Test Panasonic GH2 - der kompakte Überflieger

Panasonic GH2 - der kompakte Überflieger

Mit der Panasonic GH2 schickt Panasonic den Nachfolger seiner Micro Four Third Systemkamera GH1 ins Rennen. Wir haben die GH2 durch diverse Testparcours geschickt und dabei eine neue Referenz entdeckt ...

// 22:16 Sa, 18. Dez 2010von

Mit der Panasonic GH2 schickt Panasonic den Nachfolger seiner Micro Four Third Systemkamera GH1 ins Rennen. Wir haben die GH2 durch diverse Testparcours geschickt und dabei eine neue Referenz entdeckt ...



Panasonic GH2 mit Klapp- und Touchdisplay
Panasonic GH2 mit Klapp- und Touchdisplay


Mit der GH1 hatte Panasonic bereits so etwas wie eine kleine Sensation in der Videowelt eingeführt - zumindest was die technischen Daten anbelangte: Wechseloptiken, ein Sensor der 2/3“ Sensoren größenmäßig weit hinter sich läßt und ein Preis, der das Ganze Paket mit knapp über 1.000 Euro recht günstig erscheinen liess.



Unser alter Test der GH1 listete neben einer ganzen Reihe von positiven Eindrücken jedoch auch ein Paar Schwachstellen auf. Zu diesen gehörten: Etwas zu geringe AVCHD-Datenrate (Artefakte), kein Full-HD HDMI Output sowie ein zu langsame Sensorauslesung, welche kein „echtes“ 1080 50i erlaubte sondern ein etwas getrickstes (weil einfach der gleiche 25p-Frame interlaced wurde), so dass auch bei 1080 50i ein leichtes Ruckeln durch das Bild ging, wie man es von 25p Formaten gewohnt ist.



Auftritt GH2:


Erhöhte Datenrate in 24p, Full HD HDMI-Output und deutlich schnellere Sensorauslesung mit „echtem“ 1080 50i ... Doch der Reihe nach ... zunächst ein Paar technische Eckdaten, bevor wir, wie gewohnt, mit dem Handling anfangen ...



Die Panasonic GH2 MikroFourThird-Kamera verfügt über einen sog. Live MOS Sensor (CMOS-verwandt) mit 16MP Auflösung (4MP mehr als der Vorgänger). Videos werden im AVCHD Standard auf SD-Karten (SD, SDHC und SDXC) aufgezeichnet, bei der Fotofunktion stehen JPEG, RAW und MPO (Multi-Picture Object mit 3D-Optik) zur Verfügung. Die Serienbildunktion des Fotomodus ist von der Auflösung (und dem Buffer) abhängig und reicht von 2 bis max. 7 B/s (im Burstmodus mit elektronischem Verschluß sind 40 B/s möglich).



Panasonic GH2 mit "filmlookfähigem" Sensor
Panasonic GH2 mit „filmlookfähigem“ Sensor


An Stelle des dualen Prozessors sind bei der GH2 nun 3 Kerne getreten, die lt. Angaben von Panasonic u.a. einen 2x schnelleren Autofokus sowie im Bildprocessing einen höheren Dynamikumfang erlauben.



An Ein- und Ausgängen stehen ein HDMI-Out, eine Miniklinken-Buchse (2,5mm) an der wahlweise ein externes Mikro oder ein Kabelfernauslöser betrieben werden können sowie ein AV-Out an dem entweder AV-Signale oder mit einem beigefügten, speziellen USB-Kabel Daten von der Kamera zum PC kopiert werden können.



Die Speicherkapazität für Video bei 64 GB SDXC Karten (Panasonic empfiehlt für AVCHD Class 4 oder höher) liegt bei maximaler Videoqualitätsstufe (24H) bei 6 h 13 Min. Die maximale Aufnahmedauer eines Videos am Stück liegt bei 29min und 59sec.





Mehr technische Daten finden sich auf den Seiten des Herstellers.



