Test JVC GC-PX100 – weiche Handkanone

JVC GC-PX100 – weiche Handkanone

Ein Hingucker ist die JVC GC-PX100 auf jeden Fall. Und auch bei den inneren Werten glänzt die Kamera mit einer üppigen Formatvielfalt und viel beworbenen Slow-Motion-Fähigkeiten. Doch leider hat sie hat nicht alle Vorzüge des Vorläufers GC-PX10 geerbt.

// 12:33 Mi, 22. Mai 2013von

Ein Hingucker ist die JVC GC-PX100 auf jeden Fall. Und auch bei den inneren Werten glänzt die Kamera mit einer üppigen Formatvielfalt und viel beworbenen Slow-Motion Fähigkeiten. Doch leider hat sie hat nicht alle Vorzüge des Vorläufers GC-PX10 geerbt.





Baukasten

Schon das “Zusammenbauen” der Kamera macht Laune. Ein ansteckbarer elektronischer Sucher will genauso angedockt werden wie der Sonnenschutz, eine Displayschutzkappe oder der Objektiv-Deckel. Richtig gelesen, einen automatischen Objektiv-Verschluss bietet diese ansonsten extrem futuristisch anmutende Kamera nicht. Der Akku verbirgt sich hinter einer Klappe unter dem ausfaltbaren Display, das sich nur nach unten aber nicht seitlich schwenken lässt.



JVC GC-PX100 – weiche Handkanone : cam0


Die JVC HD Optik ist mit einer Anfangsblende von F1,2 bemerkenswert lichtstark und beträgt auch am Ende des 10fachen optischen Zoombereichs (29,5 bis 290mm kb-äquivalent) immer noch sehr gute F2,8. Aufgrund des relativ kleinen Sensors sind hiermit jedoch keine ausgeprägten Schärfentiefe-Effekte wie bei Großsensorkameras möglich. Der Sensor selbst ist mit 12 Megapixeln für die gebotene FullHD-HD-Auflösung eigentlich überfrachtet, soll aber aufgrund der Backside Illumination für ein ausreichendes Low-Light-Verhalten sorgen und bietet im Gegenzug noch Schärfe-Reserven beim Einsatz als Foto-Kamera.





Gute Ergonomie – Schlechte Ergonomie

Nimmt man nach dieser Bastelei die Kamera das erste mal in die Hand, ist man angenehm überrascht. Sie fühlt sich auf den ersten Griff enorm ergonomisch durchdacht an. Zoomwippe, Belichtungsrädchen sowie die drei externen Taster liegen genau dort, wo man sie erwartet. Mittels diesen lässt sich die Kamera auch ohne Menü in der Belichtungszeit und der Blende praktisch blind manuell regeln. Dazu gibt es einen Autofokus/Manueller Fokus Umschalter direkt neben dem Objektivring. Das alles verlockt sofort zum filmischen ausprobieren, wo man dann jedoch schnell externe Schalter für den Gain und den Weißabgleich vermisst.



JVC GC-PX100 – weiche Handkanone : cam hand


So bleibt einem bei solchen Bedürfnissen der Weg in das Menü nicht erspart. Dieses ist in mehrere Ebenen unterteilt und wirkt nach wie vor nicht an jeder Stelle durchdacht. Wer sich einmal zu den tiefer gelegenen Punkten durchgeklickt hat, ärgert sich um so mehr, wenn er nach einer testweisen Veränderung komplett aus dem Menü geworfen wird und den Weg erneut antreten muss. Immerhin sind die Buttons recht groß, was aber auch häufiges Blättern bedeutet um an einzelne Punkte heranzukommen. Dass hierbei die Peaking-Farbe relativ weit oben, die Kopfhörer- und Mikrofonaussteuerung jedoch sehr tief im Menü liegt, zeugt nicht gerade von Praxisnähe.





Auffällig ist eine gewisse Trägheit der Oberfläche, die sich unter anderem auch in der Aussteuerungsanzeige wiederspiegelt, die immer etwas hinterher hinkt. Der Mikrofonlevel ist nur in 5 Stufen, die Kopfhörerlautstärke dagegen in 15 Stufen regelbar. Umgekehrt wäre es wohl vielen Anwendern lieber.



