Mit der SLT-A55VL (oder kurz: Alpha 55) stellt Sony im gehobenen Video-DSLR Bereich eine echte Kamera-Innovation vor. Stichwort: Teildurchlässiger Spiegel (Translucent Mirror-Technologie): Der eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich bringt. Ob diese auch für die Videofunktionen gelten, klärt unser Test ...

Technische Rahmendaten
Neben dem Translucent Mirror System (s. eigenes Kapitel weiter unten) ist die Sony SLT-A55VL mit einem CMOS-Sensor im APS-C Format (23,5 x 15,6mm) ausgestattet, der effektiv 16,2 MP zur Verfügung stellt. Die Kamera stellt einem ISO-Bereich von 100-12.800 zur Verfügung und ermöglicht eine Art Burst-Aufnahme im Fotomodus mit bis zu 10 B/s deren Frequenz sich nach dem Füllen des Buffers verlangsamt (bsp. nach 35 Aufnahmen in JPEG Fine). Videos werden wahlweise in 1080/50i in AVCHD (17 Mbit/s) oder in 1440x1080 MP4 (12Mbit/s) sowie VGA-Auflösung aufgenommen. Der Autofokus verfügt über 15 Meßpunkte, die kürzeste Verschlußzeit beträgt 1/4000 Sekunde. Aufgenommen wird auf Memory Stick PRO Duo™, Memory Stick PRO-HG Duo™, SD-Speicherkarte, SDHC-Speicherkarte und SDXC-Speicherkarte. Fotos können in RAW und JPEG aufgezeichnet werden. Die Sony Alpha 55 verfügt über eine GPS Einheit für Geotagging. Mehr technische Infos im nachfolgenden Text sowie auf den Seiten des Herstellers.
Im Folgenden unsere Eindrücke zur Videofunktionalität der Sony Alpha 55.
Handling (Video)
Die Alpha 55 von Sony orientiert sich vom Gehäuse-Design an einer klassischen Spielgelreflexkamera – wenn auch mit recht kompakten Baumaßen (B: 124,4, H: 92, T: 84,7) bei lediglich ca. 441g Gewicht. Das Gehäuse ist aus Polycarbonat und vermittelt ein dieser Kameraklasse entsprechendes, robustes wenn auch recht plastmäßiges Gefühl. Die Handaufnahme ist ergonomisch gut geraten, was dem deutlich ausgeformten Handwulst zugeschrieben werden darf, der sich auch von größeren Händen noch halbwegs passabel greifen lässt. Gefehlt hat uns hingegen ein Daumenrad, mit dem man bei manueller Belichtung (leider nur bei der Fotografie) schnell mal die Blende wählen könnte. So muss man den AV-Button gedrückt lassen und mit dem Zeigefinder-Rad wählen: Wir brechen hier klar eine Lanze für die Zweiradbedienung. Gut gelungen hingegen ist der dezidierte Videoaufnahme-Button, der mit dem Daumen auf der Rückseite leicht zu erreichen ist und die Kamera in Videoaufnahmebereitschaft schaltet.

Das LCD Display glänzt mit hoher Schärfe und Auflösung und gehört mit seiner 3“ Breite und einer Auflösung von 921.600 Pixeln zu den besten derzeit verfügbaren. Dass es sich ausklappen lässt ist ein weiterer Pluspunkt, wenn wir uns auch aus Videosicht einen Klappmechanismus gewünscht hätten, mit dem sich das Display nach links ausklappen liesse. Doch auch der hier verbaute Klappmechanismus stellt für Videoaufnahmen bereits eine spürbare Erleichterung gegenüber einem starren Display dar.
Der elektronische Sucher bietet ein 100% Sichtfeld und wurde bei der Alpha 55 im Gegensatz zu anderen DSLR-Layouts deutlich nach hinten verlängert. Dies ermöglicht eine Sicht durch den Sucher ohne die untere Gesichtshälfte auf das Display zu drücken, welches dessen Putz-Intervall deutlich absenkt. Hier dürfen andere Hersteller sich gerne eine Scheibe bei Sony abschneiden. Auch die automatische Aktivierung des Suchers, sobald sich das Auge dem Sucher nähert, funktionierte völlig reibungslos und dürfte dem Stromhaushalt der Alpha 55 sehr zu gute kommen.
Während der Videoaufnahme lässt sich ein digitale Wasserwaage einblenden, die Verschwenkungen auf der X- und Z-Achse anzeigt – ein sehr willkommenes Feature.
Für manuelles Scharfstellen bietet die Alpha 55 eine zuschaltbare Suchervergrösserung, die in mehreren Stufen eine sehr gute Beurteilung der Schärfe zulässt. Leider ist diese nicht während der Videoaufnahme aktivierbar. Manuelle Schärfe muss also vor der Aufnahme bestimmt werden. Der Autofokus funktioniert hingegen während der Videoaufnahme ausgesprochen reaktiv, was auf das innovative Spiegeldesign zurückgeführt werden darf. Allerdings landet dessen Fokussiergeräusch ebenso wie das Schalten der Belichtungskorrektur am Gehäuse auf der Tonspur der Videoaufnahme. Wir raten für ungetrübten Videogenuss zur Verwendung eines externen Mikros an der 3,5mm Stereo Mini-Klinke.

Womit wir beim Thema manuelle Belichtung bei der Videoaufnahme wären. Leider bietet die Sony Alpha 55 keine komplett manuelle Kontrolle. Es lässt sich lediglich eine Belichtungskorrektur bei der Videoaufnahme dazuschalten – hier würden wir uns komplett manuelle Funktionen für Blende, Belichtungszeit und ISO wünschen. Allerdings könnte Abhilfe hier bereits in Form einer aktualisierten Firmware zur Photokina in Aussicht stehen. Warten wir also mal die Photokina ab ...
Die Sony Alpha 55 bietet einen HDMI Video-Output der zwar ein HD-Signal nach außen gibt – allerdings mit einem gewichtigen Manko: Wir waren nicht in der Lage, die Display-Info-Anzeigen komplett auszublenden. Damit mag zwar etwas eingeschränkt eine Schärfebestimmung auf einem externen Display möglich sein, eine Aufzeichnen des HMDI-Signals macht durch die permanente Einblendung jedoch wenig Sinn: Also zumindest derzeit keine Möglichkeit, das HDMI-Signal am AVCHD-Codec vorbei abzugreifen.
Translucent Mirror
Die Nutzung eines halbdurchlässigen Spiegels im Kamerabereich stellt an und für sich nichts neues dar. So stellte Canon bereits 1965 seine http://de.wikipedia.org/wiki/Canon_Pellix Pelix mit einem feststehenden, halbdurchlässigen Spiegel vor. Im digitalen Kamerazeitalter stellt die Neuintegration eines halbdurchlässigen Spiegels jedoch eine echte Neuheit dar.

Der Spiegel leitet einen Teil des Lichts zur elektronischen Suchereinheit / bzw. zum Autofokussystem – und dies kontinuierlich. Damit wird ein kontinuierliche, schnelle Autofokussierung – auch während der Filmaufnahme - möglich. Zusätzlich lassen sich sehr viel höhere Bildfolgen realisieren, weil die Schwenkmechanik von traditionellen Spiegelreflexsystemen entfällt. Nachteil des halbdurchlässigen Spiegelsystems besteht in der reduzierten Lichtmenge, die dem Sensor für die Bilderfassung zur Verfügung steht, was seinen Niederschlag prinzipiell in schlechteren Lowlightleistungen findet - es sei denn man findet einen Weg die fehlende Lichtmenge in Form von ausgeklügelter Signalverstärkung zu ersetzen.
Testlabor
Der Schärfeverlauf im Sweep liegt etwas unter dem Niveau guter AVCHD-Camcorder.

Das ISO-Chart zeigt deutliche Aliasing-Artefakte (besonders in den Kreisen), die auch in leichten Chroma-Wolken resultieren.

Die Farbauflösung verläuft dagegen gut, der Farbpegel ist am Limit typischer HD-Camcorder.

Die Verzeichnung des mitgelieferten Zoom-Objektivs ist ebenfalls sehr gut.

Bei der Farbgebung im Standard-Bildprofil zeigt die Sony sehr satte Farben, die in Rottönen schon zu leichten Ausfransungen neigen.

Bei wenig Licht zeigt die Sony zwar kein außerordentlich helles Bild, jedoch noch viele Farben. Wie bei allen aktuellen Sony APS-C-Modellen dürfte ein lichtstärkeres Objektiv hier noch manches besser machen.

Das interne Mikrofon fällt dagegen in den Höhen bereits früh ab und klingt etwas metallisch. Immerhin hält sich der Rauschpegel dezent zurück.

Fazit
Wir sind uns sicher, dass die Sony SLT-A55VL im Fotobereich ihren Weg machen wird – im Videobereich kann sie mit ihrer Autofokusfunktion und dem hochauflösenden, ausklappbaren Display punkten. Allerdings fehlen ihr in Sachen Video mit der derzeitigen Ausstattung und vor allem mit Blick auf die Konkurrenz einige wichtige Funktionen: Allen voran manuelle Belichtungseinstellungen, ein Full HD HDMI-Output ohne Overlays, eine während des manuellen Fokussierens zuschaltbare Suchervergrösserung und eine etwas höhere Datenrate. Wir sind gespannt darauf, ob Sony hier demnächst mit einem Firmwareupdate nachlegen wird ...
Preise und Verfügbarkeiten:
SLT-A55V (Gehäuse): 749,00 Euro
SLT-A55VL (inkl. DT 18-55 mm SAM): 849,00 Euro
SLT-A55VY (inkl. DT 18-55 und DT 55-200 mm SAM): 1.049,00 Euro