Frage von Maik:Hallo,
für eine Projektion im Format 16:9 denke ich gerade über folgende Problemstellung nach:
zur Verfügung steht eine Betacam die leider nur standard 4:3 beherrscht (Sony DVW 707 ?), die Projektion soll aber Breitbild, ungefähr (muss nicht genau sein) 16:9 sein.
Im Schnitt wollen wir einfach mit standard 4:3 und einem Cache (schwarzer Bildstreifen oben und unten) arbeiten. Zu den Verhältnissen: 4:3 = 720 x 576 px enspricht 16:9 720 x 404 px (nur um das Seitenverhältnis einzuhalten), also ein schwarzer Balken oben und unten von jeweils 86 px ? Richtig ? So hatte ich herumgerechnet.
Oder eher 16:9 = 768 x 432 wie hier auf Slashcam in den 16:9 FAQ beschrieben ? Ich bin ein bischen verwirrt. Wer hat denn schonmal Praxiserfahrungen gemacht ?
Für die Kamera: ein Cache im Sucher (wir wollen im Sucher nicht mit Klebeband arbeiten), für einen 1.5' Sucher ? Gibt es das vielleicht schon irgendwo im Netz ? Oder muss ich mit schwarzer Pappe basteln ? Hat jemand eine Bastelanleitung ? Das Ding muss nicht 100% sein, ich gehe davon aus, dass wir das Bild unter dem Cache im Schnitt im Zweifelsfall noch nach oben oder unten verschieben können.
Das Endprodukt wird eine SVCD oder DVD für eine Projektion in einer Kunstausstellung. Es kommt nicht drauf an, dass es 'echtes' 16:9 ist, eine andere Kamera scheidet aus (die Sony steht uns kostenlos zur Verfügung), ich denke auch die SVCD oder DVD macht weniger Probleme wenn sie eigentlich standard 4:3 ist. Was gäbe denn 16:9 an zusätzlicher Bildinfo die den Aufwand Wert wäre eine andere Kamera zu besorgen (hat echtes 16:9 nicht ~1000 px Bildbreite ? Zumindest haben die Sony Betas mit 16:9 Funktion CCD's in der Breite im Gegensatz zu der 707) ? Und: ist das bei einer Projektion sichtbar ?
Oder habt Ihr andere Ideen ?
Danke für Eure Hilfe,
M.
Antwort von Daniel Mueller:
Das 16:9 Thema wird hier wöchentlich im Forum abgehandelt, darum mit "Suchen" kommst Du sicher sehr weit.
Hier z.B. Bereits ein Link
http://www.slashcam-videox.de/cgibin/we ... read=44167
Und "Filmlook" ist ein anderes Stichwort im Slashcam allgemein.
Am gängigsten arbeitet man im Videoschnittprogramm bei der die Kamera und Animation 4:3 Auflösung hat und einer "Letterbox", oder es gibt haufenweise Plugins, hinweise findet man auch im Forum.
Gruss Daniel
Antwort von Peter:
Hallo!
Ausgehend von dem was die Fernsehsender senden (im PALPLUS-Format) kann man eigentlich immer nur Fehler machen. Vielleicht bringen folgende Zeilen ein wenig Licht in die Dunkelheit des 16:9 Letterbox Formats:
Zitat1
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Sehr geehrter Herr Dreisky,
vielen Dank für Ihre Email und Ihr Interesse an unserer Technischen Information.
Soviel ich in Erfahrung bringen konnte, gestaltet sich die Zeilenzuordnung folgendermassen:
Zeile:_____Inhalt:
1-22______leer
23________1. Hälfte "Formatsignal"
24-59_____Vertikal Helper Signal
60-274____Kernbild
275-310___Vertikal Helper Signal
311_______Vertikal blanc
312_______Vertikal blanc
313-335___leer
336-371___Vertikal Helper Signal
372-586___Kernbild
587-622___Vertikal Helper Signal
624_______50% Vertikal Blank
625_______Nicht verwendet
eine schriftliche Dokumentation gibt es vielleicht beim IRT, dem Institut für Rundfunktechnik.
