Kino goes digital...
// Das wird jetzt mit dem digitalem Kino anders.
Also, im Moment ist ja noch die Frage, welches Format sich letztendlich durchsetzen wird. Wer das ganze finanzieren soll, ist auch noch unklar. Aber grundsätzlich von der Verfügbarkeit der Ware ist digital sehr genial. Da hat dann auch das kleinste Dorfkino die Möglichkeit, einen Film zum Bundesstart zu zeigen. Die Transportkosten fallen weg, die Versicherungskosten, und beim Personal kann man massiv einsparen. Wenn das digitale Kino erstmal da ist, dann kannst du also sparen.
Aber noch traut sich da kaum ein Kino dran.
// Wer sollte denn die digitalen Projektoren bezahlen?
Da gibt es zur Zeit viele Diskussionen zwischen Verbänden, Produzenten und Verleihern. Die Kinos vertreten die Position, das sollen die Verleihe machen, weil die sparen ja auch, zum Beispiel die Herstellungskosten. Oder die Anschaffungen sollten über die Filme selbst finanziert werden, kollektiv sozusagen, wie wenn man heute Rohlinge kauft, wo ein gewisser Teil pauschal für Nutzungsrechte abgeht. Das könnte so ähnlich sein, also daß pro Vorstellung ein gewisser Betrag zur Finanzierung der Technik abgeht, und zwar über den Verleiher abgewickelt. Das würde es den kleinen Kinos leichter machen, aber natürlich auch bedeuten, daß die Verleiher ein bißchen weniger Marge machen. Andererseits haben die ja auch viel weniger Kosten. Was Verleiher und Produzenten sparen durch die Digitalisierung, müßten sie mit den Kinos teilen. Das ist nach meiner Ansicht das einzige gerechte Modell. Vorausgesetzt natürlich, daß man eine Technik hat, die auch Standard wird.
// Braucht man überhaupt noch einen Verleih, wenn jeder Produzent seine Filmdaten selbst an jedes beliebige Kino geben kann?
Naja, irgendwer muß das alles ja noch koordinieren, und eine Marketingabteilung brauchst du auch noch.
// Aber digital ist schnell und einfach, und wofür gibt es PR-Agenturen?
Der Film muß trotz allem noch bekannt gemacht und öffentlich präsentiert werden. Oder nimm den weltweiten Vertrieb, da muß man sich schon auskennen.
// Die Verleihe schlottern jetzt also nicht mit den Knien vor Angst?
Nein, die wollen das selber sehr gerne. Die starten jetzt schon teilweise Filme mit nur 3-5 Kopien für die kleinen Kinos, und der Rest ist schon digital. “The Wind that shakes the Barley” beispielsweise ist mit vielen digitalen Kopien auf Festplatte gestartet. Den Film spielst du dann auf deinen Server und dann wird die Festplatte weitergeschickt. Mit einer Festplatte kannst du so schon eine ganze Menge Kinos bedienen. Du kannst also heute schon einen Bundesstart machen mit nur 6 gezogenen Kopien, die verschickt werden, zusammen mit einer gewissen Anzahl Festplatten.
Oder die Reihe “Delikatessen” zum Beispiel, diese Filme – meist Dokumentarfilme – starten komplett digital.
// Gibt es denn schon so viele Kinos, die mit digitalen Projektoren ausgestattet sind?
Nein, aber viele haben Beamer, das reicht ja im Zweifelsfall schon für kleinere Programmkinos. In Berlin kannst du problemlos in 6-8 Kinos digital starten
// Aber sind das dann schon gute Beamer, reicht die Qualität aus?
Das ist zum einen eine ästhetische Frage, aber häufig auch eine politische, beziehungsweise eine Art Glaubensbekenntnis, was man unter Kino begreifen möchte. Direkt schön ist das nicht immer. Aber solange es keinen einheitlichen Standard gibt...
Und es wird dadurch ja auch immer einfacher, "Kino" zu machen. Du brauchst im Prinzip nur einen Beamer und eine Leinwand. Aber da siehst du dann am Anfang das DVD-Menü und überhaupt stimmt meiner Meinung nach die Qualität nicht.
// Interessant, das ist ja ziemlich genau, was viele zum Prozeß des Filmemachens sagen: daß die ganze billige digitale Technik den Markt und die Qualität kaputt macht.
Ja, aber das ist eine Frage der Ehre! Es geht für uns darum, eine gute Projektion zu machen.
Teil 2 -- Was eine gute Kino-Projektion ausmacht und warum das Heimkino keine echte Konkurrenz ist, darum geht es im zweiten Teil des Interviews. Außerdem haben wir festgestellt, daß die Geschichte der Kinoprojektion vielleicht spannender ist, als die digitale Zukunft...