etwa 50 fps, 30 fps oder 24 fps, ruckelt es leicht, da die Monitorelektronik die entsprechende Bildrate auf 60 Hz umrechnen muss. Dabei wird der kleinste gemeinsame Nenner gesucht (120 für 24 und 30 fps, 300 für 50 fps) und dann entsprechend Bilder ausgelassen.



Bildschirme, die sich speziell an Filmer wenden, etwa der Eizo CG318-4K, besitzen einen eigenen speziellen Scaler und ein Panel, dessen interner Frequenzbereich von etwa 47,7 bis 60,6 Hz reicht. Somit können 50 Hz vom Panel nativ und 24 Hz mittels der Monitorelektronik über einen sogenannten 2:2-Pulldown mit 48 Hz unverfälscht angezeigt werden. Unter diesem Gesichtspunkt sind "normale" Fernseher eventuell die besseren Vorschaumonitore, weil diese in der Regel einen sauberen Scaler für native 24, 25, 50 und 60 FPS Wiedergabe bieten.



Für die Online-Distribution per Internet ist sRGB der relevante Farbraum, der RGB als Farbmodell nutzt. Soll die Inhalte gesendet werden, auf Blu-ray oder DVD vertrieben werden, heißen die Farbräume EBU oder Rec.709, die dem YUV-Farbmodell folgen. Anders als bei RGB, das die Farbwerte von 0-255 darstellt, werden bei YUV die Werte unter 16 und über 235 abgeschnitten. Beachtet man das nicht, werden Farbwerte von der Grafikkarte nicht korrekt interpretiert und teilweise falsch dargestellt, dunkle Farben erscheinen grünlich, helle eher rosa. Sehr gute Monitore, wie der Eizo CG 318-4k können daher zwischen RGB und YUV umgeschaltet werden.



Auch wenn sowohl die Grafikkarte als auch der Monitor einen HDMI-Ausgang besitzen, ist dennoch eine dedizierte Vorschaukarte empfehlenswert. Vor allem, weil nur hiermit die meisten Schnittprogramme eine hundertprozentig korrekte Signal-Ausgabe hinbekommen.





Fazit

Wer einen Bildschirm für den Videoschnitt sucht, sollte sich zunächst über die ganz konkreten Anforderungen im Klaren sein. Es beginnt beim zu verarbeitenden Videomaterial (4K, 2K, Full HD, SD), geht über die Bildschirmauflösung (UHD/Full HD), den Farbraum des Bildschirm (Standard-Farbraum, erweiterter Farbraum) und die Tiefe der Farbverarbeitung (8 Bit, 10 Bit). Professionelle Anwender sollten Wert auf einen Hardware-kalibrierbaren Monitor legen. Das Wichtigste aber sind die video-relevanten Bildvoreinstellungen. Die stehen bedauerlicherweise in kaum einem Datenblatt, sondern müssen über entsprechende Online-Berichte oft eigenhändig recherchiert werden.



In diesem weiteren Artikel gehen wir speziell auf die Kalibrierungsmöglichkeiten von Video-Monitoren und Farbräume ein.



Oliver Krüth



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