Newsmeldung von slashCAM:
Wir schätzen die Mikrofon-Tutorial-Clips von Curtis Judd sehr. Diesmal geht er der Frage nach, ob man Richtrohrmikrofone auch in Innenräumen nutzen kann und vergleicht Ri...
Hier geht es zur Newsmeldung auf den slashCAM Magazin-Seiten:
Wenn du nur 1 Mikro wählen könntest: Richtrohr, kompaktes Kondensator oder Lavalier?
Antwort von berlin123:
Ich hab das Video oben nicht gesehen, aber früher viele andere von ihm zu diesem Thema. Interessant, dass er das MKH 50 so hervorhebt, weil sein Goto Pencil Mic war immer das Sennheiser 8050.
Ich hatte lange nur ein NTG3, hab damit einen einzigen Innen-Job gemacht. In einem Frabrikgebäude, die zu einem Großraumbüro umfunktioniert wurde. Schicke Backstein- und Glaswände. Albtraum. Anfängerfehler. Der Effekt war in dieser Location wie aus dem Lehrbuch: Hall -> Phasenprobleme.
Jetzt hab ich ein MKH 50 für Innendrehs. Das geht offensichtlich auch für aussen ganz ok. Aber ich bevorzuge da das NTG3, weil es unempfindlicher ist.
Antwort von Frank Glencairn:
Ein NTG3 ist ja auch nicht für innen gedacht - da brauchst du halt ein Hypercardioid und kein Shotgun.
Antwort von berlin123:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Ein NTG3 ist ja auch nicht für innen gedacht - da brauchst du halt ein Hypercardioid und kein Shotgun.
Guten Morgen
Antwort von Optiker:
Keine Frage - mein gutes MKH 416
Antwort von Blackbox:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Ein NTG3 ist ja auch nicht für innen gedacht - da brauchst du halt ein Hypercardioid und kein Shotgun.
Ein verbreitetes Missverständnis.
Solche Pi x Daumen 'Rezepte' mögen für reine 'bildmenschen' ja durchaus eine gewisse Berechtigung haben, richtig sind sie deswegen aber noch lange nicht.
Natürlich kann ein 416 indoor angewendet werden. Problematisch wird es nur dann, wenn sich Position des Protag. und/oder Mikrofonausrichtung bei laufender Aufnahme ändern. Bei statischer Aufnahme (Prota sitzt, 416 auf Hochstativ, etc.) kann das - je nach Raum - eine relevant bessere Sprachverständlichkeit bringen als zB ein MKH50.
Statt 'Rezeptwissen' einfach mal ins Polardiagramm vertiefen und sich imaginieren wie sich der Sound bei bewegtem Mikrofon (Dialogangeln, ...) oder bei sich bewegenden Protas verändert?
Aber o.k. ich geb's ja zu, mit Rezepten wie 'indoor kein Richtrohr' können grobe Fehlbedienungen immerhin schon mal verringert werden ;-)
Mehr 'reach' entsteht bei Richtrohren statt SN übrigens nicht oder kaum, da ist eine gute Superniere gegenüber gängigen Richtrohren oft nahezu gleichwertig.
Vorteil vom 416 ist nach wie vor - auch indoor - die hervorragende Isolation von Stimmen, da der Konsonantenbereich extrem gebündelt ist (genaues Zielen und konzentriertes Hinhören ist beim 416 das A&O, andere Richtrohre sind da toleranter).
Trotzdem nehm ich indoor eher das 50er, da sich der Sound sich für mein Ohr etwas vollständiger anhört, kommt aber immer drauf an.
Auch das recht lange und oft unterschätzte 70er kann nicht nur für 'Wildlife' verwendet werden, sondern hat sehr gute Einsatzmöglichkeiten zB indoor bei Theateraufzeichnungen.
///
Was Wind angeht funktioniert beim 50er das kleine Rycote Aufsteck Dingens (25er nötig!) erstaunlich gut. Entkopplung an der Angel ebenfalls unprlblematisch.
Wenn kein sonderlicher Umgebungslärm vorhanden ist lassen sich Supernieren natürlich auch draußen verwenden. Warum auch nicht?