Die Panasonic GH2 wird als einzelner Body sowie derzeit in zwei Kit-Varianten zu folgenden Preisen (UVP.) angeboten:



Panasonic GH2 Body (DMC-GH2): 899,-


Pansonic GH2 + 14 - 42mm (KB 28 – 84mm), F 3,5 – 5,6 (DMC-GH2K): 999,-


Pansonic GH2 + 14 – 140mm (KB 28 – 280mm), F 4,0 – 5,8 (DMC-GH2H): 1.550,-



Kurz noch ein Satz von uns vorweg zum Gebrauch der Klassifizierung „Video-DSLR“. Natürlich stellt die GH2 streng betrachtet keine Video-DSLR dar, weil ihr ein optischer Sucher mit Reflex-Spiegel fehlt. Da sie jedoch über Wechseloptiken verfügt, preislich im DSLR-Segment angesiedelt ist und von den allermeisten Video-Nutzern im Vergleich zu „echten“, videofähigen DSLRs gesehen werden wird, sprechen wir im Folgenden von der Panasonic GH2 auch als Video-DSLR.





Handling

Dank gut ausgeformter Handauflage und vor allem gut konturiertem Griff auf der Vorderseite liegt die Kamera in Anbetracht ihrer sehr kompakten Bauweise relativ gut in der Hand. Selbst grosse Hände fühlen sich recht schnell auf der Kamera heimisch – so dass man sagen kann: innerhalb der artentsprechenden kleinen Baugröße bietet die Kamera bestmöglichen Halt und dies, wie gesagt auch für große Hände.



Panasonic GH2 mit guter Ergonomie bei kleinen Abmessungen
Panasonic GH2 mit guter Ergonomie bei kleinen Abmessungen


Zwar würden wir, wenn es rein um das Handgefühl geht, jederzeit eine 3-4 mal so schwere (und große) DSLR vorziehen – aber damit würde man der GH2 überhaupt nicht gerecht werden – liegt doch gerade ihr großer Charme in dem Zusammentreffen von extrem kompaktem sowie leichtem Wechseloptik-Gehäuse bei größtmöglichem Sensor. So dürfte die Kamera für Viele zum täglichen Begleiter in einer Schultertasche oder zur Not mit Pancake-Optik sogar in der Jackentasche werden ohne dass man nach einem Tag ausgedehnter Motiv-Streifzüge gleich einen Termin beim Orthopäden vereinbaren müsste.



Man muss sich also von vorne herein auf die kleinen Abmessungen (B x H x T) 12,4 x 9,0 x 7,6 cm bei 392 g dieser Wechseloptik Hybrid-Cam einlassen und sie als Gewinn sehen – wer dies nicht vermag, wird mit der Kamera nicht glücklich werden. Hierzu gehört auch ihr recht präsentes Plast-Feeling. Wer sie in die Hand nimmt und denkt : Oh mein Gott Plastbomber – ich will zurück zu meiner schweren DSLR - wird ein Problem bekommen – wer sie hingegen in die Hand nimmt und denkt: Super, Top-Videoqualität bei minimalem Gewicht und Abmessungen der mag seine neue, filmlookfähige Video/Foto Cam gefunden haben ...



Allerdings ist die GH2 an Komplexität kaum zu überbieten – irgendwo typisch japanisch - selbst erfahrene Kamerabenutzer dürften eine ganze Weile brauchen, bis sie sicher in Umgang mit der Kamera geworden sind – von daher sind bsp. die 3 programmierbaren Motivprogramm-Tasten (C1-C3) sowie die 3 individuell belegbaren Funktionstasten (Fn1-Fn3) nicht nur tolle Ausstattungsmerkmale sondern eher schon als notwendige Voraussetzung für den optimalen Betrieb zu sehen.



Auf der andern Seite erhält derjenige, der sich die Zeit nimmt, um sich mit den komplexen Einstellmöglichkeiten vertraut zu machen, eine optimal auf seine Bedürfnisse abgestimmte Kamera. Die Mühe lohnt unserer Erfahrung nach auf jeden Fall.



Wobei Kamera eigentlich fast etwas zu pauschal als Begriff ist. Eigentlich ist die GH2 ein nahezu voll ausgewachsener Wechseloptik-Camcorder (nachfolgend mehr zur sehr guten Videobildqualität) in einem kompakten Kameragehäuse. Dass die GH2 auch noch zusätzlich einen ziemlich brauchbaren Fotoapparat abgibt, kommt aus unserer Perspektive quasi als Bonus noch oben drauf.



Bis Dato hat es keine Bridge- oder Mikro/FourThird- oder digitale Spiegelreflexkamera gegeben, die dermaßen konsequent auf optimale Videofunktionen und -Qualität ausgerichtet ist wie die Panasonic GH2.



Dies zeigt sich an einer ganzen Reihe von Ausstattungsmerkmalen und Detaillösungen:



Die GH2 verfügt über einen großen, hellen Sucher mit 1,52 Mio Pixeln, der tatsächlich auch als Sucher brauchbar ist: Zwar leider ohne S/W Schaltung – dafür jedoch trotzdem gut ablesbar, clever positioniert (deutlich über die Rückseite des Gehäuses herausragend) und zusammen mit der automatischen Lupenfunktion bei manueller Fokussierung mit exakten Schärfeergebnissen. Grundsätzlich wünschen wir uns bei höherwertigen HD-Cams zwar stets auch Peaking (farbig) – aber mit der Lupenfunktion an der GH2 kommt man bereits sehr weit. Unter anderem auch deshalb, weil sich der Lupenausschnitt schnell über den Bildausschnitt navigieren lässt – beim Klapp-Display sogar bequem und funktional via Touchscreen.





Das 14-42er Kit Objektiv fokussiert im Autofokus mit beachtlicher Geschwindigkeit – bei der manuellen Fokussierung erscheinen uns die Wege allerdings recht lang zu sein – hier würde man sich eine kürzere Übersetzung mit weniger Umdrehungen wünschen. Über die AF-S und AF-C Funktion lässt sich zwischen Einmal-Fokussierung und - ebenfalls bei halb gedrückter Auslösetaste - kontinuierlichem Autofokus wechseln. Wer einen kontinuierlichen Autofokus auch bei der Videoaufnahme ohne gehaltene Köpfe wünscht kann im Menü den Punkt VOR-AF aktivieren und erhält so eine kontinuierlichen Autofokus dessen Meßfeldgröße und Platzierung sich bequem über den Touchscreen einstellen lassen. Dieser VOR-AF funktioniert auch mit der Gesichtserkennung, benötigt jedoch für optimalen Betrieb grundsätzlich recht viel Licht - am besten Tageslicht. Bei schwächeren Lichtverhältnissen genügt ein erneuter, halber Druck auf den Auslöser und das jeweilige Objekt ist wieder scharf gestellt ( auch ohne Hilfslicht). Unterm Strich sind die Autofokusfunktionen der Panasonic GH2 sehr gut abgestimmt (relativ weich und mit unserer Kit-Optik absolut geräuschlos) und damit insgesamt um Längen besser als alle uns bekannten LiveView-Autofokussysteme von DSLRs. Einzig die fehlende Objektverfolgung im Videomodus (die in einem Firmware-Update hinzugefügt werden könnte) und die AF-Lowlightsensibilität könnten - wohlgemerkt hier Nörgeln auf hohem Niveau - noch verbessert werden.



Das Klappdisplay löst mit 460.000 Pixeln zwar nicht ganz so gut auf, wie die Konkurrenz – doch die gut implementierte Touch-Funktionalität, der wir anfangs etwas skeptisch gegenüber standen, macht die fehlende Auflösung (zusammen mit der hervorragenden Lupenfunktion) mehr als wett. In diesem Zusammenhang darf nicht vergessen werden, dass die GH2 via HDMI Out ein Full-HD Signal (1080i) zur Verfügung stellt. Sollte also Bedarf an bestmöglicher Schärfebeurteilung überhaupt (1:1) bestehen, lässt sich diese via externes Monitoring problemlos lösen. Aber wie gesagt, bei unseren Tests kamen wir mit der sehr guten Lupenfunktion bestens aus.



Klappdisplay für gute Video-Ergonomie bei der Panasonic GH2
Klappdisplay für gute Video-Ergonomie bei der Panasonic GH2


Den großen Vorteil eines Klappdisplays hatten wir ja bei mehreren Gelegenheiten hier auf slashCAM beschrieben – zuletzt beim Test der Canon EOS 60D. Die GH2 macht hier keine Ausnahme. Die Vorteile eines Klappdisplays gerade für das Arbeiten im Videobereich sind aus ergonomischer Sicht dermaßen überwältigend, dass die vermeintlichen Nachteile (potentiell anfälligere Mechanik) nicht stark genug ins Gewicht fallen. Zumal auch hier nicht vergessen werden sollte, dass ein Klappdisplay beim Transport mit nach Innen geklapptem Display weitaus besser geschützt sein dürfte als sein fixes Pendant.



Die GH2 bietet eine bemerkenswerte Fülle von nach Außen (in Schalter, Drehräder und Buttons) verlegter Funktionen an. Ein Abtauchen in Menüs wird somit deutlich minimiert, was dem Gesamthandling spürbar zu Gute kommt: Das Programmwahlrad auf der rechten Seite verfügt über insgesamt 14 Motivprogramme (auf den ersten Blick eigentlich zu viel für unseren Geschmack). Betrachtet man die einzelnen Programmplätze jedoch genauer, stechen einem ganze 3 (!) individuell belegbare Programmstellungen (C1-C3) ins Auge sowie ein dediziertes Videoprogramm. Da Panasonic (im Vergleich zur Konkurrenz) das Programmwahlrad cleverer Weise mit einem ordentlichen Drehwiderstand gegen unbeabsichtigtes Verstellen gesichert hat - eine im wahrsten Sinne der Wortes rundum gelungene Funktion. Unterhalb des Programmrads lassen sich ebenfalls per eindeutig ablesbarer Schalterstellung diverse Serienbildfunktionen anwählen. Ebenfalls vorbildlich weil auf einen Blick erkennbar. Über eine gleichartige, doppelte Funktion und eindeutige Ablesbarkeit via Schalterstellung verfügt das linksseitig positionierte Fokus-Programmwahlrad mit dem integrierten Schalter für die Fokusarten (MF, AF-S und AF-C). Der Video-Record-Button befindet sich auf der rechten Seite zwischen Fotoauslöser und Funktionstaste (Fn1).



Viele externe Schalter und Hebel bedeuten weniger Menüaufrufe
Viele externe Schalter und Hebel bedeuten weniger Menüaufrufe


Wer nicht mit Panasonic-Optiken zu Filmen gedenkt und damit bei manuellen Fokussieren die automatische Ausschnittsvergösserung als Fokussierhilfe verliert, wird sich darüber freuen, zu hören, dass man die Fokussierhilfe bsp. auch auf letztgenannte Fn1 Taste legen kann (Menpunkt: Fokussbereich Einst.). Per Druck auf die Funktionstaste erhält man nun den zu vergrösserten Ausschnitt angezeigt. Mit einem Klick auf das Daumendrehrad wird die Vergrösserung aktiviert. Wir konnten diese Funktionalität zwar bislang noch nicht mit Fremdoptiken testen – aber wir wüssten gerade nicht, was dagegen sprechen sollte. Außerdem läßt sich die Ausschnittsvergrösserung / manuelle Fokusierhilfe sehr clever über den Touchscreen aktivieren – dazu mehr im Touchscreenkapitel.





Womit wir beim Daumenrad angelangt wären: An Stelle einer klassischen Teilung in Daumen- und Zeigefingerrad hat Panasonic ein klickbares Daumenrad gewählt. Das Einstellen von manueller Blende und Verschlußzeit erfolgt über das gleiche Daumenrad – ein Klick darauf schaltet zwischen Blende und Verschlußzeit um: clever und für zuvorige Zwei-Rad-Nutzer schnell zu verinnerlichen. Wer jedoch nicht mit dem klickenden Daumenrad zwischen Blende und Verschlußzeit wechseln möchte, hat zusätzlich die Option den „Wechselklick“ via Menüseinstellung auf die LVF/LCD Taste zu legen. Also auch hier ein gutes Individualisierungsangebot.



