Ergonomie & Bedienung Video
Während bei der Nikon-Bedienung das Autofokus-System als Trumpf gesehen werden kann, ist es bei der Canon mit Sicherheit deren ausklappbarer Sucher. Man kann es nicht deutlich genug sagen: Allein dieser nach links ausklappbare und verschwenkbare Monitor erleichtert und erweitert die Videofunktionalität mit einem Schlag enorm. In vielen Fällen dürfte hiermit der teure Zukauf von Z-Findern und ähnlichen Systemen obsolet werden. Hier hat Canon einen gewichtigen Trumpf bei der Videofunktion im Ärmel. Auch die Anzeige von Video selbst auf dem Monitor empfinden wir bei Canon besser gelöst weil hier sowohl vor als auch während der Aufnahme der 16:9 Bildausschnitt über die gesamte Monitor-Breite angezeigt wird. Bei der Nikon D7000 finden sich nur links und rechts zwei kleine Markierungen – erst während der Aufnahme werden 16:9 Overlays über die gesamte Bildbreite eingeblendet.
Doch auch Nikon hat bei der Nikon D7000 deutlich an Videofunktionalität zugelegt. Zwar verfügt die Nikon D7000 nicht über einen Klapp-Monitor – doch auch bei der Video-Bedienung ist es erneut das Autofokus-System, welches dem der Canon EOS 60D deutlich überlegen ist. Nikon bietet bei der D7000 (wir nehmen an ähnlich wie bei der Nikon D3100) ein kontinuierliches Autofokus-System während der Videoaufnahme im Live-View-Modus an. Bei kontrastreichen Motiven und nicht allzu schnellen Bewegungen funktioniert es gar nicht mal so schlecht. Doch wer den gleichen Funktionsumfang wie bei einem dezidierten Camcorder erwartet, dürfte hier enttäuscht werden. Dazu ist die Fokussierung zu abrupt und das Fokussiergeräusch auch zu laut. Aber immerhin existiert mit der Nikon D7000 jetzt ein einigermaßen arbeitendes Autofokus-System für Video-DSLRs (auch wenn es noch reichlich Raum für Verbesserungen gibt.)
Als etwas halbherzig bei Nikon umgesetzt empfinden wir den manuellen Video-Modus. Mit ihm lassen sich zwar ISO, Blende und Verschlußzeit für die Videoaufnahme festlegen – jedoch muss man zum Verstellen der Blende aus der Live-View heraus und nach dem Festlegen des neuen Blendenwertes wieder in die Live-View zurück. Der einzige Weg an dieser umständlichen und fast schon video-feindlichen Bedienung vorbei ist der Verwendung von Objektiven mit manuellen Blendenringen (keine Nikkor G-Objektive). Bei der Canon EOS 60D hingegen ist das Einstellen aller belichtungsrelevanten Werte ohne das Verlassen der Liveview während der Videoaufnahme möglich.
Wer auf 1:1 natives HD-Out via HDMI gehofft hat wird bei beiden Kameras enttäuscht. Somit ist bei keiner dieser Video-DSLRs ein HDMI-HD-Video-Capturing oder eine pixelnative externe Monitoring-Lösung möglich. Schade.
Kommen wir also zur Implementierung der Videocodecs und der Videoauflösung der Nikon D7000 und der Canon EOS 60D. Auf Grund des bereits von der Canon EOS 7D und 550D bekannten APS-C Sensors erwarten wir bei der Canon EOS 60D keine völlig neuen Videowerte. Spannend wird es jedoch bei der Nikon D7000 und hier hat sich in der Tat einiges getan.
Unseren ersten Vergleichsaufnahmen und Meßungen zufolge hat Nikon mit Canon erstmalig in Sachen Videoqualität gleichgezogen. Dies mag auf den ersten Blick verwundern, weil die Datenrate der Nikon D7000 in etwa nur die Hälfte jener der Canon EOS 60D beträgt.
Hierzu bieten sich zwei Erklärungen an: Zwar produzieren beiden Kameras QuickTime Container mit H.264 enkodierten Videofiles. Doch während Canon ein Baseline Level 5 Profil für seine Encodings nutzt, greift Nikon auf ein High Profil Level 4 zu, welches bei geringerer Datenrate ein Paar mehr Enkodierungstricks als das Baseline-Profil beherrscht. Hinzu kommt die Möglichkeit, dass das Canon-Material mehr Reserven für besonders anspruchsvolle Enkodierungen (bsp. Bildsequenzen, bei denen sich die Bildinhalte extrem schnell und nahezu komplett verändern) bereithalten mag.
Für alltägliche Aufnahmebedingungen jedoch steht nach der Beurteilung unserer Testaufnahmen fest: Nikon hat mit Canon bei der Videoqualität gleichgezogen. Wer hätte das gedacht?
Ausführliche Labortests liefern wir, wie stets, bei den Einzeltests beider DSLRs nach.
Hier schonmal ein Vorgeschmack von ein Paar Reallive-Video-Aufnahmen bei Tageslicht: