Das Kino als Vorbild
Wie man sieht, will die Technik viele Ideen aus dem guten alten Kino in das heimische Wohnzimmer bringen. Daher wurde für das amerikanische Digitalfernsehen unter anderem auch die Norm 24p festgelegt. Dies bedeutet (wie wir nun leicht schließen können), dass 24 Vollbilder in einem Videostrom übertragen werden. Eigentlich ist dieses Format dafür gedacht Hollywood-Spielfilme leichter in ein digitales Format übertragen zu können. Umgekehrt soll 24p jedoch auch durch die Aufnahme von Digitalfilmen mit 24p-Kameras die digitale Kinofilmherstellung vorantreiben.
Dies ist mit Sicherheit einer der Gründe, warum die Panasonic AG-DVX100 in Amerika so ein Erfolg für No-Budget-Filmer wurde. Denn dort gibt es ursprünglich nur das NTSC-System welches auschließlich 30p bzw 60i erlaubt. In einem komplizierten Prozess werden dann die 24 Vollbilder auf die 60 Halbbilder des DV-Tapes geschrieben, wodurch sich Standard DV-Schnittsysteme nicht mehr zur Nachbearbeitung eigenen. Wir in Deutschland haben jedoch dank dem PAL-System von vornherein 50i oder 25p, wenn man dies einmal so interpretieren darf. Dadurch ist 24p hierzulande praktisch obsolet.
So können wir von vornherein 25 Vollbilder auf einem DV-Tape progessive speichern, ohne gegen die Pal DV-Norm zu verstoßen. Schließlich können wir ja einfach zwei Halbbilder speichern, die später als Vollbild interpretiert werden. Kinofilme werden seit je her bei uns im Fernsehen oder auf DVD mit 25 Bildern pro Sekunde gezeigt. Der Geschwindigkeitsunterschied von 4% fällt dabei niemandem auf. Auch Panasonic hat daher beim europäischen PAL-Modell der AG-DVX100 auf einen 24p-Modus verzichtet. Grundsätzlich lässt sich also behaupten, dass wir in Deutschland niemals 24p benötigen werden. Es bleibt also zu hoffen, dass dieser Marketing-Hype auf Amerika beschränkt bleibt.
Auflösungserscheinungen
Bleibt noch die höhere Auflösung durch HD. Von JVC (professional) ist seit kurzem der erste HD-Camcorder unter 5000 Euro in Deutschland lieferbar. Ein happiger Preis für einen Camcorder mit nur einem Bildwandler. Zwar besitzt die Kamera einen echten 16:9-CCD, der Auflösungen bis zu 1280 x 720 Pixel aufnehmen kann, jedoch wirft diese Technologie noch viele Fragen auf. So wird HD beispielsweise auf DV-Tapes aufgezeichnet, allerdings im nicht normgerechten MPEG-2 Format. Dadurch lassen sich die Filme nicht mit einem normalen Firewire-DV-Schnittsystem nachbearbeiten. Außerdem gibt es noch keine europäische HD-Norm. Daher kann dieses Modell „nur“ 30p oder 60i mit HDTV-Auflösung aufzeichnen. Und um Ihre Filme begutachten zu können, benötigen Sie also zusätzlich (mindestens) einen HD-Fernseher, der diese Norm unterstützt.
Falls Sie nun gerade sowieso mit dem Gedanken spielen, sich einen neuen Großbild-Fernseher zuzulegen, sollten Sie bei Ihrer Auswahl doppelt vorsichtig sein. Denn obwohl alle neuen HD-Formate auf ein Bildverhältnis von 16:9 ausgelegt sind, gilt noch nicht der Umkehrschluss: Fast kein aktueller 16:9-Fernseher ist HD tauglich, wie leider immer noch viele Konsumenten glauben. Gerade die schicken, und noch sehr teuren Plasma-Displays schaffen gerade einmal eine optische Auflösung von horizontal 1300 Pixel. Ältere Auslaufmodelle, die gerade in bezahlbare Regionen kommen, liegen mit knapp 800 Bildunkten sogar noch deutlich darunter. Die Schärfe eines zukünftigen HD-Films mit 1920 horizontalen Bildpunkten kann ein solches Modell niemals in voller Schärfe darstellen.