In Sachen Audio verfügt die GH2 über ein bemerkenswert gutes Stereo-Mikro onboard sowie über einen 2,5mm Klinkenstecker für ein externes Mikro. Gut gefallen hat uns die Einblendung der Audio-Pegel während der Aufnahme. Verbesserungswürdig sind die Aussteuermöglichkeiten des Tons (lediglich 4 Stellungen) und leider keine Möglichkeit den Ton während der Aufnahme abzuhören (Kopfhöreranschluss) oder zu pegeln (hierfür muss man in das Menü). Wie stets an dieser Stelle der Hinweis, dass wer Ton in besserer Qualität im Video-DSLR-Segment aufnehmen möchte, sowieso zur externen Tonaufzeichnung greifen sollte.



Die maximale ISO-Empfindlichkeit (die, wie schon häufig hier gesagt, bei allen von uns getesteten Kameras relativ wenig über die tatsächliche Lichtempfindlichkeit aussagt) liegt bei der Panasonic GH2 im Videomodus bei 3200 ISO, im Fotomodus bei 12800 ISO (mehr in Sachen Lowlightverhalten im Testlabor-Kapitel). Hat man für den Videomodus manuelle Einstellungen gewählt, steht logischer Weise keine Auto-ISO-Funktion zur Verfügung, hat man eine Programmautomatik gewählt, ist Auto-ISO möglich.



Auch die ISO-Werte lassen sich über einen der rückseitigen Tasten-Kreuz-Schalter aktivieren, so dass auch hierfür kein Menü-Stress entsteht. Schließlich lässt sich auch der Weissabgleich extern per Button bewerkstelligen, da auch dieser einer Taste im hinteren Tastenkreuz zugeordnet ist. Ruft man den Weissabgleich auf, lässt sich bsp. der manuelle Weissabgleich bequem via Touchfunktionen auf dem Klappdisplay ausführen. Hierbei stehen 4 manuelle Speicherplätze zur Verfügung. Wer lieber direkte Kelvin-Werte für die Farbtemperatur eingibt, findet auch diese Funktion bei den Weissabgleich-Einstellungen nebst einer Weissabgleich Feinabstimmug, wo der Cursor in einem Vier-Achsen-Farbfeld bewegt werden kann.



Die soeben genannte Touchscreen-Funktion des Displays halten wir für eine recht gewichtige Neuerung der GH2, so dass wir uns entschlossen haben, dem Touchscreen und dessen Bedienung bei der GH2 ein eigenes Kapitel zu widmen:





GH2 Touchscreen

Zugegeben sind wir aus alten Reflexen heraus immer ein wenig skeptisch, wenn es um Touchscreen-Bedienung an Camcordern geht. Allzu oft werden externe Funktionen und Schalter in die Software verlagert und tauchen dann bestenfalls nur noch virtuell auf. Das gefällt uns nicht sonderlich. Wir sind da vielleicht etwas altmodisch und un-trendy – sorry.



Entsprechend waren wir bei dem Touchscreen-Konzept der Panasonic GH2 erstmal ziemlich skeptisch. Im Testumgang mit der GH2 hat sich jedoch der Touchscreen unsere zunehmende Sympathie verdient ... nach einiger Zeit wollten wir ihn absolut nicht mehr missen ...



Zunächst mal lassen sich nahezu alle Funktionen auch ohne Touchscreen über die Navigationsbuttons und Schalter erledigen. Das schafft schonmal Vertrauen. Der Touchscreen ist also stets eine weitere Option, was ihn auf Anhieb sympathisch macht.



Besonders gut gefallen, weil ergonomisch sinnvoll, haben uns all jene Touchscreenanwendungen, bei denen man ansonsten im Videobild selbst per Tastenkreuz oder Multicontroller navigieren würde. Hierzu zählen:




Schärfeverlagerungen via Touchscreen


Die GH2 bietet diverse Fokussierprogramme. Wer möchte, kann jedoch den Fokus auch via Touchscreen auf bestimmte Bildelemente legen. Im Videomodus wird daraus eine recht brauchbare Schärfeverlagerung. Sicherlich lassen sich Schärfezüge noch geschmeidiger und kontrollierter per Hand und Schärfzieheinrichtung bewerkstelligen. Trotzdem ist Panasonic bei seiner Touchscreenimplementierung auf einem sehr guten Weg. Sie funktioniert.



Bestimmung Weissabgleichsausschnitt


Bei dem manuellen Weissabgleich blendet die Panasonic GH2 einen Bereichsrahmen ein, in dem der Weissabgleich ausgeführt wird. Dieser lässt sich mit dem Finger genau dahin verschieben, wo die jeweilge Weissabgleichsfläche sich gerade im Bild befindet.



Fotoauslöser


Wer die Kamera in einem Stativ angewinkelt bedient oder aus anderen Gründen in einer Position halt, wo man nicht gut an den Auslöser herankommt, kann über ein schnelles Tippen auf den Touchscreen den Auslöser betätigen. Diese Funktion ist natürlich auch abschaltbar.



Fokussierhilfe (Ausschnittsvergrösserung)


Das für Videographen wohl wichtigste Touchscreenfeature dürfte die Ausschnitsvergrösserung via Touchscreen sein, die so einfach wie genial ist. Mit einem „Touch“ auf einen x-beliebigen Bildpunkt wird dieser wie bei der Fokussierhilfe vergrössert. Eine extrem gut gelungene Funktion und neben der Schärfeverlagerung unsere persönliche Lieblingsfunktion in Sachen Touchscreen.



QuickMenü


Es lässt sich ein QuickMenü Shortcut auf den Touchscreen legen nach dessen Aufruf sich alle zentralen Kameraparameter wie Weissabgleich, Blende, Belichtungszeit, Imagestabilzer, Filmmodus, Belichtungsmeßfeldart, ISO, I.R (intelligent Resolution), Bildmodi und Intelligenter Kontrast aufrufen und via Touchscreen einstellen lassen. Sehr ähnlich von der Funktionsweise dem von Canon DSLRs bekanntem Quick-Menü nur eben auf Touchscreenebene. Entsprechende Auswahlen werden direkt auf dem Screen getroffen anstatt über die Kombination Tastenkreuz/Multikontroller + Rad ausgeführt zu werden. Die Touchscreenvariante ist mindestens genauso schnell – dabei jedoch für unseren Geschmack tatsächlich um einiges komfortabler.



Histogramm


Die Panasonic GH2 verfügt ebenfalls über eine Histogrammfunktion wie es sich mittlerweile für jede höherwertige Video-DSLR gehört. Via Touchscreen lässt sich die Histogramm-Anzeige jedoch zusätzlich schnell an jeden beliebigen Ort auf dem Display quasi via Drag verschieben, so dass wichtige Bildausschnitte von ihr nicht überlagert werden.








HDMI-Out

Bei fast allen Video-DSLRs wird kein pixelnatives HD-Signal über den HDMI-Out nach außen gesendet - zum großen Frust vieler Nutzer. Die Panasonic GH2 schafft hier Abhilfe. Ausgegeben wird ein „echtes“ 1080 50i Signal. Zu den Highlights dieses Full-HD Outputs zählt die Möglichkeit alle Display-Informationen auszublenden sowie die parallele Ausgabe von HDMI-Out und LiveView Signal: Während bei Video-DSLRs häufig entweder ein HDMI-Out ODER ein LiveView Bild auf dem LCD-Sucher ausgegeben werden, beherrscht die Panasonic GH2 beide Ausgaben parallel (auch Sucher und HDMI-Out können parallel betrieben werden, dann allerdings ohne LCD-Liveview).



Leider wird explizit kein 24p Signal ausgegeben - auch wenn die Kamera im 24p Modus arbeitet, liegt am HDMI-Out ein 1080 50i Signal an. Bei unseren Tests übrigens auch wenn 720 50p als HDMI-Out Signal an der GH2 einstellt wurde: Also bei HD-Formaten immer 1080 50i Output.





AVCHD

Die Panasonic GH2 zeichnet, wie bereits angeklungen, AVCHD Videos als 1080 50i mit einer max. Datenrate von 17MbIt/s oder 1080 24p mit max. 24 Mbit/s auf. Darüber hinaus stehen noch (AVCHD) 720 50p mit max. 17 Mbit/s und QuickTime mit Motion-JPEG Codec ebenfalls mit 720 50p bei 17Mbit/s zur Verfügung. Die höchste Bildqualität wird bei 1080 24P erreicht.





Kaum Schwächen

Die GH2 stellt derzeit mit Abstand die beste Videoqualität aller Video-DSLRs bereit. Selbst die Soundqualität des eingebauten Stereomikrofons liegt weit über dem anderer DSLRs und auch bei der Fokussierung mit der von uns genutzten Pana-Kit-Optik haben wir kein hörbares Fokussiergeräusch aufgezeichnet.



Die einzigen Einschränkungen, die wir bei unseren Tests soweit erkennen konnten sind Folgende:



Kein ND-Filter (bzw. kein negatives Gain oder ISO möglich), was bei weit geöffneter Blende bei hellem Umgebungslicht - wie bei unseren schnee-hellen Außenaufnahmen zu sehen - ein Problem darstellen kann, kein Kopfhöreranschluss für die Soundkontrolle, kein feinsegmentiertes, manuelles Tonpegeln während der Aufnahme und keine automatische Objektverfolgung im Videomodus.



Rolling Shutter ist bei Reiß-Schwenks sichtbar, hält sich jedoch im Vergleich zu anderen Video-DSLRs angenehm zurück.



Doch selbst mit diesen Einschränkungen, die in Sachen ND-Filter und Kopfhöreranschluss alle anderen Video-DSLRs mit der Panasonic GH2 teilen, liegt sie auf Grund ihrer Videoqualität deutlich vor allen anderen, derzeit verfügbaren Video-DSLRs. Womit wir beim Testlabor-Kapitel angekommen wären.





Aus dem Messlabor

Die GH2 stößt mit ihrer Grundschärfe als erste Fotokamera in Bereiche typischer AVCHD-Camcorder vor: Der Schärfeverlauf fällt deutlich später ab, als bei anderen DSLRs und die künstliche Schärfe (am Buckel erkennbar) fällt noch nicht unnatürlich aus und ist dazu zurückdrehbar.



Luminanzauflösung
Luminanzauflösung


Auch das ISO-Chart verheißt Gutes: So wenig Skalierungs-Artefakte bei offensichtlich guter Filterung gab es bisher noch bei keiner DSLR im Videomodus. Kurz: Ein so klares Bild findet man gerade bei keiner anderen, bereits erhältlichen Kamera mit großem Sensor. Zum Vergleich zeigen wir an dieser Stelle auch Sony´s NEX VG10 sowie Canons 7D Sensoren im Videomodus:



ISO-Testbild Sony NEX VG10
ISO-Testbild Sony NEX VG10


ISO-Testbild Panasonic GH2
ISO-Testbild Panasonic GH2


ISO-Testbild Canon 7D
ISO-Testbild Canon 7D


Auch bei der sehr gleichmäßigen Farbauflösung gibt es nichts zu bemängeln. Der Farbpegel ist in der Werkseinstellung nicht übertrieben stark eingestellt und verläuft sehr ruhig.



Chrominanz-Auflösung
Chrominanz-Auflösung




Zwar ist das Kit-Objektiv bei der Blende kein Hammer, jedoch gibt es sich immerhin bei der Verzeichnung keine Blöße.



Objektiv-Verzeichnung
Objektiv-Verzeichnung


Die Farbgebung in der Werkseinstellung ist ziemlich neutral, jedoch traf der Weissabgleich nicht jedes mal hundertprozentig zuverlässig.



1200 Lux
1200 Lux


Bei wenig Licht stört vor allem die Anfangsblende von 3.5 den runden Eindruck. Das Low-Lightverhalten mit der Kit-Optik ist besser als AVCHD-Camcorder in dieser Preisklasse, jedoch könnte eine lichtstärkere Optik hier noch deutlich mehr aus der Kamera kitzeln. Im Automatik-Modus lässt sich ein sehr helles Bild erzwingen, das jedoch auch sichtbar rauscht...