Was die Befürchtung von 'Phasenproblemen' angeht ist das s.o. bei statischen Innenaufnahmen völlig irrelevant. Wo sollen die denn herkommen?
In problematischen Räumen können ggf. schlecht klingende Erstreflexionen oder übertriebener Hall stören, aber das gilt dann ja für SN und Richtrohr gleichermaßen, es müssen dann halt die Mikroposition oder das Setting entsprechend verändert werden.
Es gilt also - wie so oft - 'Kommt drauf an'.
Antwort von Pianist:
Klanglich mag ich das MKH 416 immer noch sehr gerne, und offenbar scheint es vielen anderen genau so zu gehen, denn damals nach Einführung des MKH 60 wurde es ja zunächst aus dem Programm genommen, aber nach einigen Jahren ist es zurückgekehrt, bis zum heutigen Tag.
Ich frage mich, wie groß in der Praxis folgender Aspekt ist: bei einem langen Richtrohr (es gab ja auch mal ein MKH 816, das war noch länger) ist ja schon aus rein abmessungstechnischen Gründen die Membran weiter von der Schallquelle weg als bei einem MKH 50 oder einem MK41. Wenn ich also von oben angele oder per Stativ das Mikrofon über einer sprechenden Person platziere - was hat dann mehr Einfluss auf das Verhältnis zwischen Nutzschall und Raumhall/Nebengeräuschen: Der kürzere Abstand eines MKH 50 / MK 41 oder die stärkere Richtwirkung eines MKH 416, MKH 60, MKH 8060, KMR 81 und so weiter?
Matthias
Antwort von pillepalle:
Pianist hat geschrieben:
Ich frage mich, wie groß in der Praxis folgender Aspekt ist: bei einem langen Richtrohr (es gab ja auch mal ein MKH 816, das war noch länger) ist ja schon aus rein abmessungstechnischen Gründen die Membran weiter von der Schallquelle weg als bei einem MKH 50 oder einem MK41. Wenn ich also von oben angele oder per Stativ das Mikrofon über einer sprechenden Person platziere - was hat dann mehr Einfluss auf das Verhältnis zwischen Nutzschall und Raumhall/Nebengeräuschen: Der kürzere Abstand eines MKH 50 / MK 41 oder die stärkere Richtwirkung eines MKH 416, MKH 60, MKH 8060, KMR 81 und so weiter?
Das hängt natürlich immer vom jeweiligen Mikrofon und Bundelungsmaß ab. Ich kann mich erinnern, daß es bei Schoeps mal einen Vergleich zwischen dem Richtrohr und der Superniere bei Sprachaufnahmen gab und der Unterschied recht gering war. Das war allerdings in ruhiger Umgebung. Nebengeräusche werden vermutlich mit dem Richtrohr etwas besser unterdrückt, trotz des größeren Abstandes. Dafür klingt die Superniere besser. Zu einem langen Richtrohr greift man ja in der Regel auch nur, wenn man tatsächlich nicht nah heran kommen kann. Da stellt sich die Frage nach der Superniere in der Regel ja gar nicht. Da ist es dann auch wichtig das Richtrohre rauscharm sind, denn man muss sie bei größerem Abstand und leiserem Signal auch mehr im Pegel anheben.
Wenn der Schall nur frontal auf das Mikro trifft (wie es Outdoor oft der Fall ist), dann sind Richtrohre das Mittel der Wahl in lauten Umgebungen, weil sie in dem für Dialoge wichtigen Frequenzen ein hohes Bündelungsmaß haben. Also bis zur unteren Grenzfrequenz (abhängig von der länge des Rohrs) ist die Richtcharakteristik die einer Superniere, darüber verhalten sie sich wie eine Keule. Off-Axis sind sie aber sehr frequenzabhängig und seitlich einfallender Schall klingt recht verfärbt. Deshalb werden sie Indoor auch oft nicht genutzt. Also immer dann, wenn die Reflektionen nicht mehr vernachlässigbar sind. Der diffuse Schall klingt dumpf und auch das Gesamtklangbild ist dann eher dumpf. Eine gute Superniere ist auch Off-Axis frequenzunabhängig und bietet in solchen Situationen dann meist ein besseres Klangbild. Außerdem ist sie Indoor viel besser zu handeln. Man kommt mit der Kapsel näher an die Schallquelle, oder durch die Bauform z.B. nah unter niedrige Decken, usw. In einem akustisch guten Raum, kann man aber auch problemlos ein Richtrohr nutzen.
