Soeben präsentierte Leica eine neue, spiegellose Vollformat-Kamera, die sich deutlich stärker an Videofilmer richtet als alle bisherigen Kameras des Herstellers. So zeichnet die Leica SL ultrahochauflösende Videos sowohl in echtem Cine-4K bei 24p als auch in UHD mit 25 oder 30 Bildern pro Sekunde auf, und gibt über HDMI 1.4. in 4K sogar mit 4:2:2 10 bit aus (intern nur 8bit) -- derzeit im Fullframe-Bereich noch ziemlich einzigartig. Allerdings wird bei der 4K-Aufnahme nicht die ganze Sensorfläche genutzt wird, sondern gecroppt, während in Full HD mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde gefilmt werden kann bei vollem Read-out. Eine L-Log Video-Gamma Funktion wird in der Pressemitteilung nicht erwähnt, läßt sich jedoch im Menü aktivieren.

Im Video-Modus werden im Display nur diesbezüglich relevante Informationen wie zB. Safe Area, Aspect Ratio, Zebra-Funktion oder der Pegel des Mikrofons eingeblendet. Das Einstellen des Tonpegels ist während der Aufnahme und ohne Menüzugriff möglich, externe Mikrofone lassen sich über einen zusätzlichen Audio-Adapter (auf 3,5mm Chinch) anschließen.

In der Leica SL ist ein 24 MP CMOS-Vollformatsensor verbaut, dazu ein Hochleistungsprozessor aus der Maestro II Serie sowie zwei GB Arbeitsspeicher. Zusammen schaffen sie eine Serienbildgeschwindigkeit von bis zu elf Bildern pro Sekunde bei voller 24 MP-Auflösung. Die Kamera soll den derzeit schnellsten Autofokus (bei spiegellosen Vollformatkameras) bieten, was eher für Fotografen relevant ist. Er wurde jedoch für den Videobetrieb speziell angepaßt, um sanfte Fokusübergänge zu gewährleisten. Die Verschlusszeiten reichen von 30 Minuten bis 1/8000 Sek., den ISO-Bereich gibt Leica mit bis zu ISO 50.000 an. Dabei wurde als weitere Videooptimierung auch eine Floating ISO Funktion implementiert, welche die abnehmende Lichtstärke bei Zoomobjektiven kompensiert. Wird offenblendig gezoomt, erhöht sich die ISO-Einstellung in dem Maße, wie die Blende weniger Licht auf den Sensor fallen läßt, um eine konstante Helligkeit beizubehalten (nur bei kompatiblen Optiken wie zB. das neue Leica Vario-Elmarit, s.u.).
Der elektronische Sucher ist ziemlich groß und löst mit 4,4 Megapixel auf; er verfügt über von Leica eigens für diese Kamera entwickelte EyeRes-Technologie und soll eine Latenzzeit unterhalb der Wahrnehmungsschwelle bieten sowie eine Vergrößerung, die an Mittelformatkameras erinnert. Nicht klappbar ist das 2,95" große Touch-Display, welches die Bildvorschau ohne Overlays anzeigt (die zusätzlichen Informationen liegen außerhalb des Bildes). Bedienen läßt sich die Kamera entweder über den Touchscreen oder per kleinem Joystick, letzteres bietet eine komfortable und leise Tonsteuerung während des Betriebs.
Für diese Kamera wird es neue systemeigene Leica Objektive geben, die über T-Mount angeschlossen werden -- somit lassen sich ebenfalls Leica T Optiken ohne Adapter verwenden. Zunächst erscheinen drei Optiken, das Leica Vario-Elmarit-SL 1:2,8-4/24-90 mm ASPH (im November), Leica APO-Vario-Elmarit-SL 1:2,8-4/90-280 mm und das Leica Summilux-SL 1:1,4/50 mm ASPH (beide 2. QT 2016). Der Fokus arbeitet hier rein elektronisch (keine Endanschläge), wobei ein schnelleres Drehen den Fokusweg verkürzt, während ein langsames Drehen auch eine langsame Fokuswanderung zur Folge hat; laut unserem Kollegen ist der elektronische Fokus relativ gut umgesetzt. Mittels Adapter können darüberhinaus Leica Objektive des S-, M- und R-Systems sowie Objektive von anderen Herstellern am Bajonett der Leica SL angeschlossen werden.
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Ein Leichtgewicht ist die Leica SL nicht gerade mit ihren 847 g (inklusive Akku); die Abmessungen des Staub- und Spritzwassergeschützten Aluminium-Gehäuses liegen bei 147 x 104 x 39mm. Und auch das Preisschild ist gewichtig, ca. 6900 soll die Kamera kosten -- body-only. Für das Vario-Elmarit-SL 1:2,8-4/24-90 mm ASPH werden nochmal 4300 Euro fällig. Verfügbar soll die Kamera ab 16. November sein.


