Rauschen lassen
Wichtiger erscheint uns ein Phänomen, dass wir besonders bei der Sony PMW-FS5 zu sehen glauben (aber auch andere Sony-Modelle scheinen sich ähnlich zu verhalten): Dort hantiert unserer Meinung nach bei der 4K-Aufzeichnung eine sehr starke Rauschunterdrückung, die bei bewegten Motiven nicht mehr mitkommt und dann das Rauschen sichtbar freigibt. Durch diese Rauschunterdrückung kann man in Grauflächen bei ruhender Kamera wahrscheinlich sogar noch 1-2 Blendenstufen mehr messen. Echte Bildinformation wird dabei aber von der Noise Reduction (NR) weggebügelt. Dies ist ein wichtiger Punkt, den viele Profis lieber selber kontrollieren wollen, doch bei Sony lässt sich dieses Verhalten (unseres Wissens) nicht optional abstellen.
Für den strikten NR-Kurs gibt es jedoch auch gute Gründe: Ohne Noise Reduction braucht man viel höhere Datenraten, damit das detaillierte Rauschen nicht zu tanzenden Pixelflächen verkommt. Mit maximal 100 MBit/s dürfte die Bildqualität ohne Noise Reduction deutlich schlechter ausfallen, da der Codec hier versucht, zu viele Details des Rauschens aufzuzeichnen, wofür die Datenrate jedoch nicht ausreicht.
Sogar eine ARRI Alexa rauscht (und keinesfalls wenig), aber weil das Rauschen dort nicht zu tanzenden Pixel-Flächen totkomprimiert wird, sieht es viel natürlicher aus.
Nicht zuletzt kann man das Rauschen in der Prostproduktion viel effektiver bekämpfen. Besonders wenn es noch möglichst unangetastet ist. Das Sony Signal ist dagegen in den Schatten durch die Noise-Reduction nicht mehr natürlich und das sehen kritische Augen durchaus. Besonders, wenn man noch Details aus den Schatten heben will oder muss.
Sony (aber auch andere Consumer-Hersteller) haben in diesem Punkt noch viel zu lernen. Denn eine nicht abschaltbare Noise-Reduction ist beim Log-Film in 4K genauso kontraproduktiv, wie andere versteckte Automatiken, die das Bild unkontrolliert schönrechnen wollen.
Wer einen großen Sensor mit Wechseloptik sucht, will meistens auch möglichst viel kreative Kontrolle in der Post. Und daher sollten sich die Hersteller hier nicht einmischen und die Kameras auch optional rauschen lassen. Wenn es keine RAW-Aufzeichnung gibt, sollte es daher immer mindestens ein flaches Log-Profil geben, dass die Sensordaten möglichst unangetastet mit hoher Datenrate wegschreiben kann. Denn nur unter diesen Voraussetzungen bleibt Log nahe am gewünschten RAW-Vorbild.
Fazit
Fassen wir also zusammen, was vielen NonCine-Herstellern noch für eine richtig gutes 4K-Kamera-Bild fehlt, das auch hohen (und vor allem cinematischen) Ansprüchen genügt.
- Sensor-Auflösung über 4K für gutes 4K-Debayering durch Downscaling
- Keine oder abschaltbare Noise Reduction
- Ausreichend hohe Datenraten gegen Codec-Noise-Kompression
- 10 Bit oder RAW-Aufzeichnung mit geringer Kompression
Unter 10.000 Euro sind mit diesen Features aktuell nur die RED Raven und die Blackmagic URSA (Mini) 4,6K angekündigt, lieferbar ist jedoch noch keine dieser Kameras. Wer auf 4K jedoch keinen Wert legt, findet dagegen jetzt endlich für FullHD eine Menge bezahlbarer Modelle mit interessanter Ausstattung, die diese Probleme so gar nicht kennen. Und wie nicht nur ARRI beweist, ist 4K für großes Kino definitiv kein "Must-Have"...



















