Wir hetzten auf der IFA von einem Gesprächstermin zum nächsten – da blieb erstaunlich wenig Zeit für die ausgestellte Technik. Zwischen den Meetings war dann aber doch auch ein bißchen was an Technik bei uns hängen geblieben. Hier ein Paar weitere Eindrücke von der IFA 2013 in Sachen 4K, Oculus Rift und Brennstoffzellenbetankung für Action Cams ...
4K
Kann sich noch jemand an die Einführung von HDV erinnern (Sony HDR-FX1)? Das war vor knapp 10 Jahren - zu einer Zeit, in der das Fernsehen fast noch komplett in 4:3 funktionierte und für das Betrachten dieses neuen „hochauflösenden“ (1440x1080) Videoformats Plasma-Displays (!) empfohlen wurden, die sich kaum jemand leisten konnte. Es gab also plötzlich ein Consumer HD Format namens HDV inklusive zugehöriger Kameras (für ca. 5.000 Euros), die im (Consumer) Videobereich einschlugen wie der Blitz - aber es gab kaum erschwingliche HD-Fernseher und erst recht keine „HD“-Übertragungsmöglichkeiten.

Die große Frage ist also heute, ob wir vor einer ähnlichen 4K Explosion (QFHD?) im Consumerbereich stehen, wie damals 2004 in Sachen HD(V). Genau wie vor knapp 10 Jahren gibt es heute viele Stimmen die auf die fehlenden 4K Inhalte, kaum in nennenswerten Stückzahlen etablierte 4K Fernseher, fehlende Übertragungswege etc. von 4K hinweisen – deutet sich hier etwa die Wiederholung von Technik-Geschichte an und plötzlich ist alles 4K – schneller als wir es derzeit für möglich halten?
Flaniert man über die IFA 2013 erhielt man allerorten versichert, dass der massentaugliche Durchbruch von 4K unmittelbar bevorstehen müsse. 4K Displays wohin das Auge auch sah, Schnittprogramme trumpfen mit 4K Tauglichkeit auf und HDMI 2.0 steht ebenfalls in den Startlöchern. Beim Stand von Sony konnten die neu vorgestellten 4K Camcorder bestaunt und selbst ausprobiert werden und auch bei Panasonic wurden erste Mockups den Besuchern präsentiert.

Bezeichnend in Sachen 4K auf der IFA war der Versuch vieler Hersteller die Vorzüge ihrer 4K-Displays NICHT anhand von 4K aufgelöstem Filmmaterial zu verdeutlichen sondern durch Foto-Slideshows oder Timelapse-Aufnahmen. Und vielleicht besteht genau hier auch ein kleines Dilemma von 4K: Es schien sich im actionreichen Bewegtbild für viele Besucher – zumindest als Messepräsenz - nicht genug von Full HD zu unterscheiden.
Geschulte Augen sahen den Unterschied zwar recht schnell – doch der Woweffekt wie er zwischen 720x576 und 1440x1080 häufiger zum Ausdruck kam, scheint bei 4K zumindest schwächer auszufallen. Fast ist man versucht, von einer „gefälligen Auflösungsgrenze“ zu sprechen, die mit 4K überschritten wurde. Dass mehr nicht unbedingt immer besser sein muss, demonstrierte zuletzt das 48 FPS-Debakel der Hobbit Verfilmung. Oder ist die fehlende 4K Euphorie seitens des Publikums einfach nur einer Gegenwart geschuldet, die sich an das enorme, technische Innovationstempo bereits zu sehr gewöhnt hat?
Vielleicht ist es auch letztlich egal für das Ankommen von 4K im Massenmarkt frei nach dem Motto: Hauptsache das neue TV hat den „UHD Ready“ Sticker - bemerkenswert waren die vielen hochauflösenden „Foto-Filme“ allemal.
Apropos „4K“ und „UHD“: Etwas flapsig verwenden auch wir die Schlagwörter 4K und UHD durcheinander. Hier ein wenig Trennschärfe in eigener Sache: Wenn von UHD (Ultra High Definition) die Rede ist, kann sowohl die (Consumer) Auflösung 3840x2160 gemeint sein oder präziser: QFHD (Quad Full High Definition) als auch der nächste Auflösungssprung 8K (7680 x 4320). Entsprechend ist dann von 4K UHD (=QFHD) oder von 8K UHD die Rede.
Rechnerisches 4K liegt bei 4096 × 2160 Pixel und trägt zum besseren Verständnis häufig den Zusatz der Digital Cinema Initiative (4K DCI) oder auch Cinema 4K genannt– (s. hierzu auch den Unterschied zwischen der soeben vorgestellten Sony FDR-AX1E =QFHD und Sony PXW-Z100 = 4K DCI oder Cinema 4K)
Wer sich einen Eindruck von der neuen 4K Pracht in Sachen Projektion verschaffen wollte, der konnte dies in der Sony-Halle auf der IFA, in der sich auch ein kleines Homecinema befand, das mit Sonys neuestem 4K Projektor ausgestattet wurde. Beim Thema Projektion stellt sich die Frage nach dem (zwingenden) Unterschied zwischen HD und 4K in unseren Augen allerdings noch einmal verschärfter. Das Thema Projektionsabstand und Wohnzimmergröße ist auf slashCAM bereits vielfach diskutiert worden, aber hier muss jeder sich selbst ein Bild und damit eine Meinung machen …
Persönlich gesprochen sind uns derzeit Dynamikumfang und Farbtiefen ein größeres Anliegen als 4K Auflösung bei der nächsten Camcordergeneration aber das muss ja nicht für alle Anwender gelten ...
Immersion
3D Displays und Projektionen waren in diversen Hallen zu sehen, aber bei weitem nicht das Thema, das es in vergangenen Jahren gewesen ist. Da 4K auch den Versuch unternimmt, uns stärker in Bewegtbildwelten einzubinden, fanden wir die Kombination aus 4K und geschwungenem Display zumindest einen Blick wert. Der Effekt des geschwungenen OLED-Displays soll zwar eher in Richtung eines komplett verzerrungsfreien Bildes gehen, doch wir empfanden das leicht geschwungene Display auch leicht immersiv und dies auf angenehme Weise.

Vielleicht war diese „Immersion“ nur dem ungewohnten Seherlebnis geschuldet oder der Brillianz in Farbe und Auflösung oder einer Kombination aus beidem – für die Präsentation von 4K jedoch eindeutig unser bestes 4K Erlebnis (leider wieder nur als Foto-Dia-Show) auf der Messe und damit eine klare Empfehlung sich bei Gelegenheit mal das 77“ Curved OLED Schlachtschiff von LG genauer anzuschauen (Das unserer Meinung nach beste 4K Bewegtbildmaterial lief übrigens auf dem Stand von Sony).

Im wahrsten Sinne des Wortes umgehauen und damit mit Abstand den stärksten immersiven Effekt hat uns jedoch die Videodatenbrille von Oculus Rift verschafft, die es am Stand von Intel auszuprobieren gab.
Dieses Virtual Reality Headset mit seiner schnellen Bewegungsauflösung und seinem erstaunlichen 110° Sichtfeld gab einen echten Vorgeschmack auf immersive Videoanwendungen. Dank der verbauten 3-Achsen Gyrometer und Beschleunigungssensoren war die Grafik-Berechnung gemäß Kopfbewegung verblüffend akkurat.

Eines jener Kickstarter Traumprojekte, das ursprünglich 250.000 Dollar einsammeln wollte und dessen Auktion bei 2.437.429 Dollar endete - und noch immer stehen die Investoren Schlange bei Oculus Rift … hier erwarten wir noch einiges in naher Zukunft ...
Brennstoffzelle für die Akkuladung
Zugegeben - ganz neu ist das Hybrid Brennstoffzellen Ladegerät myFC vom schwedischen Hersteller Powertrekk nicht, aber da es bislang unterhalb unseres Radars geflogen war, wollen wir es auch hier einer größeren Leserschaft vorstellen.

Das Konzept des myFC Ladegeräts ist ziemlich charmant. Mit Hilfe eines sog. „Pucks“, der Salz enthält, wird unter Zugabe eine kleinen Menge Wassers Wasserstoff produziert, der wiederum in einer Brennstoffzelle Strom generiert und via USB als Ladung für Smartphones, GPS-Geräte, Actioncams etc. zur Verfügung gestellt wird.

Als Einsatzgebiet gibt Powertrekk Outdoor-Einsätze in entlegenen Gegenden, allgemein Reisen sowie Notfälle wie Überschwemmungen, Hurricanes etc. an, bei denen eine Stromversorgung nicht mehr sichergestellt werden kann.
Für einen ausgewachsenen Camcorder dürfte die Ladung nicht ausreichen – aber für eine Actioncam oder eine Handyladung verspricht der Hersteller genug Leistung mit einer Salztablette.
Kameradrohnen
Am Stand von Parrot waren die neuesten mit 720p Kameras bestückte AR.Drones 2.0 zu sehen. Mit Hilfe von GPS bestückten Flugrekordern lassen sich hier nun Flüge aufzeichnen, in 3D nachfliegen sowie eine GPS-gesteuerte Flugrückkehr zu den Startkoordinaten realisieren.

1080p ist derzeit leider noch nicht verbaut. Als Kontrollkonsole wird eine Video-Live-Verbindung ans Smartphone realisiert. Die AR.Drone wird derzeit als Spielzeug verkauft und die Videoaufnahmen sind in Sachen Auflösung und Stabilisierung von professionellen Kameraflügen aus Spielfilmen sicherlich noch ein ganzes Stückchen entfernt.

Trotzdem: Es lassen sich auch Action Cams an die Vierflügler basteln und damit sollte sowohl die Auflösung als auch die Stabilisierung des Bildes etwas besser gelingen (auch ein nettes Anwendungsgebiet für 4K Auflösungen). Mehr als 100g sollte jedoch die Action Cam für die AR.Drones laut Auskunft am Stand von Parrot nicht betragen. Im Netz finden sich bereits eine Reihe von Bastellösungen, um Action Cams an die AR.Drones 2.0 zu koppeln.
Die Zukunft in Sachen Tonträger gab es ebenfalls auf der IFA zu bestaunen – und dies mit einem sofortigen Haben-Wollen Effekt.
Schwarze Scheiben auf einem höchst mobilen Abspielgerät - faszinierend:
