
Hier also nun die schon mit Spannung erwarteten ersten Shots mit der Sony PMW-EX1. Zur besseren Vergleichbarkeit haben wir die gleichen Shots ebenfalls mit der Panasonic HVX200 gedreht, die ja bereits seit einigen Jahren etabliert ist und damit einen guten Vergleichswert bietet. Im Folgenden können wir also erste Annäherungen an Weitwinkel und Lowlight des Fujinons der EX1 wagen, sowie deren filmische Qualität in Sachen gestaffelter Schärfentiefe beurteilen. ABER...
Eine Vorserie ist eine Vorserie ist eine Vorserie.
Und dieser Umstand bringt einiges an Problemen mit sich. Das eigentliche Serienmodel kann besser (oder schlechter sein) - wir wissen es nicht. Leider war die Belichtungsautomatik unseres Vorserienmodels noch nicht auf dem Niveau, wie man es von der Serie erwarten darf, sprich: die EX1 hat ziemlich heftig überbelichtet. Aber keine Panik - solche Bugs sind nichts ungewöhnliches für die Vorserienproduktion. Bei Sony Deutschland ist das Problem ebenfalls bekannt und man erwartet für die Serie eine gewohnt zuverlässlich arbeitende Belichtungsautomatik.
Da wir unsere Außenaufnahmen an einem schönen Herbsttag wegen eines schnell wechselnden Sonne-Wolken-Mix und für eine Vergleichbarkeit mit der HVX200 vor allem mit Belichtungsautomatik gedreht haben, bedeutet dies, dass verlässliche Aussagen zur Belichtung, Schärfe und Farbwiedergabe eigentlich kaum möglich sind - solange man dies im Hinterkopf behält, ist alles gut. Tendenzen lassen sich trotzdem bereits erkennen und die machen viel Appetit auf einen Test der Serienproduktion, den wir natürlich nachreichen, sobald wir ein Serienmodel zur Verfügung haben.
Schärfentiefe
Fangen wir mit dem vielleicht interessantesten Vergleichs-Shot an. Der geringsten Schärfentiefe bei maximal geöffneter Blende:


Lassen wir die Überbelichtung der Sony einmal aussen vor - deutlich ist bei diesem Vergleich zu sehen, wie viel größer das Freistellungsmoment der Sony ist. Verantwortlich hierfür zeichnet eine Kombination aus CCD-Größe und Lichtstärke des Objektivs. Rufen wir uns nochmal kurz in Erinnerung: Die neue Sony PMW-EX1 arbeitet mit einem 1/2" CMOS Chip, der natürlich mehr Fläche besitzt, als der 1/3" CCD der HVX200. Damit ist bereits ein wichtiges Kriterium für filmisch bevorzugte geringe Schärfentiefe klar: Die Größe des CCDs. Ein zweites wichtiges Moment ist die bei gleichem Kamerastandpunkt und Ausschnitt maximal geöffnete Blende. Hier weiss das Fujinon der Sony gegen das Leica Objektiv der HVX die gesamte HD-Erfahrung Fujinons im Profibereich auszuspielen. Das Fujinon der Sony dürfe das derzeit lichtstärkste Objektiv im gesamten HD-Camcorder-Segment bis 10.000 Euro sein - und damit auch das "kreativste", was eine möglichst breite Staffelung der Schärfentiefe anbelangt.
Weitwinkel
Im maximalen Weitwinkel liegen beide Cams recht nahe beieinander. Beides sind echte Weitwinkelspezialisten.


Wenn man jedoch ganz genau hinschaut, erkennt man einen hauchfeinen Vorteil für die Sony PMW-EX1. Dies wird beim Realdreh eher vernachlässigbar sein, spricht jedoch für die sehr ambitionierte Berechnung des Fujinons - gepaart mit der extrem geringen Verzerrung im Randbereich selbst bei geöffneter Blende ist das Objektiv einfach eine echte Freude, auch oder vor allem in der Bedienung. Ein Blick in die technischen Daten für das maximale Weitwinkel bestätigt den Weitwinkel-Ausschnitt der Sony im Realdreh: Stolze 31,4 mm Weitwinkel im Weitwinkelbereich sind ein Spitzenwert für Cams dieser Klasse. Canons G1 sowie die Panasonic HVX200 liegen bei jeweils 32,5 mm fast gleich auf.
Lowlight
Der wohl augenscheinlichste Unterschied macht sich im Lowlight-Bereich bei komplett geöffneter Blende und 0 DB Gain bemerkbar:


Hier bestätigt sich noch einmal die enorme Lichtstärke der Sony PMW-EX1. Bis Dato ist uns kein Camcorder unter 10.000 Euros untergekommen, der über so hohes Lowlight-Potential verfügt.
Farbwiedergabe
Zur Farbwiedergabe können wir eigentlich momentan überhaupt nichts sagen, weil die Belichtung uns da zu sehr einen Streich spielt. Chromatische Aberration ist bei überbelichteten Motiven durch eine Überstrahlung der Kanten viel stärker zu sehen - von daher macht es wenig Sinn, danach zu suchen. Da wir aber auch der HVX200 Gerechtigkeit widerfahren lassen wollen, präsentieren wir hier zwei Screenshots aus einem gleichmäßigen, langsamen Schwenk heraus bei tief stehender Nachmittags-Sonne:


Durch die Überbelichtung der Sony geht die Stimmung flöten, wohingegen die HVX200 das goldige Licht korrekt wiedergibt. Würde man anhand dieser Shots derzeit eine Auswahl treffen, läge die HVX200 in Sachen Farbwiedergabe und Belichtung meilenweit vor der Sony. ABER:
Eine Vorserie ist eine Vorserie ist eine Vorserie.
In diesem Sinne ...
Fazit
Mit der Kombination Fujinon-Optik und 1/2" Chip hat Sony mit der PMW-EX1 einen großen Coup gelandet. Falls die Bugs Belichtungsautomatik und die noch ausstehende 1/50 Sekunde Belichtungszeit gelöst werden, hat die EX1 das Zeug zur neuen Referenzklasse bis 10.000 Euro aufzusteigen. Wir sind gespannt auf die Serie.
Hier geht´s zum ersten Teil unseres Vorab Tests mit einer Einschätzung der Bildqualität und Schärfe der EX1
Zur Übersicht der technischen Daten und Test der Sony EX1