Die 1 Mikro Frage ist so wie nur das eine Objektiv, das man nutzen darf :) Für Film/Dialoge würde ich vermutlich eine Superniere nehmen.
VG
Antwort von Pianist:
Dazu mal wieder die Bemerkung, dass es wohl in den USA sehr üblich ist, Voiceovers in einem Sprecherraum mit einem MKH 416 aufzunehmen, warum auch immer. Also wo bei uns üblicherweise ein U 87 hängt. Ich habe das deshalb mal ausprobiert. Klingt nicht schlecht, aber Großmembran (U 87, USM 69, M 930, M 1030) finde ich nach wie vor schöner.
Aber um die Einstiegsfrage auch mal zu beantworten: Wenn ich nur ein einziges Mikrofon haben dürfte, wäre es dann wohl das MKH 50.
Matthias
Antwort von pillepalle:
@ Pianist
Gut möglich. Normalerweise nutzt man bei ADR dieselben Mikros wie am Set, damit sie gut zum Dialog am Set passen. Müsste ich nur einen Sprecher aufnehmen würde ich auch nicht ein Richtrohr nehmen.
VG
Antwort von Pianist:
Schon klar, das ist ja auch sinnvoll, damit es authentisch klingt. Aber ich meinte wirklich explizit "Voiceover", also den Off-Sprecher. Wurde mir mehrfach berichtet, scheint also was dran zu sein.
Matthias
Antwort von Frank Glencairn:
Ich spiel hier mal den Advocatus Diaboli :D
Ich finde es immer schwierig, wenn Leute eine emotionale Liebesbeziehung mit ihrem Equipment eingehen.
Wenn man sich das Video von Curtis Judd - selbst auf mittelprächtigen Boxen, nicht auf durchschnittlichem Endverbraucher Equipment - blind anhört, kann man zwar minimale Unterschiede feststellen, aber auch nur wenn man sich auf nix anderes konzentriert. Daß bei einem Blindtest, irgendjemand irgend eine Marke raus hören kann, halte ich für völlig ausgeschlossen.
Allerdings sind diese Unterschiede so minimal, daß sie eigentlich nicht der Rede wert sind, und im Endprodukt (wo der Zuseher sich nicht mit geschlossenen Augen auf das Mic konzentriert) bei nüchterner Betrachtung quasi völlig belanglos werden.
Völlig belanglos ...
Was bedeutet das jetzt für jemanden mit einer emotionalen Liebesbeziehung in die er viel Geld investiert hat?
Es ist nicht nur eine Beleidigung der Geliebten, sondern - wenn Mikros von günstig bis sauteuer, mehr oder weniger austauschbar sind - stellt es auch die rationale Integrität des Käufers in Frage, der ja offensichtlich völlig bescheuert ist ne Menge Geld für ein Mikro aus dem Fenster zu werfen, das nicht signifikant anders klingt als günstiges.
Entsprechend werden die Liebhaber und Käufer getriggert, die Liebesbeziehung und den Kauf zu rationalisieren und zu rechtfertigen.
Da kommt dann das berühmte Audio Voodoo ins Spiel - das Equivalent zu 800% ins Standbild zoomen - um auf Teufel komm raus irgendwas zu beweisen, und am Ende kommt natürlich dann immer: "wenn du den Unterschied nicht hören kannst bist du einfach nur zu stumpf, oder deine Boxen waren nicht teuer genug".
Was ich damit sagen will ist, daß Emotionen bei Equipment-Kaufentscheidungen ein Problem sind, das rationales/ökonomisches Handeln erschwert.
Das geht schon bei Markenaufklebern los. Niemand wird für ein Schoeps gefeuert, wenn die Aufnahme aus irgendeinem Grund nicht optimal klingt, wenn der selbe Ton aber aus einem billigen no name Chinakracher kommen würde, wäre natürlich die Markenwahl daran schuld.
