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Antwort von cantsin:
Ich bin ein grosser Open Source-Fan, Linuxer seit beinahe 15 Jahren, und würde - zumal nach dem Final Cut Pro-Debakel - lieber heute als morgen auf eine freie Plattform umziehen. (Vor Final Cut Pro hielt ich es sogar zwei Jahre lang mit Cinelerra aus...)
Bei Novacut jedoch runzeln sich meine Sorgenfalten. Das Projekt hat bisher keinerlei funktionierenden Code, aber rührt in allen Video-Communities kräftig an der Werbetrommel und bettelt um Kickstarter-Geld. Bisher ist Novacut Vaporware, viel mehr als Absichtserklärungen über das Interface-Design (s. u.a. den Artikel
http://lwn.net/Articles/451201/) gibt es nicht.
All das ist
sehr untypisch für Open Source-Softwareentwicklung. Ich wünsche dem Projekt nur das beste und hoffe, dass es seine Versprechen hält. Was bisher davon greifbar ist, finde ich allerdings nicht sehr vertrauenerweckend.
Antwort von JossJoss5000:
Vertrauenerweckend glaub ich sind die schon. Ich verfolge das Projekt seit letztem Jahr. Ich finde eher, die leiden etwas unter illusorischen Vorstellungen.
Als "besseres" Schnittprogramm für Linux (da fehlts ja echt) und DSLR-Filmer mag das ja alles durchgehen, aber die reden von sich als potenziellem zukünftigen Hollywood-Standard, solange sie nur DPX-Export unterstützen und ähnlichem. Und alles was sie bislang haben, ist eine Software, die Film-Dateien von Speicherkarten automatisch auf den Rechner zieht (Innovation!) und ein paar Interface-Prototypen.
Gut, es sind Amerikaner und die haben ja immer Big Dreams.
Was mir vor allem sauer aufstößt, sind die andauernde Seitenhiebe und -schläge auf Apple - ohne Not und dass erst seit FCP X draußen ist.
Warum nicht auf eigenen Beinen stehen und seine Vorzüge präsentieren?
Stattdessen nutzen sie Halbwahrheiten als Argumente und glauben, die einzig wahre Alternative zu sein.
Denn, auch wenn es berechtigte Klagen gegen FCP X gibt, bei Novacut wären es genau diesselben! Z.B. ein völlig neues Interface (keine Timeline, sondern ein Node-basiertes Modell, d.h. man kann die Länge eines Clips bspw. nicht auf Anhieb erkennen) - KEIN Multicam. Das kommt erst noch - GENAU wie bei FCP X.
Von Version 1.0-Krankheiten ganz zu schweigen.
Man merkt auch, dass keiner von den Projektbeteiligten jemals ein richtiges, größeres Filmprojekt gedreht oder geschnitten hat. Auch die Recherche, was Cutter brauchen oder von ihrem System erwarten, ist nicht zu sehen. Das sind Softwareentwickler, die ihre Paradigmen auf die Filmwelt übertragen.
Die Leute mögen ehrliche und gute Absichten haben, aber besondere Klasse haben sie nicht gerade bewiesen. Und dafür dann so groß den Mund aufmachen...
Antwort von cantsin:
Und alles was sie bislang haben, ist eine Software, die Film-Dateien von Speicherkarten automatisch auf den Rechner zieht (Innovation!) und ein paar Interface-Prototypen.
Das meinte ich ja mit Vaporware. In der Open Source-Kultur ist es eigentlich üblich, dass man erst mit Software an die Öffentlichkeit geht, deren Grundfunktionen fertig und benutzbar sind, auch wenn's erst eine 0.4-Version ist, der noch Schliff fehlt. Hier aber werden Leute wie Philip Bloom dazu überredet, Spendenaufrufe auf ihren Blogs zu posten und zu berichten, dass sie sich als Beta-Tester registriert hätten - wo es doch gar nichts gibt, was zu betatesten wäre. Die Videoszene scheint mir hier etwas gutgläubig. In Open Source-Spezialistenforen wie LWN gibt es ja durchaus heftige Vorwürfen gegen das Gebaren der Entwickler.
Gut, es sind Amerikaner und die haben ja immer Big Dreams.
Es ist vor allem ein Entwickler, der öffentlich schreibt, dass er durch die bisherige (wie Du ja schreibst, dürftige) Entwicklungsarbeit vor dem finanziellen Ruin steht und jetzt Kickstarter-Cash benötigt. Hört sich überhaupt nicht gut an, so funktionieren Open Source-Projekte und -Communities nicht.
Was mir vor allem sauer aufstößt, sind die andauernde Seitenhiebe und -schläge auf Apple - ohne Not und dass erst seit FCP X draußen ist.
Warum nicht auf eigenen Beinen stehen und seine Vorzüge präsentieren?
Ich habe echt grosse Bedenken. Die setzen auf gstreamer als Backend, das überhaupt nicht für Videoschnitt konzipiert ist. Bisher gingen damit nur Simpel-Applikationen wie PiviTivi. Kdenlive und OpenShot setzen auf das erheblich avanciertere MLT. Das Gerede vom Fokus auf Canon-DSLRs erscheint mir purer Opportunismus und Effekthascherei. Wäre es ihnen damit ernst, müssten Überlegungen etwa zum Farbmanagement, GPU-Beschleunigung oder Intermediate Codecs eigentlich automatisch das Aus für die beabsichtigte Softwarearchitektur bedeuten.
Kurzum, ich habe heftige Deja Vus von unseriösen, nie über Vaporware hinausgekommene Open Source-Projekte wie z.B. Freedows. Gleichzeitig stagnieren seriöse, gut durchdachte Projekte wie z.B. der Cinelerra-Nachfolger Lumiera wegen zu weniger Entwickler, die auch noch zu wenig Zeit fürs Programmieren haben.
Stattdessen nutzen sie Halbwahrheiten als Argumente und glauben, die einzig wahre Alternative zu sein.
Wie gesagt, die Hype-Produktion und das Bullshit-Bingo dieses Projekts ist ohne gleichen, während jeder, der von der Sache ein bisschen etwas versteht (z.B. auch von der Leistungsfähigkeit von Gstreamer, technischen Problemen der Abwesenheit von Farbmanagement und guter CPU-Unterstützung unter Linux), weiss, dass es so niemals funktionieren kann.
Die Leute mögen ehrliche und gute Absichten haben, aber besondere Klasse haben sie nicht gerade bewiesen. Und dafür dann so groß den Mund aufmachen...
Aber gerade in der Open Source-Welt gibt es eine Kultur, dass man den Mund eben nicht weit aufmacht, sondern ohne grosse Sprüche Software baut, die Grossartiges leistet. (Man denke im Videobereich nur an VLC, ffmpeg, mplayer und x264.)
Antwort von JossJoss5000:
Okay, mit diesen Hintergründen, was die Software angeht, kenn ich mich nicht aus. Aber so, wie du das beschreibst, sieht das doch sehr unschön aus...
Naja, mal gucken, ob die die Kohle zusammenkriegen
Antwort von unHuman:
Das wird doch eh noch ein Jahr dauern, bis dann endlich was 'testbares' draußen is...
Antwort von JossJoss5000:
Ja, zum Glück werden Apple und auch die anderen NLE-Hersteller bis dahin wieder ordentlich Features entfernen. Denn is et ja nochmal jot jegangen