Unklare Erholungszeiten

Das größte Problem waren jedoch die extrem langen und nicht immer nachvollziehbaren Zeiten, welche die Kamera für ihre Erholung einfordert. Bei vielen von uns gesammelten Stichproben war einfach kein deutlicher Zusammenhang zwischen Abkühlungszeit und anschließend gewonnener Aufnahmezeit feststellbar. So gaben uns 20 Minuten Abkühlungszeit bei der R5 mit einem externen Recorder zwischen 10 und 18 Minuten weitere Aufnahmezeit. Aber auch 40 Minuten Abkühlung "schenkten" uns höchstens 17 Minuten. In einem Fall gelang uns jedoch auch schon nach 10 Minuten Abkühlen eine zusätzliche Aufnahme von fast 9 Minuten. In unseren Fällen bedeutete übrigens Abkühlung: Akku- sowie Kartenfach offen und leer sowie Objektiv abmontiert. Wer mit interner Aufzeichnung arbeitet und die Kamera zum Abkühlen einfach nur ausschaltet (evtl. weil sie in einem Rig verbaut ist), musste mit noch weitaus kürzeren Aufnahmezeiten rechnen.



Wir haben viele Messprotokolle geschrieben und Abkühlzeiten minutengenau protokolliert und uns immer wieder gefragt, warum erhitzt die Kamera in manchen Fällen so schnell und in anderen eher langsam. Doch wir fanden schlichtweg keinen plausiblen Zusammenhang. Auch waren die Aufnahmezeiten der ersten Takes praktisch immer gleich, egal ob die Kamera davor extrem kühl gelagert war oder fast glühend aus der prallen Sonne kam. Die Überhitzungsprobleme waren zwar definitiv vorhanden, aber irgendetwas wollte nicht ins Bild passen...






Die Sache mit dem Timer

Andrew von EOSHD fand die Zeiten ebenfalls so unerklärlich, dass er die interne Temperatur über EXIF-Daten in Photo-Serien einer EOS R5 im Kühlschrank protokollierte. Seine daraus abgeleitete Vermutung, dass bei der Canon eher ein interner Timer als die Chiptemperatur darüber bestimmt, wann man wieder wie lange filmen darf, wurde anschließend noch durch den Nutzer “Math Class” auf Baidu untermauert. Dieser entfernte die interne Systembatterie der Canon EOS R5 und konnte anschließend weitere 18 Minuten 8K-RAW filmen - ohne mehrere Stunden "Abkühlzeit" warten zu müssen.



Als eine von vielen Theorien war dies bis dahin in unseren Augen die beste Erklärung für das thermische Verhalten der Canon EOS R5 und R6. Tatsache ist, dass die Kamera mit offenen Schächten und ohne Objektiv innerhalb weniger Minuten abkühlt, aber Canon erst nach Stunden wieder ein längeres Filmen damit zuließ. Und nachgewiesen war nun auch, dass die Kamera sogar in 8K-RAW nach wenigen Minuten Abkühlzeit wieder mindestens 15 Minuten am Stück aufzeichnen kann, wenn man den internen Timer zurücksetzt. Hierfür muss man allerdings die Kamera aufschrauben und definitiv unter Garantieverlust die Platinen-Batterie entfernen. Oder den Akku bei laufender Aufnahme aus dem Akkufach reißen, nachdem man vorher die automatische Abschaltung des Akkuschließdeckels mit einer Blockade überlistet hat. Dabei riskiert man natürlich leicht, dass der gefilmte Clip nicht fertig geschrieben wird und im blödesten Fall sogar das Dateisystem der Speicherkarte unbrauchbar werden kann.




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