Der Eintrittspreis... was übrig bleibt

// Da wären wir auch schon beim Thema: Warum ist es heute so teuer, ins Kino zu gehen? Wie muß man als Kinobetreiberin kalkulieren?



Wenn man von einem Film ausgeht bei Neustart, dann gehen zunächst mal bis zu 48,5 - 53% vom Kartenumsatz an den Filmverleih. Also von 5 Euro, die du nach Abzug der Steuer gemacht hast, kannst du etwa 2,50 behalten. Davon zahlst du dann Versicherung, Pacht, Personal, Werbung, Filmtransport und ähnliches.



// Den Transport trägt nicht der Verleih?



Nur die eine Strecke. Und der Verleih behält ja wiederum die 48% nicht, der gibt wieder an die Produzenten ab, nämlich ungefähr 40%. Der muß ja die Produktionskosten wieder reinholen. Bis ein Film sich für Produzent und Verleiher rechnet, muß der so an die 300.000 Zuschauer gemacht haben. Das ist nicht leicht in Deutschland. Letztes Jahr waren es ungefähr 124 Mio. Kinobesuche gesamt, und das war ein gutes Jahr. Der Durchschnittsberliner beispielsweise ging 2006 etwa 2,8 mal ins Kino pro Jahr -- auf dem Land ist der Schnitt natürlich noch kleiner, 1,8 mal.



Kino wird ja im Gegensatz zu Theater überhaupt nicht subventioniert, bis auf die 7% Kultursteuer, statt den vollen 19%. Es gibt aber auch Kinos, die müssen keine Miete zahlen. Zum Beispiel Multiplexe, die in Einkaufszentren liegen, argumentieren gerne, daß ihre Besucher ja an den Auslagen vorbei gehen und in den Geschäften einkaufen, warum sollten sie dann Miete zahlen. Das ist eine beliebte Strategie, die für kleine Kinos aber nicht funktioniert, die krebsen halt.





// Was sind denn noch alles für Kosten im Eintrittspreis enthalten?



Da wäre noch der Filmabgabe von 2,2%, ein Beitrag zur Filmförderung, was ja prinzipiell eine schöne Idee ist, gegen den sich allerdings die Kinobetreiber sehr wehren, weil Fernsehsender sowas nicht zahlen, auch Videotheken soweit ich weiß nicht. Nur die Kinos müssen das abgeben, wenn sie über 75.000 Euro im Jahr Umsatz machen.


Dann bezahlst du die Gema, das ist ca. 1% vom Nettokartenumsatz. Die Werbung für den Film bezahlst du auch, also wenn du Filmtrailer zeigen, oder Plakate und Stills im Foyer aufhängen willst. Und dann eben noch den Rücktransport, ca 20 Euro pro Kopie.



// Und da kommt man als kleines Kino über die Runden?



Das kommt eben auf den Film an... Gut besucht ist im Kinobereich immer relativ. Zufrieden ist man bei einer Auslastung von 30%.


Die wichtigste Einnahme ist eigentlich nicht, was die Kinogänger für die Tickets bezahlen, sondern was sie nebenher konsumieren. Wenn du ein Bier verkaufst hast du einen weit höheren Gewinnanteil als beim Verkauf einer Eintrittskarte. Da freust du dich natürlich darüber, daß die Leute was trinken und Popcorn kaufen.



// Zahlt denn jedes Kino das gleiche für den selben Film, oder ist das unterschiedlich, je nachdem wie groß man ist?



Da gibt es schon ein bißchen Verhandlungsspielraum, und je mehr du von einem Verleih abnimmst, desto mehr kannst du bei einem Film verhandeln.. So können es schon Unterschiede im 2 bis 3-stelligen Bereich werden. Außerdem sind in der Regel die kleinen Verleihe etwas günstiger als die großen, weil sie ja auch auf die Kinos angewiesen sind. Sie würden auch Schaden nehmen, wenn Kinos pleite gehen.


Es gibt ja auch noch die fiese Sache, daß du nicht prozentuell abrechnest sondern fix, das heißt auch wenn niemand kommt zahlst du deine Filmmiete. Einige Verleihe würden sogar am liebsten nach vorhandenen Sitzplätzen im Kino abrechnen, egal ob die in einer Vorstellung besetzt sind oder nicht.




Kino lebt davon, daß es Kino ist / Teil 1 : seats


// Bleiben wir noch etwas bei der Verleihpolitik. Mit wievielen Kopien starten Filme denn so?



Unterschiedlich. Harry Potter oder “Der Fluch der Karibik” sind mit über 1000 Kopien angelaufen. Aber das sind Ausnahmen. Der neue Detlef Buck startet für einen deutschen Film ziemlich groß mit 300 Kopien, aber es gibt auch Filme die laufen mit 5 Kopien an. Da wartest du dann natürlich -- je besser deine Besucherzahlen sind, desto kürzer..


Was zählt, ist das Startwochenende und die erste Woche, was danach kommt, ist uninteressant, zumindest für große Verleihe. Danach werden von 600 Kopien auch mal schnell 400 Kopien eingestampft und verschrottet, weil es zu teuer ist, diese Kopien zu lagern und zu verwalten.





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Schleichmichel  //  01:43 am 11.4.2007
Anonymous  //  01:37 am 11.4.2007
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