Also die Angst sich irgendwie vor anderen rechtfertigen zu müssen (was denken die wohl von mir, wenn ich mit der Marke XYZ am Set auftauche) ist da ein großer Treiber, genau so wie die Angst aus Unsicherheit generell ne falsche Kaufentscheidung zu treffen.
Unsicherheit und Angst läßt sich zum Entzücken der Marketingleute ganz hervorragend mit großen Preisschildern dämpfen.
Deshalb wird aus Unsicherheit gerne pauschal zu hochpreisigem mit klingenden Markennamen gegriffen, um dieser Situation zu entgehen, da man dann eventuellen Kritikern Preisschlilder und Spezifikationen um die Ohren hauen kann.
Der andere Treiber ist die Angst vor dem eigenen Versagen. Hier hofft man, daß teure Technik das schon irgendwie richten wird, wenn man z.B. beim Angeln oder sonstwo patzt.
Nach meiner Erfahrung, machen z.B. die Platzierung eines Mikros, oder die Vorverstärker einen deutlich größeren Unterschied, als der Markenaufkleber, oder - um zum Thema zurück zu kommen - sogar der Unterschied zwischen Shotgun und Hyper.
Antwort von Pianist:
Alles vollkommen richtig. Aber so einfach ist es eben nicht. Es gibt Sprecher, die echt pikiert sind, wenn da kein Neumann im Sprecherraum hängt. Wenn ich also weiß, dass das möglicherweise für schlechte Stimmung sorgt, unter der dann möglicherweise sogar das sprecherische Ergebnis leidet, werde ich also das gewünschte Mikrofon hinhängen. Das kann das U 87 sein, und wenn es jemand ist, der viel Hörspiel macht, fühlt er sich bestimmt mit einem USM 69 am wohlsten. Natürlich nur mit einem der beiden Kanäle. Außerdem ist ein USM 69 einfach nur obergeil.
Was mich selbst betrifft, weiß ich genau, dass mir meine Sprecherey am besten gefällt, wenn ich mit einem U 87 oder einem USM 69 aufnehme, also mit Trafo im Mikrofon. Der gibt meiner Stimme ein wenig männliche Färbung. Trotzdem werde ich einen Audioguide mit einem Gefell M 1030 aufnehmen, weil ich damit eine Aufnahme bekomme, die von Hause aus so rauscharm ist, dass ich nichts dran machen muss. Das ist ja wichtig, wenn sowas solo in einem ruhigen Raum über Kopfhörer wiedergegeben wird.
Und wenn ich mal einen Trompeter aufzunehmen habe, dann nehme ich eben mein TLM 170, weil ich weiß, dass das selbst lauteste Schallquellen verzerrungsfrei überträgt.
Neumann-Mikrofone stellen auch kein wirtschaftliches Risiko dar, weil man sie auch nach Jahrzehnten zu Höchstpreisen verkaufen kann.
Was die Vorverstärker angeht: Ja, die haben einen erheblichen Einfluss auf die Qualität. Im Prinzip kann man alles vergessen, außer ADT, Lake People und Millennia. Es hat schon seinen Grund, warum bei mir beide Mikrofonkanalzüge aus jeweils einem TM 101, einem TM 105 und einem TM 119 bestehen. Jeder einzelne Regler hat da seine Berechtigung, das kann man digital nicht nachbauen.
Matthias
Antwort von Frank Glencairn:
Pianist hat geschrieben:
Es gibt Sprecher, die echt pikiert sind, wenn da kein Neumann im Sprecherraum hängt.
Das mag sein, aber hast du dich mal gefragt welche psychologischen Befindlichkeiten, Ängste und Unsicherheiten hinter sowas stecken?
Antwort von Pianist:
Ja, aber das ist doch nicht mein Bier. Wenn es so ist, dann ist es so. Ich bin ja nicht deren Onkel Doktor, sondern muss ein gutes Ergebnis hinkriegen.
Matthias
Antwort von Frank Glencairn:
So kann man das natürlich auch sehen.
Für mich persönlich schließen sich Professionalität und das Einbringen persönlicher Befindlichkeiten in die Arbeit allerdings aus, weshalb ich - wen ich s mir aussuchen kann - nur mit Leuten zusammen arbeite, die das trennen können.
