Test Die Schärfe der Cine-Kameras von ARRI, Panasonic und RED

Die Schärfe der Cine-Kameras von ARRI, Panasonic und RED

Wir schlagen sich eigentlich Cine-Kameras in der Schärfe gegenüber normalen Consumer-Modellen, die ja nur einen Bruchteil kosten? Wir konnten mal einen Blick darauf werfen.

In den Neunziger Jahren verkündete Kodak, dass ein digitaler Scan mindestens 4K haben müsste, um die Qualität von analogem 35mm Film zu erreichen. Mit dem Aufstieg vom RED ging das Postulat nach mehr Auflösung in der Kinoproduktion sogar in den letzten Jahren in Richtung 6K. Und aktuell will RED sogar offensichtlich 8K zum Gold-Status erheben.



Sieht man sich jedoch bei aktuellen Hollywood-Produktion um, so steht dort ARRI mit seinen ALEXA-Kameras immer noch ganz oben in der Produktionshierachie. Deren ALEV III - Sensor schafft im besten Fall 3,4K und wird meistens sogar nur mit 2,8K genutzt. Viele Hollywood-Filmemacher wie Roger Deakins meinen sogar dass 2K für alle Fälle mehr als ausreichend ist. Wenn man eine analoge 35mm-Kopie eines Spielfilms als Standard heranzieht, ist dies sicherlich nicht verkehrt gedacht. Denn nach diversen Einschätzungen bleiben bei einer analogen Filmkopie für die Kino-Distribution in der Regel nach allen chemischen Kopierprozessen im besten Fall noch 1.5K übrig.



Letzteres können wir in Ermangelung an Testmöglichkeiten zwar nicht nachmessen, glauben es aber aufgrund unserer empirischen Seherfahrungen trotzdem gerne. Was wir allerdings nachmessen können, ist die Schärfe aktueller Cine-Kameras, da wir in den letzten Monaten einige bei uns in der Redaktion zu Besuch hatten.





Panasonic VariCam (LT)

Fangen wir einmal mit der Panasonic VariCam LT an. Diese nutzt wie auch die große VariCam einen Super35mm-Sensor mit einer aktiven Auslesefläche von 24.5 mm x 12.9 mm bei 1:1 pixelnativer Auslesung mit 4096 x 2160 Senseln:



Die Panasonic VariCam LT im slashCAM 4K-Schärfe-Check
Die Panasonic VariCam LT im slashCAM 4K-Schärfe-Check


Sie bietet also keine überschüssigen Pixel für ein Downsampling an, weshalb sie nicht genügend Sensel-Informationen hat um Muster an der 4K-Auflösungsgrenze ohne Aliasing wiederzugeben. Im Gegensatz zu vielen Consumerkameras (oder beispielsweise auch zu einer Sony FS7) setzt die VariCam 35/LT auf eine Filterung der Details. Dadurch kommen die Artefakte zugunsten eine Unschärfe nicht so stark zum Vorschein. Dies kommt einer typischen Cine-Ästetik schon einmal sehr entgegen, die meistens sowieso auf etwas weniger Detailschärfe fußt. Kurz gesagt: Das Debayering präferiert Unschärfe vor Artefakten, was man bei 4K-Consumer-Kameras selten findet.





ARRI ALEV III (AMIRA/ALEXA)

Letzteres darf man vom ARRI-Sensor ebenfalls behaupten: Wir hatten zu Referenzzwecken kürzlich auch eine AMIRA bei uns in der Redaktion, welche den gleichen Sensor wie die großen ALEXA-Modelle besitzt (ALEV III). Die AMIRA erzeugt ihr 4K-Bild allerdings anders, als die übrigen Konkurrenten, weil ihr Sensor (in einer Art Open Gate Mode) nur 3,2K Horizontal-Sensel liefert, die vor der Aufnahme auf 4K/UHD hochskaliert werden.



Die ARRI AMIRA im slashCAM 4K-Schärfe-Check
Die ARRI AMIRA im slashCAM 4K-Schärfe-Check




So sieht man auch klar in unserem Chart, dass die feinsten Details komplett fehlen und die etwas gröberen Strukturen ebenfalls stärker gefiltert werden, um den Artefakten wenig Raum zu geben. Dafür besitzen die einzelnen Sensel von ARRI mehr Fläche als die Konkurrenz, was wiederum bei der Lichtempfindlichkeit und der Dynamik Vorteile bringt.





RED DRAGON (RAVEN/SCARLET-W)

Bei RED lässt sich die Sache mit der Schärfe dagegen nicht so einfach abhandeln. Denn hier bestimmt die eingesetzte Skalierung in der Postproduktion neben dem Debayering-Algorithmus die Zielauflösung. Da man mit den RED Kameras von 2K bis zu teilweise sogar 8K filmen kann, stehen bei allen Auflösungen über 4K immer mehr Sensel zur Verfügung, als im hier angenommenen 4K-Zielformat. Filmt man also ab 4,5K so skaliert man das Material in seinem Schnittprogramm sowieso auf 4K herunter. Macht man dabei keinen groben Fehler, so ist die gebotene Schärfe in 4K immer sehr gut.



Eine 4,5K-RED DRAGON-Aufnahme auf 4K herunterskaliert.
Eine 4,5K-RED DRAGON-Aufnahme auf 4K herunterskaliert.


Skaliert man -wie im obigen Beispiel- von 4,5K herunter, so bewegt man sich noch an der Grenze zu einem perfekten Debayering unseres Testbildes. Ab 5K lassen sich dann kaum noch sichtbare Artefakte in 4K ausmachen.





Fazit

Einzig RED schafft es bei Auflösungen ab 5K unser Testchart praktisch fehlerfrei zu repoduzieren. Dies ist jedoch vor allem dem Herunterskalieren in der Postproduktion zu verdanken. ARRI und Panasonic setzen dagegen auf eine Filterung der Details, was dem klassischen, analogen Filmlook ästhetisch sogar entgegenkommt. Doch natürlich kann man die RED-Clips ebenfalls in der Post filtern, bzw. weicher debayern lassen. Somit bieten die RED-Modelle in dieser Hinsicht den meisten Spielraum. Wer jedoch sowieso vorhat, die 4K-Schärfe durch Filterung oder Herunterskalierung auf 2K zu reduzieren, weil er eine cinematische Ästhetik sucht, hat heute schon bei fast allen verfügbaren 4K-Kameras mehr Schärfe zur Verfügung, als die noch typische Kino-Sehgewohnheit (v)erträgt.


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