Einen schlechten Start hatte das neue, mit gut 2 Milliarden Dollar ausgestattete Videoportal Quibi: am gestrigen Tag des offiziellen Starts war das Portal für circa eine Stunde nicht erreichbar, Grund war eine Überlastung der Server. Diese kann auch daran gelegen haben, dass Quibi zum Start für 90 Tage kostenlos nutzbar ist und wohl unerwartet viele User mal reinschnuppern konnten. Quibi steht mit seinen Startproblemen nicht alleine da: Auch der Start des neuen Streaming-Services Disney+ im November in den USA litt unter Ausfällen.
Nach dieser Testphase wird Quibi rund 5 Dollar pro Monat kosten bzw. 8 Dollar ohne Werbung und damit teurer sein als Apple TV oder Disney+. Ob Quibi wirklich erfolgreich ist, wird sich wohl erst nach der Testphase zeigen, wenn klar wird wieviele User dafür dauerhaft zu zahlen bereit sind.

Der Name Quibi steht für "quick bites" und signalisiert schon, was das besondere am Filmangebot des neuen Streamers ist: Filme und Serien bestehen aus kurzen, maximal 10 Minuten langen Episoden, die unterwegs und in Wartepausen konsumierbar sind und speziell auf die mobile Nutzung am Smartphone und auch auf die vertikale Wiedergabe zugeschnitten sind. Gezielt wird damit auf eine Sehdauer, die zwischen traditionellen Serien und superkurzen Clips wie TikTok oder Instagram-Stories liegt.
Beim Design der Quibi-App, die es für iOS und Android gibt, werden auch neue Wege beim Player-Interface eingeschlagen: so gibt es im vertikalen Video-Modus zum Beispiel auf der rechten Seite eine Zeitleiste, mit deren Hilfe im Clip gesprungen bzw. gescrubbt werden kann. Jeder Inhalt wird sowohl im Hoch- als auch im Querformat gefilmt und editiert.
Die Produzenten laden zwei Videodateien und eine separate Audiodatei hoch, die dann synchronisiert und gestreamt wird, sodass die Videospur sofort wechselt, wenn das Smartphone gedreht wird. Das ermöglicht das neue, "Turnstyle" genannte Feature, welches es dem Zuschauer erlaubt, während der Wiedergabe fliegend vom vertikalen in den horizontalen Modus zu wechseln und einen entsprechend anderen Bildausschnitt zu sehen.
// Top-News auf einen Blick:

Ob die Coronakrise Fluch oder Segen für das neue Portal sein wird, muss sich noch zeigen: zwar haben durch die Quarantänemassnahmen die intendierten Sehgelegenheiten wie U-Bahn Fahrten und kurze Pausen unterwegs beim Warten auf Freunde etwa in Bars oder Restaurants unterwegs stark abgenommen, dafür aber können die kleinen Video-Bits von Quibi auch per Binge-Watching für längeres Sehvergnügen durchgeschaut werden. Und natürlich werden in näherer Zukunft ökonomische Folgen der Coronakrise auch einen großen Einfluss auf die Zahlungsbereitschaft der potentiellen Zuschauer haben. Vorerst ist Quibi nur in den USA verfügbar - wann es in Deutschland startet, ist noch nicht klar.
Interessant jedenfalls ist für Filmschaffende neben dem neuen Format und seinen Herausforderungen auch das Lizenzierungsmodell mit dem Quibi um Produktionen wirbt - die Rechte an einem Film erwirbt Quibi exklusiv nur für 7 Jahre, dann fallen sie an die Schöpfer zurück, welche das Material dann neu schneiden und in anderer Form veröffentlichen können und so auf einen erneuten Profit hoffen dürfen.
Hier ein erster Review von Quibi.