In unseren Tests der Canon EOS-1D X und 1D C ist uns im Fullframe Videomodus ein recht asymmetrisches Schärfeverhalten aufgefallen. Da es sich unter FullFrame-Filmern mittlerweile eingebürgert hat, aus Qualitätsgründen in Post nachzuschärfen, ergibt sich hieraus ein nicht unerhebliches Problem. Wendet man einen universellen Nachschärfefilter an, so greift dieser auch in der horizontalen ein, die bei der 1D X/C bereits eine ziemlich hohe Auflösung bietet. Hier entstehen dann unnötig Nachschärfungsartefakte in der Horizontalen.
Also braucht man einen Filter, der nur vertikal nachschärft und die horizontale Auflösung möglichst in Ruhe lässt. Wir haben hierfür zwei Ansätze gefunden. Einen in DaVinci Resolve und einen über selbst gestalteten Convolution Kernel, der sich in vielen Schnittprogrammen nachbauen lässt. Wir wollen dies einmal exemplarisch in Premiere Pro zeigen.
DaVinci Resolve
Nicht alle Resolve Anwender wissen, dass das Programm einen integrierten Blur-Filter (1) besitzt, der mehr kann, als der Name verspricht: Dreht man diesen Filter in die negative Richtung, wirkt er als Nachschärfen Filter (3).

Noch weniger Anwender wissen, dass es auch einen separaten Nachschärfen-Filter (2) gibt. Dieser wirkt genauso, bietet, aber noch dazu einen RGB-Mischer mit dem Original-Bild.
Beide Filter-Optionen bieten dazu die Option, das Verhältnis von vertikaler zu horizontaler Filterwirkung anzugeben (4). Dies verbirgt sich hinter dem Paramter "H/V-Ratio".
Und damit haben wir schon alles was wir brauchen:
Radius etwas runter drehen, H/V Ratio gegen 0 (je nach Geschmack/Motiv kann man hier noch eine Prise horizontale Nachschärfung belassen, damit es gleichmäßiger wirkt).
Dazu einmal kurz ein paar Ergebnisse:




Schön wenn so etwas in Resolve geht , doch wie geht es in anderen Programmen, die keine speziellen Scharfzeichner mit Ausrichtung haben?
Convolution Kernel am Beispiel in Premiere
Die Antwort findet man in der Vergangenheit. Heute bieten Videoschnittprogramme zahlreiche Filter für jeden noch so speziellen Anwendungzweck, wobei viele Effekte dennoch auf einem einfachen Convolution Kernel mit vordefinierten Werten beruhen.
Keine Angst, man muss nicht so viel über den mathematischen Hintergrund wissen, nur, dass man eine Gewichtung angibt, wie stark sich Nachbarpixel auf den zu berechnenden Pixel in der Mitte auswirken. Hiermit lassen sich nicht nur Scharfzeichner, sondern auch Weichzeichner oder Relief-Effekte durch eine Matrix definieren. Wenn ein Schnittprogramm einen entsprechenden Convolution Kernel Effekt bietet, kann man hiermit auch einen vertikalen Scharfzeichner nachbauen.
In Premiere Pro befindet sich so ein Convolution Kernel in den Effekten, der jedoch aufgrund seiner Eingabemaske etwas abschreckend wirkt. Er beschreibt jedoch einfach nur die Felder einer einfachen 3x3 Matrix:

Das Pixel auf das die Gewichtung seiner Nachbarn wirkt ist M22. Für einen Scharfzeichner gewichtet man das Pixel selber stark, während die Nachbarpixel weniger Gewicht bekommen. Wir lassen die horizontalen Nachbarn (M21 und M23) unberührt, indem wir nur die vertikalen Nachbarn (M12 und M32) einfließen lassen.
Für eine bei der 1DX/C gefällige Gewichtung (-4, 12, -4) sähe unser Kernel dann so aus:

Hier einmal ein Vergleich zum Premiere-Scharfzeichner mit ähnlicher schärfe, der weitaus breitflächiger reagiert:

Wer nicht in die mathematische Materie einsteigen will, dem legen wir folgende Standard-Gewichtungen für eine vertikale Nachschärfung ans Herz:
(-1, 6, -1)
(-2, 8, -2)
(-3, 10, -3)
(-4, 12, -4)
(-5, 14, -5)
(-6, 16, -6)
Und wer tiefer einsteigen will, darf jetzt mal hier in der deutschen Wikipedia vorbeischauen und dort weiterkapieren.