12 Lux Automatik
12 Lux Automatik


... legt man selber Hand an und filmt mit 1/25 Sekunde Belichtungszeit, wird das Bild deutlich dunkler. Unter anderem weil die manuellen ISO-Einstellungen nur Werte bis 3200 zulassen. Dazu kommt trotz manuellem Weißabgleichs ein leichter Grünstich.



12 Lux mit 1/25 Sek und manuellem Weißabgleich.
12 Lux mit 1/25 Sek und manuellem Weißabgleich.






Reallive Aufnahmen

bild



Auch bei unseren praxisnahen Tests in freier (sehr kalter) Wildbahn schlägt sich die GH2 beeindruckend gut und dies bei extrem schwierigen Lichtverhältnissen (direkter Sonnenschein mit starken Motivkontrasten bei viel reflektierendem Schnee).



Fangen wir mit einem Auflösungsvergleich zur kürzlich hier getesteten Canon EOS 60D an. Zunächst die beiden Bilder in 100%:



Panasonic GH2
Panasonic GH2


Canon EOS 60D
Canon EOS 60D


Und hier jetzt die 400%-Ausschnitte:



Panasonic GH2 400%
Panasonic GH2 400%


Canon EOS 60D 400%
Canon EOS 60D 400%


Auch bei größeren Ausschnitten fällt die deutlich detailreichere Auflösung sowie die sehr viel gelungenere Darstellung von horizontalen Linien (Stichwort Aliasing) bei der Panasonic GH2 im Gegensatz zur Canon DSLR auf:



Panasonic GH2 200%
Panasonic GH2 200%


Canon EOS 60D 200%
Canon EOS 60D 200%


Anbei noch zwei Schwenks der Panasonic GH2 in 24P bei jeweils 1/50 Sekunde Belichtungszeit, minimalstem ISO 160 einmal mit Blende 13 und einmal mit Blende 16.




°VF=Schwenk_GH2#600#337


°VF=Schwenk_GH2_2#600#337



Abschließend noch ein kurzer Clip zum Thema Schärfeverlagerung via Touchscreen. Wie bereits erwähnt ist ein manueller Schärfezug in der Regel das Mittel der Wahl aber die GH2 bietet mit ihrem Touchscreen-Schärfezug das bisher beste AF-Feature aller unser bekannten Video-DSLRs – deshalb hier eine kurze Kostprobe:




°VF=GH2_Touch_Verlagerung#600#337



Fazit

Die GH2 bietet die beste Videoqualität aller derzeit (12/2010) verfügbaren Video-DSLRs und dies bei einer Sensorgröße die optimal für Filmlook-Effekte (gestaffelte Schärfentiefe) geeignet ist. Trotz ihrer kleinen Größe und geringen Gewichts bietet sie alle wichtigen Funktionen auf außenliegenden Schaltern und entpuppt sich dabei als nahezu profitaugleicher Kraftprotz. Erstaunlicher Weise erhalten ambitionierte Indie-Filmer die szenisch arbeiten wollen ebenso wie Urlaubsfilmer, welche den bestmöglichen Kompromiss aus geringen Abmessungen, Video-und Fotofähigkeit suchen, mit der Panasonic GH2 das derzeit bestmögliche Werkzeug aus ganz unterschiedlichen Anwendungsprofilen in die Hand. Ein beachtlicher Spagat.



Aus unserer Perspektive hat die Panasonic GH2 in Sachen Preis-Leistung locker das Zeug dazu, die neue Rebel-Cam für Indie-Filmer zu werden. Sie ist deshalb konsequenter Weise ab sofort unsere Referenz in Sachen Videoqualität bei Video-DSLRs und ein ausgesprochener Kauftip.



Beim nächsten Update würden wir uns (wie bei allen Video-DSLRs) ND-Filter bzw. negative ISOs, einen Kopfhöreranschluss sowie Objektverfolgung im Videomodus wünschen.



P.S.


Unsere Nachtaufnahmen und das Thema Slow Motion bzw. Zeitraffer werden in einem weiteren Artikel zur GH2 – zusätzlich dann mit noch mehr Praxis-Erfahrungen - nach den Feiertagen im neuen Jahr veröffentlicht werden...



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