Nachbearbeitung/Postproduktion
Die mit Abstand flexibelste Methode ist die Stabilisierung in der Nachbearbeitung/Postproduktion. Allerdings geht diese zwingend mit einem Auflösungsverlust gegenüber der Originalauflösung einher. Liegt das Aufzeichungsformat (z.B. 4K) jedoch deutlich über dem Distributionsformat (z.B. HD), so stellt dies in der Regel kein Problem dar.
Die "beste" Stabilisiation?
In der Postproduktion/Nachbearbeitung kann theoretisch die eigentliche Stabilisation sogar noch besser gelingen, als bei allen anderen Verfahren, weil der Rechner mehr Zeit und Rechenleistung hat, um die Bewegung der Verwackelung korrekt zu analysieren. Dies erkauft man sich jedoch immer mit einem Auflösungsverlust, den man bei einer optischen Stabilisierung oder einem bewegten Sensor nicht in Kauf nehmen muss. Dennoch ist eine Stabilisierung in der Post bei stark verwackelter Kamera in der Praxis sogar oft schlechter mechanische Verfahren. Doch warum?
Bei einem bewegten Sensor und der optischen Stabilisation bleibt das Bild "in sich" stabiler, weil das Bild schon vor dem digitalen Sampling stabilisiert wird und deswegen weniger Rolling Shutter Artefakte und Kamera-Bewegungsunschärfen in die Aufnahme gelangen. Bei der Stabilisierung über Randpixel erbt man dagegen diese Probleme ebenso wie in der Postproduktion.
Technisch gesehen tritt ein beweglicher Sensor bei Systemkameras immer systembedingt aus seinem spezifizierten Bildkreis aus. Der Sensor bewegt sich hier sprichwörtlich in den Randbereichen der Optik, die oft qualitativ abfallen. So gesehen ist die Stabilisation in der Optik auf dem Papier die sauberste Stabilisierungs-Methode, da diese Stabilisierungsmethode immer versucht den Bildkreis nicht aus der Sensorfläche austreten zu lassen. Allerdings ist dieser Vorteil nur theoretisch denn die Effektivität der Optik-Stabilisation beim Filmen unterliegt einer großen Typen-Streuung bei den Objektiven.
Nicht jeder optische Bildstabilisator arbeitet gleich gut und viele Objektive sind eher für Foto- denn für kontinuierliche Videostabilisierung optimiert. Die uns bekannten bewegten Sensoren arbeiten dagegen immer auch bei Videoaufnahmen bestmöglich und sind nicht Objektivabhängig.
Die Kombination von Stabilisatoren
Es gibt immer wieder Fälle, in denen die Kombination von zwei Bewegungssensoren eher gegeneinander, als miteinander arbeitet. Hier ist vor dem Dreh unbedingt etwas Austesten des eingesetzten Equipments notwendig. Doch oft funktioniert eine Kombination auch problemlos. Grundsätzlich ist eine gute Idee, die Kamera mit einer einfachen Steadycam Konstruktion schon einmal grundsätzlich ruhiger zu führen, ohne dass der Shot perfekt gelingen muss. Zusätzliche Stabilisation in der Kamera und/oder im Objektiv beruhigt die Aufnahme dann in der Regel noch weiter. Der Feinschliff kann anschließend in der Post erfolgen. Besonders wenn man hier aufgrund einer besonders hohen Aufnahme-Auflösung (4K oder evtl. sogar 6K+) noch viel "Fleisch" um das Motiv hat. In diesem Fall kann man in der Post komfortabel framen UND stabilisieren.
Konkretere Tipps hierzu folgen im zweiten Teil dieses Artikels.