Wo gibt´s denn sowas?

Sieht man sich jedoch in der Kamerawelt um, so findet man kaum eine Kamera, welche diese Auflösung als natives Aufnahmeformat unterstützt. Nicht einmal nach einer rechnerisch korrekten Entzerrung in der Postproduktion. Was natürlich zum großen Teil daran liegt, dass man diese Auflösung meistens gar nicht mit einem 1:1 Sensor-Readout erzielen kann. Dank Oversampling zeichnet man sowieso in der Regel in einer höheren Auflösung als dem Zielformat auf - am besten mit einem ganzzahligen Vielfachen. Denn wer schon bei der Aufzeichnung ein zuverlässiges Framing wünscht, sollte natürlich im Kameradisplay klar sehen, in welchen Rändern man sich mit der Aspect Ratio exakt bewegt.



Doch das kann wiederum nur zuverlässig funktionieren, wenn die Kamera zur Vorschau zugleich eine anamorphotische Entzerrung bietet. Die meisten Kameras bieten hierfür jedoch keine manuelle, numerische Einstellung, sondern erlauben nur die Auswahl typischer Werte gängiger Objektive - meistens also 1,33x, 1,5x, 1,66x sowie 2x. Diese Werte beschreiben, wie stark das Bild im Objektiv gestaucht wird. Ein 2x Anamorphot verbreitert das aufgezeichnete Bild effektiv um das Doppelte. Ein 1,33x Objektiv wirkt dagegen eher subtil.



Sehen wir uns nun einmal in einer Tabelle die typischen Sensor- und Stauch-Formate an. Denn dabei kann man dann doch etwas ins Grübeln geraten:



Perfect Match? Die korrekte anamorphe Abstimmung von Kamera und Objektiv : tabelle sensor stauchung


Sucht man in dieser Tabelle eine Kombination für typische Breitbild-Produktionen so findet man kaum passende Verhältnisse zwischen 2,35 und 2,40:1. Besitzt die gewünschte Kamera einen 16:9 Sensor, so würde hierfür ein 1,33x Anamorphot passen. Diese Kombination bietet jedoch nur eine sehr subtile anamorphotische Ästhetik. Ansonsten fällt nur noch die Kombination aus 6:5-Sensor und 2x Anamorphot ins Auge. Diese liefert eine extreme Stauchung, bei der die horizontale Auflösung verdoppelt wird.



Nun gibt es jedoch fast keine digitalen Cine-Kameras mit einem nativen 6:5 Sensor, sondern dieses Ausleseverhalten wird in der Regel durch einen Sensor-Crop realisiert. Also durch die Auslesung einer verkleinerten Sensorfläche. Und genau hier gibt es den nächsten Stolperstein zu beachten: Den Bildkreis, den der Anamorphot abdeckt.




Die Quadratur des anamorphen Bildkreises

Gibt ein Hersteller an, dass sein anamorphotisches Objektiv einen S35-Sensor "abdeckt", so könnte man meinen, dass der Bildkreis einen Sensor mit den typischen S-35/APS-C Abmessungen (als mindestens ca. 24 x 18 mm) ausleuchten könnte. Da ja die breitere Seite den Bildkreis limitiert und das Bild durch die Stauchung fast quadratisch (6:5) auf dem Sensor landen kann, könnte man daraus folgern, dass bei einem solchen Objektiv die Höhe der ausgelesenen Sensorfläche ebenfalls mindestens 24mm betragen darf, weil dies ja die minimale Breite ist, die von einem S35-Objektiv abgedeckt werden müsste.



Tatsächlich ist dem jedoch nicht so. Stattdessen geben manche Hersteller mittlerweile (wohl auch, um diese Verwirrung zu vermeiden) den Bildkreis oft mit zwei Zahlen an. (Beispielsweise "Bildkreis: 28,8 x 18mm").


Abstrus ist nicht unbedingt, dass hier kein typisches Quadrat zur Definition des Bildkreises angenommen wird. Jedoch bezeichnen die Hersteller mit diesen Angaben keine reale, sondern eine virtuelle Sensorgröße NACH der Entstauchung in der Postproduktion. Maßgeblich ist daher eigentlich immer nur die zweite Zahl, also die Bild- bzw. Sensorhöhe. Diese Zahl sollte beim Bildkreis logischerweise immer größer sein als die reale Sensorhöhe, damit der Bildkreis die gewünschte Sensorfläche komplett abdecken kann.




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