Leider kann man sich das nicht immer aussuchen, und muß halt irgendwie damit klar kommen.
Allerdings hat meine Bereitschaft (auf meine Kosten) auf irgendwelch persönlichen Macken von Leuten einzugehen, die keinen Bock haben sich zusammenreißen, auch ganz schnell ihre Grenzen.
Und natürlich gibst du den Onkel Doktor, indem du auf solche Befindlichkeiten eingehst, und versuchst sie mit dem "richtigen" Markenaufkleber zu behandeln.
Antwort von TonBild:
Wenn es um Sprachverständlichkeit geht und man alleine ist würde ich ein Lavalier oder sogar ein Headset bevorzugen. Irgendetwas kleines in der Nähe des Mundes. Notfalls ein Handy in der Brusttasche.
Alleine aus praktischen Gründen wie gleichbleibender Abstand, Größe, Gewicht und Haltung.
Wenn man zu zweit ist kann einer sich ausschließlich um den Ton kümmern und dann hat man natürlich mehr Möglichkeiten.
Antwort von Pianist:
In der Musikbranche ist es offenbar ein heiliges Ritual, dass im Tonstudio erst mal zehn Mikrofone angesungen werden, und man sich dann am Ende zwischen einem originalen M 49 und einem neu gebauten M 49 V entscheidet.
Wie sieht es denn in der Spielfilmbranche aus? Da ist es ja auch Teil des kreativen Schaffensprozesses, dass die Leute sich zwischen Arri Signature Primes, Zeiss Supreme Primes, Cooke S4 und was weiß ich noch alles entscheiden, und der DoP dann später in Interviews ausführlich darlegt, warum er sich für genau diese und jene Objektive entschieden hat. Obwohl die vermutlich alle in der Lage sind, ein Bild auf den Sensor zu projezieren.
Matthias
Antwort von Reinhard S:
TonBild hat geschrieben:
Wenn es um Sprachverständlichkeit geht ... würde ich ein Lavalier oder sogar ein Headset bevorzugen....
Ich bin hier kein Profi ... muss da aber einhaken: ich hab' im TV, wenn Moderatoren das Lavalier-Mikro an die Brust geheftet oder an die Wange geklebt bekommen, so meine Probleme: ich finde die Sprachverständlichkeit oft ziemlich fragwürdig!
Physikalisch kann ich mir das nur so erklären, dass hohe Frequenzen sich in Luft anders ausbreiten als tiefe - damit erreichen höhere Frequenzen Mikros an der Brust oder seitlich an der Wange nur schlecht - das hat IMHO einen negativen Einfluss auf Zischlaute bzw. die Sprachverständlichkeit. Ausnahmen scheint es aber zu geben - möglicherweise drehen da gewiefte Tontechniker mit einem Equalizer herum.?
Reinhard
Antwort von Frank Glencairn:
Pianist hat geschrieben:
Wie sieht es denn in der Spielfilmbranche aus? Da ist es ja auch Teil des kreativen Schaffensprozesses, dass die Leute sich zwischen Arri Signature Primes, Zeiss Supreme Primes, Cooke S4 und was weiß ich noch alles entscheiden, und der DoP dann später in Interviews ausführlich darlegt, warum er sich für genau diese und jene Objektive entschieden hat. Obwohl die vermutlich alle in der Lage sind, ein Bild auf den Sensor zu projezieren.
Auch wenn ich deshalb als Ketzer gelte, halte ich das auch im Optikbereich für einen Kult, der durch Blindtests mehr als einmal als solcher entlarvt wurde (wie sich ja auch im Audiobereich bei Blindtests schon öfter mal "Audioexperten" bis auf die Knochen blamiert haben).
Wie du ja selbst schon sagst ist es ein "Ritual" - also die Kulthandlung einer religiösen Sekte, was es eigentlich ganz gut beschreibt.
Antwort von Pianist:
Ja, im Prinzip kann man das wohl so sagen. Aber wenn der Markt vorhanden ist, und die Leute das Geld dafür ausgeben, kurbelt es wenigstens die Wirtschaft an. Und wenn die Leute sich damit besser fühlen, ist es doch fein. Es geht doch nichts über ein gutes Gefühl.
