Wievel schneller rendert Final Cut Pro X im Vergleich zu Final Cut Pro 7? Wir wollten wissen, wieviel Performancegewinn auf unserem älteren Redaktions-Mac Pro in Final Cut Pro X steckt und ob sich ein Grafikkarten Update von ATI Radeon 3870 auf die ATI Radeon 5770 für das Arbeiten unter Final Cut Pro X lohnt …
Rendertest ProRes 422 HQ
Für unseren Rendertest haben wir ein Final Cut Pro Projekt erstellt, dass auf Grundlage eines ProRes 4:2:2 HQ Videos diverse Effektberechnungen vornimmt, wobei wir uns an eher gebräuchliche Effekte wie Farbkorrektur, Transparenzen, Blenden, Geschwindigkeitsänderungen, Gaußsche Unschärfe etc. gehalten haben anstatt in die exotische Trickkiste zu greifen: Schließlich soll der Vergleich so praxisnah wie möglich sein.
Hierzu wurde der Videoclip auf zwei Spuren übereinander kopiert, wovon ein Clip mit halber Transparenz rückwärts abgespielt wird und vielfach in den anderen Clip überblendet wird. Zusätzlich finden sich Farbkorrekturen, gaußsche Unschärfen etc.. Wir haben beim Bau des Testprojekts natürlich darauf geachtet, dass sich das Projekt so gut wie möglich sowohl in Final Cut Pro X als auch in Final Cut Pro 7 nachbauen lässt.
Der Timeline wurde schließlich in ProRes 4:2:2 HQ erneut ausgespielt und die dafür benötigte Zeit gestoppt. Hintergrund-Renderings wurden zuvor deaktiviert.
Bei aller theoretischer Vergleichbarkeit und der Freude am Benchmarken sollte jedoch nicht vergessen werden, dass es wichtigere Kriterien zur Beurteilung von Geschwindigkeit gibt: z. B.: die Alltagspraxis im Schnittbetrieb. (Auch hierüber werden wir demnächst berichten). Daher unser Tip: Nehmt diese Ergebnisse als erste Orientierung und bedenkt dabei, dass viele andere Faktoren für performantes Arbeiten am Schnittplatz von Bedeutung sind...
Hardware
Als Testmaschinen diente uns ein Macbook Pro und ein stationärer Mac Pro mit folgender Ausstattung:
Mac OS X (10.7) Mac Pro mit 2x2.8 GHz Quad-Core Intel Xeon und 2 GB DDR 2 RAM ATI Radeon 5770 1024 MB MacBook Pro mit 2.4 GHz Intel Core 2 Duo und 2 GB DDR 3 RAM Nvidia GeForce 9600M GT 256 MB / |
Ergebnis ProRes 4:2:2 Rendering Final Cut Pro X vs Final Cut Pro 7

Unsere Testergebnisse sowohl beim Mac Pro als auch beim MacBook Pro gaben annähernd den gleichen Perfornance-Gewinn von Final Cut Pro X gegenüber Final Cut Pro 7 wieder. Final Cut Pro X war beide Male deutlich oberhalb des Faktors 2 schneller als Final Cut Pro 7: Beim Mac Pro um den Faktor 2,86, beim MacBook Pro um den Faktor 2,42. Oder nochmal anders in Sekunden ausgedrückt: Final Cut Pro X brauchte für das Rendering auf dem Mac Pro 110 Sekunden (gegenüber 315 unter Final Cut Pro 7) und 475 Sekunden auf dem MacBook Pro (gegenüber 1065 unter Final Cut Pro 7).
Ergebnis H.264 Export Final Cut Pro X vs Final Cut Pro 7
Neben dem ProRes Rendering, bei dem 1080/50i Material mit diversen Effekten erneut nach 108050i gerendert wurde, waren wir auch an einem Vergleich einer Transkodierung in einen anderen Codec interessiert. Hierfür haben wir unser ProRes HQ Rendertest-Projekt nach QuickTime H.264 exportiert. Auch hier haben wir Final Cut Pro X gegen Final Cut Pro 7 auf dem Mac Pro antreten lassen. Der Vergleich zwischen Final Cut Pro X und Final Cut Pro 7 in Sachen H.264 Export ist nahezu identisch mit dem vorherigen ProRes Rendertest. Auch hier war Final Cut Pro X jeweils um den Faktor 2 schneller:

Wir sind noch einen Schritt weiter gegangen und wollten herausfinden, was sich in Sachen Echtzeitwiedergabe in Final Cut Pro X verändert, wenn wir an Stelle unserer alten ATI Radeon 3870 die modernere und für Final Cut Pro X voll spezifizierte ATI Radeon 5770 zum Einsatz bringen. Beim oben beschriebenen ProRes Export konnten wir keine Geschwindigkeitsunterschiede unter Final Cut Pro X zwischen den beiden Grafikkarten feststellen – wohl aber bei der Echtzeitdarstellung in Final Cut Pro X. Ein Hinweis darauf, dass beim Export nach QuickTime die CPU die Hauptarbeit verrichtet, bei der Echtzeidarstellung hingegen die Grafikkarte stärker gefordert ist.
Ergebnis Echtzeitdarstellung div. Effekte unter Final Cut Pro X
Für den GPU-Vergleich unter Final Cut Pro X haben wir unseren obigen Rendertest etwas modifiziert. Hierbei haben wir komplexere Splitscreens erstellt und nochmals mehr Effekte auf die Videos angewandt. Der Unterschied zwischen der ATI Radeon 3870 und der 5770 liess sich hierbei deutlich feststellen: Während die 5770 mit 6 Extra-Effekten (u.a.Skalierung, zusammengesetzte Clips, Farbkorrekturen, Gaußsche Unschärfe, Transparenzen etc.) in Echtzeit umgehen konnte, waren es bei der 3870 nur 5. Dabei spielte es gar nicht mal so eine große Rolle, was für ein Effekt extra angewandt wurde. Die Echtzeitwiedergabe der ATI Radeon 5770 war ihrer älteren Schwester fast immer um einen Effekt voraus.
Und hier die dazugehörige Grafik mit der MacBook Pro Echtzeitdarstellung unter Final Cut Pro X zum Vergleich:

Nicht unerwähnt lassen wollen wir an dieser Stelle, dass die ATI Radeon 5770 auch bei der Finder-Performance unter Mac OS 10.7 einen subjektiv sehr flotten Eindruck hinterliess. Was uns jedoch am meisten bei der ATI Radeon 5770 begeistert hat, ist ihr flüsterleise Betrieb – zwischen ihr und der ATI Radeon 3870 liegen bei der Geräuschentwicklung Welten. Schon allein deshalb können wir die ATI Radeon 5770 für Schnittumgebungen wärmstens empfehlen.
Fazit
Final Cut Pro X Funktionsumfang hin oder her: In Sachen Rendergeschwindigkeit lässt Apple neues Final Cut Pro X das alte Final Cut Pro 7 weit hinter sich zurück. Wer sich auf die gebotenen Funktionen und Bedienweisen einlassen kann, erhält ein flinkes Schnittprogramm mit Rendergeschwindigkeiten, welche mindestens auf der Höhe der Zeit wenn nicht gar flotter als die Konkurrenz unterwegs sind. Die Echtzeitdarstellung lässt sich spürbar durch den Einsatz moderner Grafikkarten erhöhen.
Unsere Erkundung von Final Cut Pro X steht gerade erst am Anfang. Wir werden in unregelmäßigen Abständen von unseren Ergebnissen berichten und sicherlich auch den Aspekt Performanz immer wieder neu beleuchten ...