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Zitat 2
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Die Formatumwandlung
Das 16 : 9 Quellensignal hat 576 aktive Zeilen. Vor der Umwandlung wird eine eventuell vorhandene Bildinformation in der ersten und letzten aktiven Zeile entfernt, weil in diesen beiden Zeilen PALplus-spezifische Steuerinformationen zum Empfänger übertragen werden. Für die Bildwiedergabe stehen nun noch 574 Zeilen zur Verfügung. Bei der 4 : 3 Wiedergabe einer 16 : 9 Vorlage im Letterbox-Verfahren werden nur 430 Zeilen für die Wiedergabe des Bildinhaltes benötigt. Es bleibt ein Rest von 144 Zeilen. Jeweils die Hälfte dieser Zeilen stellt den oberen und den unteren dunklen Rand der Letterbox dar. Die 430 Zeilen des Letterbox-Bildes werden durch Interpolationsverfahren aus den vorhandenen 574 Zeilen errechnet. Dabei wird der Inhalt aufeinander folgender Zeilen mit Faktoren bewertet und zusammengeführt. Aus diesem reduzierten 16 : 9 Vollbild könnte ein Empfänger nur mit großen Verlusten das ursprüngliche Bild rekonstruieren. Deshalb werden die bei der Umrechnung anfallenden Restbeträge in die 144 leeren Zeilen des Letterbox-Bildes eingefügt. Diese Signale werden PALplus Helpersignale genannt (kurz: Helper). Die Helper werden derartig in die Zeilen eingefügt, daß sie auf einen 4 : 3 Wiedergabegerät praktisch nicht sichtbar sind. Der PALplus-Decoder im 16 : 9 Empfänger kann aus den 430 Zeilen des Letterbox-Bildes unter Ausnutzung der Helper das ursprüngliche Bild mit 574 aktiven Zeilen wieder herstellen.
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Wenn ich diese Definition richtig lese, dann werden vom 576 Zeilen Bild zusätzlich zwei Zeilen für Steuerinformationen abgezwackt Ich denke mal daß diese beiden Zeilen das Formatsignal enthalten. Es bleiben 574 sichtbare Zeilen, von denen jede vierte Zeile herausgerechnet und in den Helperzeilen (dem schwarzen Teil) versteckt wird.
Übrig bleibt das sogenannte Kernbild von 430 Zeilen, das am 4:3 Ferseher sichtbar ist. Beim 16:9-Fernseher wird jede 4te Zeile Dank der Information der Helperzeilen durch den Dekoder wieder eingerechnet und man erhält 574 sichtbare Zeilen, denn die beiden Formatsignal-Zeilen können nicht zurückgerechnet werden.
Zur Beachtung: Mit sichtbar meine ich theoretisch sichtbar, ungeachtet jeglichen Overscans am Fernseher !
X= n * (4/3) / (16/9) = (3/4)n wobei: n=Anzahl der Zeilen
Nun kommen wir auch, wenn wir n=574 setzen, mit dieser Behelfsformel auf (abgerundete) 430 Zeilen für"s Restbild (oder Kernbild) und 72 Zeilen, die oben und unten schwarz maskiert sind. Dieses aber nur unter der Annahme daß 574 Zeilen das 4:3-Fernsehbild erzeugen und die zwei zusätzlichen Steuerzeilen einfach geschlabbert werden!
Was heißt das nun für den Videoschnipseler, der 16:9 Letterboxed nach PALplus simulieren will?
Er kann es einfach nicht 100%ig richtig machen! Er könnte höchstens
-sein 576 Zeilen Bild auf 574 Zeilen umrechnen, davon 72 Zeilen oben und unten schwarz malen und dann wieder auf 576 Zeilen zurückrechnen weil sonst jeder DV-Codec versagt,
-oder von 576 Bildzeilen oben und unten je 73 Zeilen schwarz machen und im Stillen denken: Sch..ß auf 16:9, Hauptsache ein Kernbild von 430 Zeilen,
-oder von 576 Bildzeilen oben und unten je 72 Zeilen schwarz machen und im Stillen denken: Sch..ß auf PALplus, Hauptsache 16:9!
Keine dieser Lösungen ist ganz richtig, deshalb würde ich persönlich die vierte Lösung nehmen, auf Nummer sicher gehen und auf 16:9 verzichten. Ich kann dann mit ruhigem Gewissen zu jedem, der mir ein 16:9 Video zeigt, sagen:
Hey, ist ja ganz nett was Du da machst - aber es ist falsch!
Viele Grüße
Videofreunde
Antwort von Maik:
: -oder von 576 Bildzeilen oben und unten je 73 Zeilen schwarz machen und im Stillen
: denken: Sch..ß auf 16:9, Hauptsache ein Kernbild von 430 Zeilen,
Genau damit habe ich heute herumexperimentiert und bin mit dem Ergebnis zufrieden. Die 404 Zeilen die ich errechnet hatte waren mir ein bischen wenig. Ich habe mir mit Photoshop einfach eine Maske für das Video erstellt und das ging auch relativ fix; -was man vom Rendern in Premiere für einen kleinen Clip von 6 Sek nicht behaupten konnte (mit Bewegungseffekt ca. 3 Min Renderzeit auf einem 2 Ghz System...)
Auf einer Kunstausstellung möchte ich den erleben, der mir sagt bei der Projektion wäre 16:9 nicht korrekt eingehalten; -von daher sehe ich die Sache ein bischen locker.
Zur zweiten Frage: gibt es irgendwo eine Einlage für den Sucher der Kamera um das Sucherbild für die Aufnahme zu cachen ? Oder muss ich basteln ?
Vielen Dank,
M.