Das 3-Zoll-Touchdisplay mit 460.000 Pixeln und der ansteckbare elektronische Sucher (keine Pixelangabe) sind beide im Vergleich zur direkten Konkurrenz in dieser Klasse bemerkenswert unscharf, was das manuelle Fokussieren erschwert. Es gibt zwar als Hilfe Fokus Peaking, jedoch wünscht man sich dennoch oft sehnlichst einen vergrößerten Bildausschnitt (Expanded Focus) .





Formatvielfalt

Bei der Aufzeichnung ist die JVC GC-PX100 ein wahres Formatwunder. So kann sie AVCHD, iFrame720p, MP4 und MOV-Container in diversen Auflösungen und Datenraten bis 50p schreiben, wobei die 1080p50 MOV-Aufzeichnung mit bis zu 36Mbit für Video+ 4Mbit für LPCM 2-Kanal Audio die höchste Datenrate zur Verfügung stellt.



Hinzu kommen diverse Highspeed-Modi, die jedoch in der Auflösung extrem beschränkt sind: Bei 120/240/300fps sinkt die Auflösung schon auf 640x360 Pixel, bei 420/600fps stehen sogar nur noch Icongroße 320x176 Pixel für jeden Frame zur Verfügung.



Die Vorgängerin der Kamera bot noch die Möglichkeit kurze 4K-Burst Aufnahmen als 25p-Einzelbildsequenzen aufzuzeichnen. Hier hätten wir erwartet, das JVC dieses Feature noch weiter ausbaut, jedoch ist das Gegenteil eingetreten. Bei Serienbildern sind keine höheren Auflösungen als FullHD bzw. 2048 x 1536 Pixel (4:3) möglich. Diese dafür immerhin mit bis zu 60p. Doch leider ist auch die Serienbildfunktion ist leider auf maximal 115 Bilder beschränkt. Hätte JVC hier 115 Bilder mit 4K/8MP bei 24 Frames/s ermöglicht, so hätte dies sicherlich den einen oder anderen potentielen Käufer angelockt. Wobei solche Features seit dem Magic Lantern RAW-Hack im Mai dieses Jahres grundsätzlich in einem anderen Licht zu sehen sind.





Bildeinstellung

Trotz vieler manueller Möglichkeiten, lässt JVC leider auch bei dieser Kamera den Anwender nicht in die Bildcharakteristik eingreifen. Gerade bei den Farben dürfte es der eine oder andere vielleicht gerne etwas weniger knallig haben. Denn so “bunt” wie JVC treibt es nach wie vor kein Konkurrent.



Bei der Bildqualität überraschte uns die Kamera, aber ganz anders als erwartet. Nachdem JVC in der Vergangenheit teilweise echte Schärfemonster auf unseren Labortisch zauberte, ist die GC-PX 100 für heutige Verhältnisse ungewöhnlich soft. Dies hat sogar einen gewissen Charme und fällt gegenüber allen Konkurrenten im direkten Sichtvergleich auch sofort ins Auge. Ob einem ein weiches Bild gefällt ist und bleibt natürlich Geschmackssache, jedoch kostet so ein Bild auf jeden Fall Punkte im Testlabor.





Andere Neuigkeiten

Eine sehr spielerische Neuerung (im wahrsten Sinne des Wortes) verbirgt sich in linken, unteren Bildschirmecke. Mit dem virtuellen Mark Button lassen sich Aufnahmen gleich in der Kamera mit Meta-Daten versehen, wenn man eine Sportveranstaltung filmt. Mittels „Daumen Rauf“ kann beispielsweise eine gelungene Spielszene markiert werden. Aber auch Tore können hier direkt bei Aufnahme über das Display eingegeben werden, wodurch die Kamera nach der Aufnahme auch den Spielstand kennt. Beim Abspielen in der Kamera bekommt man dann wie bei einer Liveübetragung den aktuellen Spielstand in der rechten oberen Ecke eingeblendet, zusammen mit anderen Marken, die man während des Drehens gesetzt hat.



