Vor fast genau einem Jahr kündeten Apple und Matrox auf der NAB in Las Vegas ihre Zusammenarbeit für eine Echtzeit-Lösung unter Final Cut Pro an. Während Matrox mit der RT 2000 und der DigiSuite unter Premiere/Windows bereits über Echtzeit-Know-How verfügte, galt es bei Apple bei Null anzufangen. Sowohl Final Cut Pro und - noch wichtiger für Echtzeitperformance - Apples Multimediaplattform Quicktime mussten auf Trab gebracht werden. Anfang April 2001 war es dann soweit – Quicktime wurde auf Version 5.0 upgedatet, Final Cut Pro 2.0 kam heraus und ebenso die Mac-Variante der RT 2000, in diesem Falle RT Mac genannt.
Systemvoraussetzungen
Die Mitgliedschaft im Echtzeitclub ist recht exklusiv: Matrox gibt die Systemvoraussetzungen mit einem Powermac G4 (AGP Motherboard) 400 MhZ und 256MB RAM an. Pech, wer noch einen G3 sein eigen nennt.
Installation
Die Installation der RT Mac geht leicht von der Hand. Softwaremäßig sind es: Matrox RT Software 2.0 und Update auf 2.01 sowie Quicktime 5.0 RT und Final Cut Pro 2.0 (falls noch nicht vorhanden). Auf der Hardwareseite findet sich das Echtzeitboard, das in einen freien PCI-Slot gehört, hieran wird die RT Mac Breakout.Box angeschlossen und wahlweise ein zweiter Monitor für mehr Arbeitsfläche. Ein dritter Videokontrollmonitor lässt sich über S-Video an die Break-Out-Box anschließen, womit das 3-Monitor-Kontrollzentrum komplett wäre. Insgesamt vermittelt die Hardware einen solideren Eindruck, als auf den Werbeprospekten. Die Breakout-Box hat trotz des Plastiks ein gutes Gewicht und auch die „Nabelschnur“ zwischen PCI-Karte und Box dürfte einiges an Druck und Zerren aushalten. Nach dem Aufspielen der Software findet sich im Apfelmenue unter Kontrollfelder nun ein Matrox RT Mac Menue, mit dem zwischen NTSC und PAL, sowie zwischen Broadcast (mit TBC) und Consumer (ohne TBC) umgeschaltet werden kann.

Wird Final Cut Pro 2.0 zum erstenmal gestartet, läßt sich auch hier die RT MAC als Konfigurationsmodus auswählen. Letzlich sei noch die praktische„Easy Setup“-Funktion erwähnt: Ist Final Cut erstmal oben, kann in der engl. Version unter > edit > easy setup zwischen Matrox RT Mac analog, composite und firwire gewählt werden – je nachdem, woher das Videomaterial kommt. Nach Rom führen also entsprechend viele Wege und alle sind sie gut ausgeschildert.
Echtzeit I
Auf der PCI-Steckkarte sorgt der gleiche zuverlässige C-Cube Chip für Echtzeit-Beschleunigung wie bei der PC-Version – wenngleich weniger Effekte auf der RT Mac unterstützt werden als unter Windows. Um`s ausführlich zu machen, findet Ihr hier alle unterstützten Echtzeiteffekte für Final Cut Pro 2.0. Mein Tip: Schaut euch die Effekte in Ruhe auf eurem System erstmal an und entscheidet dann, wie oft ihr diese Effekte einsetzt:
1. Cross Dissolve
2. Cross Iris
3. Diamond Iris
4. Oval Iris
5. Point Iris
6. Rectangle Iris
7. Star Iris
8. Band Slide
9. Box Slide
10. Center Split Slide
11. Multi Spin Slide
12. Push Slide
13. Spin Slide
14. Split Slide
15. Swap Slide
16. Center Wipe
17. Clock Wipe
18. Edge Wipe
19. Inset Wipe
20. V Wipe
Dies sieht auf den ersten Blick im Vergleich zur RT 2000 auf dem PC-System erstmal etwas spärlich aus – aber Hand auf´s Herz: Welche Effekte braucht man wirklich? Ich persönlich würde alle Echtzeit Effekte bis auf Cross Dissolve gegen eine Echtzeit-Farbkorrektur eintauschen... O.K., Träumen erlaubt... . Die hier gelisteten Effekte können, wie in Final Cut gewohnt, jeder für sich noch mal finegetuned werden, ebenfalls in Echtzeit.
Echtzeit II
Neben der Unterstützung dieser implementierten Effekte, bietet die RT Mac noch weitere Echtzeitfeatures – wie ich meine Wichtigere: Es lassen sich zwei Videospuren und ein Grafik-Layer oder eine Videospur und zwei Grafik-Layer in Echtzeit darstellen. Somit sind Bild-in-Bild-Effekte bei gleichzeitig eingespieltem Titel möglich – was durchaus ordentlich ist. Keyframeanimationen der einzelnen Spuren und Layer sind ebenfalls in Echtzeit möglich – allerdings sollte man nicht Grafiken im Photoshopformat PSD importieren, sondern auf ebenfalls alpha-kanal-fähiges TGA ausweichen, da beim direkten Import von Photoshop-Dateien die Echtzeitfähigkeit um eine Spur reduziert wird (von drei / zwei Video, eine Grafik auf zwei / ein Video, eine Grafik).

