Newsmeldung von slashCAM:
2017 war das Jahr der neuen deutschen Serien: allen voran natürlich Tom Tykwers 40 Millionen Euro Produktion Babylon Berlin als Koproduktion von Sky und ARD - aber erfolg...
Hier geht es zur Newsmeldung auf den slashCAM Magazin-Seiten:
Deutsche TV-Serien sind im Kommen - produziert von Sky, Netflix und Amazon
Antwort von Chillkröte:
Man kann gar nicht oft genug unterstreichen wie wichtig dieser Satz ist:
„...die Produktionsgesellschaft NEUESUPER möchte das amerikanische Showrunner-System mit der zentralen Rolle der Autoren (auch als Producer) auch hier etablieren.“
Wenn dieses Prinzip ENDLICH auch in Deutschland Einzug hält und zum Standard wird, können wir vielleicht auch endlich mal das kreative Potential nutzen, das vorhanden ist.
Dass es so viel belanglose deutsche Geschichten/Serien/Filme gibt, hat einfach auch sehr viel damit zu tun, dass jede anfänglich spannende Idee, im jetzigen System so viele Entscheider passieren muss, dass am Ende nicht mehr viel davon übrig bleibt.
Ich fände es richtig gut, wenn das Showrunner-Prinzp sich weitläufig durchsetzte.
Antwort von cantsin:
Hab' gestern die erste Folge der zweiten Staffel von "Berlin Station" gesehen, einer amerikanischen Serie, die in Berlin spielt und die dortige CIA-Niederlassung zum Thema hat.
Da ging's um das Aufkommen einer deutschen rechtspopulistischen Partei namens "Perspektive für Deutschland", deren Vorsitzende (pikanterweise von Heiko Maas-Partnerin Natalia Wörner gespielt) insgeheim mit einem Rechtsradikalen zusammenarbeitet, der von Thomas Kretschmann gespielt wird und in der Serie genauso aussieht wie Pegida-Führer Lutz Bachmann:

(Kopie)
zum Bild
(Original)
In weiteren Rollen spielen u.a. Ashley Judd. Es geht da um Dinge wie z.B. dass der deutsche Verfassungsschutz über die Bande spielt und als Freundschaftsdienst mit Gegenleistung die CIA für Zielpersonen abhören lässt.
Sowas würde sich in Deutschland kein Sender trauen zu produzieren.
Antwort von Alf_300:
Berlin Station
Hab ich dort doch promt Lukas North aus Spooks entdeckt,
der sollte ja egentlich tot sein nacdem er sich vom Dach gestürzt hat
aber scheinbar ist im währendes Flugs nur ein Bart gewachsen ;-).
Antwort von rainermann:
Chillkröte hat geschrieben:
Man kann gar nicht oft genug unterstreichen wie wichtig dieser Satz ist:
„...die Produktionsgesellschaft NEUESUPER möchte das amerikanische Showrunner-System mit der zentralen Rolle der Autoren (auch als Producer) auch hier etablieren.“
Wenn dieses Prinzip ENDLICH auch in Deutschland Einzug hält und zum Standard wird, können wir vielleicht auch endlich mal das kreative Potential nutzen, das vorhanden ist.
Absolut richtig erkannt. Die Autoren, die quasi aus dem Nichts etwas erschaffen (überspitzt gesagt), werden in Deutschland als so unwichtig und unkreativ angesehen, dass man sie noch nicht mal offiziell zum Deutschen Fernsehpreis eingeladen hatte. Bzw. sie wohl "aus Platzgründen" unter die normalen Zuschauer setzen wollte. Gab da zu Recht eine lebhafte Diskussion, wie ich es bei Facebook unter meinen Autoren-Kontakten am Rande mitverfolgen konnte.
Antwort von Axel:
Ein Phänomen, das in ganz Europa zu beobachten ist. Regionale Themen, so konzipiert, dass sie trotzdem international vermarktet werden. Für Deutschland nur besonders erfrischend. Einschaltquoten gibt es zwar indirekt nach wie vor, aber sie würgen durch weitgehenden Wegfall der Zeitfenster nicht schon vorher den Schneid ab. Das Format sind Sucht erzeugende Fiktionen ("bingewatching"). Deutsches Fernsehen und Thriller? Eher ging bisher ein Kamel durch ein Nadelöhr.
