Es gibt Meldungen, da muss man erst einmal tief durchatmen, bevor es ans Formulieren geht. Etwa bei dieser hier: sie handelt von "Tilly Norwood". Wer ist das, mag man sich fragen – und ist schon hereingefallen auf den PR-Bullshit und in die trügerischen Scheinbarkeiten unserer sprachlichen Gepflogenheiten.
Was also ist "Tilly Norwood"? Eine KI-generierte Figur mit Backstory und Insta-Page, für die ein weiblich klingender Name gewählt wurde. Eine per "AI DeepFame Engine" (kein Witz!) konsistent hingepromptete KI-Persona, die nun als "KI-Schauspielerin" lanciert werden soll, sogar "BAFTA-optimiert". Eine neue Ära soll dies einläuten, mit synthetischen Stars, die selbständig agieren, sich an die jeweiligen Publikumswünsche anpassen und natürlich nie altern.

Vermarktet wird der KI-Charakter vom neu gegründeten "AI Talent Studio" Xicoia, das behauptet, mehrere Agenturen seien daran interessiert, "Tilly Norwood" zu vertreten. Was erstaunlich wäre, denn "das Tilly" wirkt auf den wenigen im Netz kursierenden Bewegtbildern nicht unbedingt (wie versprochen) hyperrealistisch, sondern einfach generiert. In 2-3 Modellgenerationen mag es natürlicher aussehen, doch gehört zur Schauspielerei ja umso einiges mehr als nur Menschenähnlichkeit.

Die Idee, dass da ein "Tilly Norwood" kommen und echten Schauspielerinnen den Job wegnehmen soll, bringt dennoch viele auf, nicht zuletzt die amerikanische Gewerkschaft SAG-AFTRA, deren Streik 2023 sich genau gegen solche Tendenzen richtete. Nicht zu Unrecht, denn KI-generierte "Influencer"-Profile greifen bereits um sich. Wie unlängst The Verge auffiel, wirbt z.B. auch Vodafone mit einer Fake-Person aus dem KI-Videogenerator auf TikTok.
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Die KI-Lawine rollt – Fake-Influencer und synthetische Stars ließen sich nur aufhalten, wenn das Publikum Gehorsam verweigert und das wirtschaftliche Kalkül dahinter nicht aufgeht: statt echten Bildern und Personen billigste Kopien zirkulieren lassen und trotzdem eincashen, mit entsprechendem Mehrgewinn.
Damit ist wohl leider nicht zu rechnen, doch sollte man sich derweil wenigstens nicht unbedacht die Sprache verwässern lassen. "Tilly Norwood" ist keine Schauspielerin. Überhaupt von einer "ihr" zu sprechen, wenn lediglich kalter Code ausgeführt wird, um die Illusion einer weiblichen Figur zu erzeugen, ist streng genommen komplett fehl am Platz, weil hochgradig vermenschlichend. Dabei ist Tilly Norwood ungefähr so viel Frau wie Barbie oder Jessica Rabbit.


