Inwieweit es sich sich ein Anwender antut, während des Filmens auch noch auf dem Touchscreen Torstände einzutippen sei dahingestellt, aber JVC will es sich wohl nicht nehmen lassen immer neue Spielereien in seine Camcorder zu integrieren, und seinen sie noch so speziell oder abgehoben.



Interessanter erscheint uns da schon der "Instant Zoom". Hiermit lässt sich eine Zoom-Einstellung per Display-Druck speichern. Anschließend kann die Kamera diese Brennweitenpostion automatisch anfahren, wodurch geplante Zoomfahrten deutlich besser gelingen.



Beim WLAN gilt JVC unter den Camcorder-Herstellern sowieso als Technologie-Vorreiter.


So gibt es hier wieder jede Menge Einsatzmöglichkeiten für das integrierte WLAN-Modul, die sich über eine kostenlose App für Android und iOS aufrufen und steuern lassen.



Bei diversen Überwachungsfunktionen (Indoor über eigenes WLAN, Outdoor über das Internet) kann die Kamera durch diverse Aktionen (Bewegung im Bild oder Geräusche) einen Alarm auslösen. Eine direkte Videomail-Funktion findet sich ebenso im Portfolio wie auch das zeichnen auf Clips, um beispielsweise bei Sportlern Bewegungsabläufe zu kennzeichnen, die mit den Hi-Speed-Aufnahmen entstanden sind. Die normalen Fernsteuerungs-Funktionen wie bei der Konkurrenz wirken da fast schon nebensächlich.



Genau diese außergewöhnlichen Zusatz-Funktionen sind letztendlich wohl das beste Kaufargument für die Kamera, denn gerade in diesen speziellen Einsatzbereichen hat die Konkurrenz noch wenig zu bieten.







Aus dem Messlabor

Für JVC eher untypisch fällt der Schärfeverlauf der GC-PX100 schon relativ früh ab. Eine künstliche Nachschärfung ist somit auch nicht zu erkennen.



Luminanzauflösung



Das ISO-Chart ist zeigt praktisch keine Details und erinnert stark an unsere Messungen mit DSLR-Kameras. Immerhin fehlen dadurch auch jegliche Aliasing-Artefakte.



ISO-Testbild



Der Farbpegel fällt aufgrund der geringen Auflösung ebenfalls sehr früh ab, tut dies jedoch immerhin sehr gleichmäßig und sauber.



Chrominanz-Auflösung



Das Objektiv ist für JVC-Verhältnisse sehr weitwinkelig, leistet sich dafür aber auch eine leichte, digital nicht nachkorrigierte Verzeichnung.



Objektiv-Verzeichnung



In der leider unveränderbaren Werkseinstellung trägt die JVC GC-PX100 für unseren Geschmack bei den Farben etwas zu dick auf.



1200 Lux (Klicken für Bild in voller Auflösung)



Trotz relativ lichtstarker Optik und BSI-Sensor, liefert die JVC GC-PX100 bei wenig Licht nur Mittelmaß ab. Besonders die Schärfe fällt gegenüber der Konkurrenz weiter ab.



12 Lux mit 1/25 Sek und manuellem Weißabgleich. (Klicken für Bild in voller Auflösung)



Das eingebaute Mikrofon rauscht auf eher hohem Niveau und fällt zu den Höhen leicht ab.



Störgeräusche






Fazit

Bei der haptischen Ergonomie merkt man deutlich, dass sich JVC mit frischen Ideen ans Werk gewagt hat und damit sogar den Geschmack vieler Anwender treffen dürfte. Leider gibt das nicht für die Gestaltung der Menüstrukturen, die nach wie vor gegenüber der Konkurrenz deutlichen Aufholbedarf haben. Die Bildqualität der Kamera ist dazu auffallend weich, was sie eher in Richtung DSLR-Ästhetik rückt. Dies erschwert jedenfalls einen Vergleich mit den direkten Konkurrenten. Königin ist die JVC dagegen im Bereich WLAN-Funktionalität, wodurch sie zur multifunktionalen Überwachungskamera mutiert. Was dann die Frage aufwirft, ob man so eine Kamera lieber in den Urlaub mitnimmt oder zu Hause wachen lässt.



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