Matthias
Antwort von berlin123:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Allerdings sind diese Unterschiede so minimal, daß sie eigentlich nicht der Rede wert sind, und im Endprodukt (wo der Zuseher sich nicht mit geschlossenen Augen auf das Mic konzentriert) bei nüchterner Betrachtung quasi völlig belanglos werden.
Völlig belanglos ...
Die Aufnahmesituation Im Hause Curtis Judd kann mmn nicht stellvertretend für alles herhalten.
Für mich klingt das MKH 50 reproduzierbar besser als mein Oktava MK 012. Konkret weil es weniger rauscht, was bei leisen Takes ein Thema ist, und weil es in den tiefen Frequenzen mehr liefert. Auch noch aus 50cm Entfernung. Das Oktava ist für den Preis immer noch ein Knaller, aber die Unterschiede zum Sennheiser sind für mich aus den genannten Gründen deutlich.
Themas Markenverliebtheit: das Sennheiser 8060 hat mich im Vergleich mit der Konkurrenz nicht so überzeugt. Das 416 auch nicht. Die Unterschiede mögen hier wirklich kleiner sein. Aber ein Sanken CS-irgendwas oder ein DPA 4017b haben mir im Blindtest besser gefallen.MIt dem NTG3 wurde es in den Tests nicht verglichen, da würde mich ein Blindtest auch mal interessieren.
PS Voiceover: Der Youtuber
https://youtube.com/@BoothJunkie?si=WjNUmV4CimDcdm-s ist ein in den US arbeitender Voiceover Artist. Wenn ich das richtig erinnere ist das MKH416 auch eines seiner Hauptarbeitspferde. Wenn der Raum stimmt. Gibt Videos wo er zeigt, wie man sich im Notfall in einem Hotelzimmer mit einer Mischung aus gefülltem Kleiderschrank und Couch-Kissen eine Behelfs-Sprecherkabine bauen kann damit das klanglich mit dem 416 überhaupt funktioniert.
Antwort von berlin123:
Zufällig heute gesehen:
Da haben wir es: er sagt jede ist ihren Preis absolut wert. Selbst eine Stradivari für 10 Millionen. (Ich würde die nicht mal anfassen aus Angst dass sie mir runter fällt…).
Na dann wird es für Mikrophone sicher genauso sein. Thread closed.
Antwort von Darth Schneider:
Ja aber ein Mikrofon ist doch keine Geige.
Ich würde die 10 Mio Geige auch niemals anfassen…;)
Natürlich hört man sehr wahrscheinlich den Unterschied zwischen teuren und günstigen Mikrofonen, die Frage ist nur wie gross und wie relevant ist der Unterschied denn wirklich ?
Ich selber weiss es nicht, ich nutze zur Zeit nur günstige Modelle von Rode…
Wobei das 50€ Mik tönt schon schlechter als das 200€ Mik…:D
Ein Blindtest wäre mal spannend.
Gruss Boris
Antwort von Pianist:
Da muss man auch noch unterscheiden zwischen Normalhörern und Fachleuten. Ich habe in den Radioforen oder auf recording.de mal einen Blindtest gemacht, wo die Leute sowas wie U 87, TLM 103, TLM 193 und M 930 überwiegend richtig zugeordnet haben.
Matthias
Antwort von Darth Schneider:
Das ist dann schon krass,
wobei man darf nicht vergessen, das zu mindestens 90% ist das Publikum ja eher überhaupt nicht diesbezüglich geschult..
Gruss Boris
Antwort von Frank Glencairn:
Ja, aber die Zielgruppe ist und bleibt halt Otto Normalhörer, der mit seinen Mickymaus Lautsprechern überhaupt nichts davon merkt.
Wenn dann auch noch erst mal alle möglichen EQs, Kompressoren und wasnichtalles über das Material gerutscht sind, relativiert sich das sowieso nochmal, und dann noch Ambience und Musik drüber und von deinem 5.000,- Euro Mic is nix mehr übrig im Vergleich zu einem preiswerten - genau so wie H264 jeden Auflösungsunterschied verschiedener Optiken aus dem Fenster wirft.
