Halbe Bilder
Und dies führt uns zur nächsten Problematik: Während im Kino 24 einzelne Vollbilder übertragen werden, arbeiten übliche PAL-Fernseher nach wie vor mit 50 Halbbildern. Dies bedeutet, dass ein Bild eigentlich aus zwei Bildern besteht, die ineinander „verwoben“ übertragen werden. Zuerst werden die Bildzeilen 1, 3, 5, usw. auf die Bildröhre geschrieben. Das ist das erste Halbbild. In einem zweiten Halbbild werden anschließend die Zeilen 2, 4, 6 usw übertragen. Der Grund für dieses etwas ungewöhnliche Verfahren liegt darin, dass der Leuchtstoff in der Bildröhre früher nicht lang genug nachleuchten konnte, um ein komplettes Bild von oben nach unten auf die Bildröhre zu schreiben. Um ein Bildflimmern zu vermeiden, wurde diese Technologie erfunden, die man weitläufig „Interlaced“-Technik nennt.
Mittlerweile hat man das Nachleucht-Problem der Röhren im Griff, weshalb sich die Interlace-Technik langsam als Hemmschuh erweist. Um völlig flimmerfreie Fernseher zu bauen, kann man die Bildfrequenz mittlerweile sogar schon auf das doppelte steigern. Doch diese sogenannten 100Hz-Fernseher haben ein Problem. Wenn Sie doppelt so viele Bilder in der Sekunde auf den Bildschirm schreiben, müssen Sie das Bild wieder entflechten. Ansonsten würden Sie zuerst das erste Halbbild, dann das zweite Halbbild, dann wieder das erste Hallbild und schließlich nochmal das zweite Halbbild schreiben. Dadurch fängt das Bild bei bewegten Bildelementen wieder zu flimmern an.
Eine Lösung dieses Problems ist die sogenannte Progessive-Technik. Dabei wird von vornherein ein Vollbild, anstatt zweier Halbbilder aufgezeichnet und übertragen. Die Zeilen eines Bildes werden hierbei also in der natürlichen Reihenfolge auf den Bildschirm geschrieben (1, 2, 3, 4, 5 usw.). Im Kino wird ein Einzelbild zwei oder dreimal hintereinander projiziert, um flimmern zu vermeiden. Dies funktioniert mit einer progressiven Aufnahme ebenso auf einem 100Hz Fernseher. Das Ergebnis sind ruhigere und flimmerfreie Bilder.
Dennoch wird die Interlace-Technik mittelfristig nicht aussterben. Zumindest wurden in der Normierung der neuen Digitalformate auch Interlaced-Formate berücksichtigt. Ob ein Format interlaced oder progressiv ist, zeigt dabei ein kleines Kürzel am Ende der Auflösungsbeschreibung. Wenn man also von 25p spricht, sind 25 Vollbilder gemeint, während 50i eine Übertragung mit 50 Halbbildern beschreibt.