Die Darstellung auf dem externen Videomonitor ist durchweg gut und erfolgt ohne Verzögerung – wer bisher sein externes Videosignal über einen angeschlossenen Camcorder ausgegeben hat, wird die verzögerungsfreie Darstellung zu schätzen wissen.
Die Farbcodierung in Sachen Echtzeit auf der Timeline ist eindeutig: grüner Balken steht für Echtzeit, gelber Balken steht für reduzierte Bildinformation aber Echtzeit, und beim roten muß wie gehabt gerendert werden.
Die von der RT Mac unterstützten Garfiken sind vollwertige 32-Bit-Grafiken, Alpha-Kanäle sind also dabei.
Allerdings darf bei dem Echtzeitsegen nicht vergessen werden, dass bei der letztendlichen Ausgabe auf das DV-Tape alle Effekte wie gehabt gerendert werden müssen. Um auch hier in Echtzeit ausgeben zu können, müsste noch ein zweiter C-Cube-Chip auf das PCI-Board.
Wer seine Videos für Kundschaft schneidet, und diese am besten auch noch nebendran zu sitzen hat, der wird mit dem von Matrox gebotenen Echtzeit-Preview zufrieden sein - solange es sich um Standard-Schnitt und -Effekte handelt.
Von Analog nach Digital
Auch wenn die RT Mac in erster Linie über das Zauberwort „Echtzeit“ von sich Reden macht, für viele wird die Möglichkeit, analoges Videomaterial nach DV zu wandeln und wieder auszugeben, wichtiger sein, als eine Echtzeit-Oval-Iris-Wipe zu besitzen. Um die Qualität des Analog-Digital-Wandlers beurteilen zu können, haben wir die RT-Mac gegen den Sony-Camcorder PD150 antreten lassen, der von Hause aus die Möglichkeit mitbringt, analoges Material über S-Video direkt nach DV auszugeben (EE-Funktion). Angeschlossen war ein Beta-SP-Deck über dessen S-Video-Out das analoge Signal kam. Während der Sony Camcorder das Bild mit einem Tick zuviel Kontrast nach DV wandelte, war das Matrox-Bild ausgeglichen. Im Mikrovergleich der beiden Videos bei 500facher Vergrößerung konnte bei der RTMac eine etwas größere Detailzeichnung, sprich: eine bessere Schärfe als bei der PD150 festgestellt werden. Das Capturen funktionierte problemlos: Kein Stolpern und keine „dropped Frames“.
Von Digital nach Analog
Wer von seinem digitalen Schnitt analoge Kopien ziehen möchte, der wird sich vor allem über die S-Video-Out Buchse freuen. Die Break-Out-Box der RT Mac verfügt auf der Ausgabeseite über die Pendants von der Eingabeseite, als da wären: 1 x S-Video, 1 x FBAS Video (Cinch) und 2 x Audio (Cinch R L). Die Ausgabe über S-Video ist hierbei ebenso umkompliziert wie das Capturen – allerdings muß man für die Zeit der Ausgabe seinen Videokontrollmonitor ausstöpseln, da über eben jene S-Video-Buchse jetzt das Video-Out-Signal für den Videorekorder läuft. Die Qualität des analogen Outputs ist (ohne größere Kontrollmessungen betrieben zu haben) gut..
Unterstützte Formate
Auch wenn wir hier nur DV haben testen können, die RT Mac unterstützt ihren Spezifikationen zu Folge ebenso das sony-eigene DVCAM und das von Panasonic entwickelte DVCPRO-Format.
RT Mac und Mac OS X
Zum Schluß noch ein kleiner Hinweis in Sachen Mac OS X: Wer die bis dato aktuelle Version von Mac OS X auf seinem Rechner installiert hat (10.0.3) und sich wundert, dass er oder sie keine Programme, die als Diskimages aktiviert werden, installieren kann, dem sei gesagt, dass dies wieder problemlos funktioniert, sobald die Matrox-Karte nicht mehr installiert ist. Zur Erklärung: Apple hat den Termin der offiziellen Auslieferung von Mac OS X überraschend um zwei Monate vorverlegt, so dass die Zertifizierung der Hardware unter Mac OS X noch nicht erfolgen konnte. Matrox hat uns mitgeteilt, dass an dem Problem gearbeitet werde.
Fazit
Man merkt der RT Mac an, dass Matrox und Apple intensiv zusammengearbeitet haben. Die Integration der RT Mac in Final Cut Pro 2.0 ist vorbildlich. Im Vergleich zu anderen Analog-Digital-Konvertern ist der Preis von ca. 2.600,- DM gerechtfertigt. Die Echtzeitfeatures sind jedoch noch ausbaufähig. Es darf darauf spekuliert werden, dass Matrox ähnliche Erweiterungen und Upgrades für die RTMac anbieten wird, wie dies bei der RT 2000 der Fall ist. Wer die hier beschriebenen Echtzeiteffekte jetzt braucht, der bekommt mit der RT Mac ein stabiles Produkt, das Spaß macht, bei dem ich persönlich die Analog-Digital-Konverter-Funktion eher im Vordergrund sehe als die Echtzeiteffekte.
rob