In Wirklichkeit ist der Erfolgsdruck enorm gestiegen. Keine öffentlichen Kollektenverteiler übernehmen die Verantwortung für den (bisher absehbaren) Flop, trösten mit selbst veranstalteten Festivals und etablieren einen als quasi-Beamten, so lange man brav den Vorgaben folgt. Die Vorgabe jetzt, von echten, Gewinn orientierten Geldgebern: es soll gefallen, begeistern, ja (s.o.) sogar süchtig machen. Darüber hinaus
darf es auch originell sein. Es kann sogar manchmal nicht schaden, wenn es
gut ist.
Der deutsche Filmemacher schluckt und kneift sich in die Wange. Setzt nieder, Leichenträger, Eure ehrenvolle Last! Wenn tot zu sein schon Ehr' bedeutet ...
Antwort von Chillkröte:
rainermann hat geschrieben:
Die Autoren, die quasi aus dem Nichts etwas erschaffen (überspitzt gesagt), werden in Deutschland als so unwichtig und unkreativ angesehen, dass man sie noch nicht mal offiziell zum Deutschen Fernsehpreis eingeladen hatte. Bzw. sie wohl "aus Platzgründen" unter die normalen Zuschauer setzen wollte.
Echt? Das hatte ich noch gar nicht mitbekommen. Ich finde das super seltsam, dass so miteinander umgegangen wird. Ich verstehe schon, dass es um Machtverhältnisse geht, aber in der Art ist das doch völlig unangemessen. Es bricht doch nun wirklich keinem einen Zacken aus der Krone, wenn man das A) das ganze Team ehrt und B) denjenigen öffentlich Respekt zollt, ohne die das Ganze gar nicht erst entstanden wäre.
Irgendwie hat das was total passiv aggressives jemanden auszuschließen, der sich die Geschichte ausgedacht hat. Warum? Man kann sich doch eigentlich über die kreativen Köpfe freuen. Weißt du warum das so krass ist?
Antwort von rainermann:
Hier eine Autorin zum Thema:
https://www.freitag.de/autoren/der-frei ... atzentisch
Immer wieder hört man ja den Vorwurf, die deutschen Autoren seien einfallslos, könnten nur Seichtes und Zeugs vom Fließband schreiben. Ich hab in meinem Studium an der Filmakademie (90er Jahre) viele Autoren/Regisseure kennengelernt, die voller Energie waren, Grenzen sprengen, Tabus brechen oder einfach nur mal richtig "geiles Kino" schreiben wollten und das auch z.T. auch konnten und taten. Dann kam das Diplom und man hat sich mit der Industrie arrangiert. Oder besser gesagt, man wurde domestiziert und quotenfreundlich hingebogen. Und dann kommt da einer, wie z.B. Achim Bornak, auch aus unserem Jahrgang, will mal weg vom Mainstream und nen deutschen Horrorfilm drehen ("Der Nachtmahr"), und muss erleben, was es bedeutet, nicht mit dem Strom schwimmen zu wollen:
http://www.spiegel.de/kultur/kino/nacht ... 94333.html
Irgendwie fällt mir dabei auch so die Sache mit Klaus Lemke ein, der Kult-Regisseur ("Rocker"), der mit 76 immer noch dreht und dreht und regelmäßig werden seine Filme seit Jahren von der Berlinale abgelehnt, weil er sich halt auch deutlich vom System losgesagt hat. Das hat sich schon zu einem kleinen Privatkrieg zwischen ihm und dem Leiter Kosslik entwickelt und ist inzwischen ein jährlich wiederkehrendes Event: Lemke reicht ein, wird abgelehnt und protestiert dann immer mit mehr oder weniger deutlichen Aktionen vor Ort gegen den "Staatsfilm", wie er es nennt. Aber das schweift jetzt zu sehr ab...