Gegenüber dem Vorjahresmodell HF R38 scheint die Kamera auf den ersten Blick unverändert: Eher bescheidene 38,5mm Weitwinkel (Kleinbild-äquivalent) mit entsprechend extremem 32fach-Zoom. Die Chipgröße beträgt weiterhin echte 1/4,85 Zoll mit 3 Millionen Pixeln, von denen 2,07 Millionen Pixel effektiv genutzt werden.
Echte Veränderungen zeigen sich jedoch bei den Aufnahme-Formaten: So ist Canon jetzt mit der Konkurrenz gleichgezogen und bietet nun AVCHD mit 50p an. Alternativ gelingt auch eine direkte MP4-Aufnahme, und das sogar mit 35 Mbit/s bei ebenfalls 50 Vollbildern pro Sekunde. Grund dafür ist der neue DIGIC DV4 Signalprozessor, den Canon ab sofort in allen neuen Camcordern zu verbauen scheint. Allerdings fallen bis auf die höheren Bildraten gegenüber den Vorgängern ansonsten kaum weitere Neuigkeiten ins Auge.

Das Objektiv besitzt weiterhin nur einen manuellen Verschluss, dafür ist der mitgelieferte Akku nicht mehr so kurzatmig wie beim Vorgänger. Fast 90 Minuten Aufnahme am Stück waren bei unserem Modell möglich. Dass ist zwar nicht Spitzenklasse, jedoch schon ein Argument gegenüber Smartphones, die beim Dauer-Filmen meistens relativ schnell schlapp machen.
Nach dem Einschalten findet man nur die Programm-Automatik als halb manuellen Bedienungsmodus. Einen Zugriff auf den Shutter oder auf konkrete Blendenzahlen mit Gain gibt es in dieser Preisklasse bei Canon nicht. Ein kleiner Trick hilft zu immerhin festbleibenden Werten beim Filmen, ohne dass man von der Automatik überrascht wird. Hierfür wählt man die Programmautomatik und kann dann zusätzlich über den Parameter Belichtung indirekt die Blende festsetzen. Dies gelingt zwar nicht mehr in aussagekräftigen F-Werten, sondern nur noch in (EV-) Korrektur-Angaben, also +/- 3.0 Stufen. Besser als nichts ist das allemal, Panasonic zeigt sich bekanntlicherweise offener für manuelle Eingriffe.
Zebra, Histogramm oder Einstellungen der Bildcharakteristik (Farbtiefe, Schärfe, Kontrast und Helligkeit) fanden wir nicht vor.
Bei den Audiofunktionen gewährt Canon zwar einen Kopfhörer-Ausgang sowie eine Pegelanzeige mit feinfühliger, manueller Aussteuerung für das interne Mikrofon. Einen externen Mikrofon-Eingang gibt es jedoch nicht. Positiv ist uns auch noch die variable Einstellung der Zoomgeschwindigkeit in drei Stufen aufgefallen.
Das Display sieht mit seinen 230.000 Pixeln deutlich pixeliger aus, als beim Primus in dieser Preisklasse der Panasonic HC-V727. Dafür muss man auch positiv den erweiterten Bildauschnitt beim Fokussieren anerkennen, der das manuelle Scharfstellen wieder etwas erleichtert.
Canon hält weiterhin am Konzept des eingebauten Speichers fest und so besitzt auch die HF R48 32GB internen Speicher, der sogar zur parallelen Aufnahme von MP4 und AVCHD auf SD-Karte genutzt werden kann. Und beinahe selbstredend gehört nun auch WLAN zum Lieferumfang in dieser Preisklasse.
Aus dem Messlabor
Der Messverlauf erstreckt sich sehr linear und ohne auffälligen Bauch fast über das gesamte Messspektrum und erinnert stark an die größeren Canon-Geschwister.
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Das ISO-Chart zeigt relativ wenig künstliche Nachschärfung bei guter Auflösung, die jedoch auch leichte Moiré-Effekte in den Kreisen mit sich bringt.
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In der unveränderlichen Werkseinstellung ist der Farbpegel noch nicht zu stark angesetzt und bei der Farbdifferenzierung gibt es "rein" gar nichts auszusetzen.
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Der geringe Weitwinkel wird dank DICIC DV4 nun auch bei Canon digital entzerrt. Kerzengrade Linien sind die Folge, die selbst Primus Sony nicht schöner hinbekommt.
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Die Farbgebung in der Werkseinstellung ist ziemlich neutral, marginale Änderungen der Bildcharakteristik sind leider nicht möglich.
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Bei wenig Licht rächt sich die geringe Sensorgröße. Dunkle, stark verrauschte Bilder sind die Folge.
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Im Audiobereich punktet Canon beim eingebauten Mikrofon mit dem besten Geräuschspannungsabstand seiner Klasse.
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Fazit
In der HF-R48 finden sich zwar ein paar Technikkomponenten, die auch in Profimodellen zum Einsatz kommen, doch wegen der gebotenen Einschränkungen ist davon fast nichts zu merken. Die Bildqualität der Kamera liegt ungefähr auf den Niveau der meisten Konkurrenten, nur bei wenig Licht fällt sie aufgrund des kleinen Sensors deutlich ab. Dazu bietet die Kamera sehr wenig Weitwinkel, kaum manuelle Eingriffsmöglichkeiten, ein gering auflösendes Display und keinen Mikrofonanschluss. Für die Kamera spricht dagegen die halbautomatische Belichtungsarretierung, die grundsätzlich runde Bildqualität, der große optische Zoombereich nicht zuletzt der Preis. Schließlich ist die HF-R48 rund 100 Euro billiger als ihre direkten Konkurrenten.



























