Professionell am Set – die Ablaufhierarchien
// Apropos schnell und gezielt arbeiten, laß uns doch mal über die Arbeit bei professionellen Drehs reden. Wann kommt das Licht ins Spiel, und der Beleuchter?
Es gibt da Ablaufhierarchien. Die typische Abfolge ist diese: Eine Filmproduktion möchte einen Film drehen, hat ein Drehbuch und sucht dafür erstmal einen Regisseur. Wenn der Regisseur das Buch nicht selbst geschrieben hat, haben die ja in dem Punkt Entscheidugnsfreiheit. Der Regisseur hat in der Regel Kameraleute, mit denen er gerne zusammenarbeitet. Der Kameramann wiederum sagt, ich hätte gerne diesen Oberbeleuchter, mit dem kann ich besonders gut arbeiten. Und so geht das weiter. Der Oberbeleuchter hat natürlich seine Beleuchterjungs, zu denen ich gehöre, und so kommen die Teams zusammen.
Das Beleuchterteam besteht in der Regel aus einem Oberbeleuchter, zwei Beleuchtern und einem Praktikanten oder Lichtassistenten, der vorher im Lichtlager gelernt hat und weiß, was und wo die Sachen sind. Der Praktikant ist normalerweise auf dem LKW, was ein fahrendes Lichtlager ist, und verwaltet das auch. Es muß nämlich auch immer geschaut werden, daß alles in Ordnung ist, und falls was kaputt ist, daß es repariert oder ausgetauscht, er macht also meist auch die Kommunikation mit dem Lichtverleih wegen Nachschub und sowas
// Ist das der, der dann als Elektriker gecreditet wird?
Nein, diese Hierarchie gibt es in Deutschland so nicht. Key-Grip, Gaffer und so, das sind alles amerikanische Bezeichungen, die haben dort ein anderes System, das sehr durch die Gewerkschaften strukturiert ist. Da gibt es Leute, die bauen nur die Stative auf. Die setzen nicht die Lampen auf die Stative, und die ziehen auch keinen Strom. Das ist gewerkschaftlich so geregelt. Der Beleuchter, der dort auch gar nicht so heißt, der darf auch keinen LKW fahren.
Hier in Deutschland ist das anders, da macht ein Beleuchter alles, der fährt den LKW, der lädt den LKW, zieht Strom, baut Stative auf, hängt Lampen, leuchtet, er macht alles. Natürlich gibt es in jedem Lichtteam Jungs, die sind fitter im Strom, und andere sind ganz clever, wenn es darum geht, eine Lampe unsichtbar an die Decke zu hängen, das ganze Rigging also, und ein Oberbeleuchter, der clever ist, setzt die Leute nach ihren Fähigkeiten ein.
// Wenn man das Team zusammen hat, wie geht es weiter mit der Drehplanung?
Dann gibt es meist eine Vorlaufphase, bevor gedreht wird, wo beispielsweise der Regisseur mit dem Kameramann und der Ausstattung rausfinden muß, wie denn die Motive überhaupt aussehen sollen -- drehen wir an Originalmotiven oder im Studio. Originalmotive bedeutet, da gibt es Locationscouts, die haben Karteien und schlagen dem Drehbuch entsprechend die passende Orte vor. Die müssen ja auch bestimmte Kriterien erfüllen, sollten nicht unbedingt im 5. Stock ohne Aufzug sein, sondern gut zugänglich mit LKWs, man kann von Außen Licht machen, mit Hebebühnen arbeiten und so..
// Gibt es auch besondere Lichtscouter?
Nein, das nicht. Es gibt im Vorfeld eine Motivbesichtigung, wo in der Regel der Oberbeleuchter schon dabei ist, und da spricht man darüber: wenn wir hier drehen würden, dann wäre das laut Drehbuch spät nachmittags, wo steht denn da die Sonne? Sind dort Fenster, kommt Licht rein, müssen wir das verstärken, müssen wir da was dagegensetzen. So kristallisieren sich immer mehr die Motive raus, wo man letztendlich dehen wird, und am Ende hast du eine Motivliste. Daraufhin wird in Abstimmung zwischen Oberbeleuchter und Kameramann eine Lichtliste erstellt, also was brauchen wir für Lichttechnik, um diese Motive mit Licht zubespielen. Und das hängt sehr davon ab, ob das ein Tagdreh ist oder Nachtdreh, und davon, wieviel mit vorhandenem Licht gearbeitet werden kann, ob man Licht-abhängig oder -unabhängig drehen möchte, und natürlich welchen Stil das ganze haben soll -- dokumentarisch einfach, oder soll da so richtig geleuchtet werden.






