Antwort von Darth Schneider:
5000€, für nur ein einziges Mikrofon ?
Mama Mia..
Das ist schon ne sehr heftige Ansage.
Das sollte das Publikum dann aber am Schluss schon besser auch wirklich hören….
Gruss Boris
Antwort von Frank Glencairn:
"Darth Schneider" hat geschrieben:
Das sollte das Publikum dann aber am Schluss schon besser auch wirklich hören….
Tut es aber nicht - das ist ja die tragische daran.
Antwort von Darth Schneider:
@Frank
Dann sollte aber so jemand wie Brad Pitt da rein reden, oder Van Morrison, oder Adele da rein singen, oder wenigstens der Kunde ein absoluter High Fidelty Audio Freak sein…;)
Gruss Boris
Antwort von TonBild:
"Reinhard S" hat geschrieben:
TonBild hat geschrieben:
Wenn es um Sprachverständlichkeit geht ... würde ich ein Lavalier oder sogar ein Headset bevorzugen....
Ich bin hier kein Profi ... muss da aber einhaken: ich hab' im TV, wenn Moderatoren das Lavalier-Mikro an die Brust geheftet oder an die Wange geklebt bekommen, so meine Probleme: ich finde die Sprachverständlichkeit oft ziemlich fragwürdig!
Während der Corona Pandemie haben einige Talkshows auf SCHOEPS professionelle Kleinmembran-Kondensatormikrofone auf einem Ständer umgestellt und die Ton Qualität war etwas besser. Aber man hat die Mikrofone natürlich im Bild gesehen. So ist es immer ein Kompromiss.
Antwort von berlin123:
"Darth Schneider" hat geschrieben:
5000€, für nur ein einziges Mikrofon ?
Mama Mia..
Das ist schon ne sehr heftige Ansage.
Das sollte das Publikum dann aber am Schluss schon besser auch wirklich hören….
Gruss Boris
Naja 5k braucht es zum Glück auch nicht. Ein DPA 6060 Lavalier kostet um 600 und ein Schoeps CMIT5 Shotgun zwischen 2 und 3k. Die Konkurrenz liegt unter 2k.
Das teurere sind im Sound Department die Sender/Empfänger und der Recorder/Mixer. Ein Cantar X3 mit 24 Spuren liegt bei fast 20k.
Aber das ist ja alles nix gegen ein Satz Cine Objektive.
Antwort von Darth Schneider:
Du hast schon sicher recht. So wird es sehr teuer,
aber dazu kommt unter anderem auch noch das Catering für 50 Leute, womöglich Transport hin und zurück zum Hotel, das für jeden einzelnen Drehtag.
Uff !..;)
Gruss Boris
Antwort von Pianist:
Das sind einfach Branchen, in denen extrem viel Geld umgesetzt wird. Im Spielfilmbereich wird eh alles gemietet, und im Tonstudiobereich muss der Betreiber eben überlegen, welche Mikrofone er kauft. Das M 49 V ist jedenfalls weit in die Zukunft ausverkauft, weil es bei Neumann nur drei Mitarbeiterinnen gibt, die das Ding zusammenbauen können.
Ich hatte ja mal über ein neues U 67 nachgedacht, aber irgendwann mal festgelegt, dass ich prinzipiell keine Röhrenmikrofone kaufe.
Matthias
Antwort von Darth Schneider:
Also wenn ich wirklich die freie die Wahl hätte würde ich definitiv dieses Mik wählen.
Fragt mich nicht warum, gibt keinen logische Grund…
Gruss Boris
Antwort von Frank Glencairn:
Da kannst du auch einen vorn Rüssels Ohrwürmen nehmen.
Antwort von Darth Schneider:
@Frank
Natürlich hast du recht.
Spass beiseite.
Ich würde den Kopf nie für mich kaufen, auch wenn ich ein Milliardär wäre, für mich völlig überrissen…Das wäre am Schluss nur ein teures Spielzeug für mich.
Aber ich fand das Video, den Mikrofon Test einfach so erfrischend anders, sehr amüsant…
Gruss Boris